Für die umfangreichen Messungen der Wissenschaftler wurde ein zeitlich begrenztes und einzigartiges Observatorium in Fendt am Peißenberg aufgebaut. Es soll die bislang größte Intensivmesskampagne in Deutschland werden.
Die Bodenfeuchte spielt eine zentrale Rolle fürs Klima
Die Wetter-Messstationen in Fendt am Peißenberg standen vor kurzem noch fast unter Wasser. Jetzt ist der Boden bereits wieder ausgedörrt, weil es so heiß ist. Das sogenannte Mikroklima entscheidet, wie lange sich Feuchtigkeit im Boden halten kann. Um das voraussagen zu können, braucht es detaillierte Informationen zum Wasserhaushalt vor Ort.
"Die Bodenfeuchte spielt eine ganz zentrale Rolle im Klimasystem. Sie steuert, wie sich die einfallende Sonnenstrahlung aufteilt, wie viel zum Beispiel wieder verdunstet. Das beeinflusst den gesamten Wasserkreislauf." Harald Kunstmann, Lehrstuhl für Regionales Klima und Hydrologie an der Universität Augsburg
Klimamesstechnologie ist dem Wasser vor Ort auf der Spur
Im Kofferraum eines Fahrzeugs befindet sich ein sogenannter Neutronenzähler. Er registriert kosmische Strahlung, die permanent aus dem All kommt und in den Boden eindringt. Das Gerät zählt, wieviel davon aus dem Erdreich wieder zurückgeworfen wird. Je trockener der Boden, desto mehr reflektierte Neutronen kommen bei der Fahrt im Messfahrzeug an.
"Uns interessiert, wie sich das Wasser im Boden verteilt - in Abhängigkeit von den Wurzeln und in Abhängigkeit von den Pflanzen. Das Messfahrzeug macht es möglich, dass wir umherfahren und größere Flächen einbeziehen können." Harald Kunstmann, Lehrstuhl für Regionales Klima und Hydrologie an der Universität Augsburg
Daten ermöglichen Prognosen zu Starkregen und Dürren
Die Klimaexperten in Fendt am Peißenberg sind von vier Universitäten aus ganz Deutschland und von drei Helmholtz-Forschungseinrichtungen angereist. Sie sammeln auch mit Drohnen eine Vielzahl an Klimadaten. Diese sollen dann in ein regionales Klimamodell eingerechnet werden. Ziel ist es, lokale Vorhersagen von Starkregen oder Dürren treffen zu können und den Klimawandel besser eingrenzen zu können.
"Die Landwirte der Region interessieren sich sehr für unsere Forschung, weil sie auch vom Klimawandel betroffen sein werden. Wir finden hier eine sehr große Offenheit, mit uns diese Messkampagne durchzuführen." Harald Kunstmann, Lehrstuhl für Regionales Klima und Hydrologie an der Universität Augsburg
Die Ergebnisse sollen nicht nur bayerischen Landwirten helfen, bei Extremwetter erfolgreich Nahrungsmittel zu produzieren. In Zukunft sollen lokale Klimamodelle auch in anderen Regionen für mehr Planungssicherheit sorgen: beispielsweise in der afrikanischen Savanne, die schon heute von Hungerkatastrophen bedroht ist.