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Herzzentrum München feiert 10-jähriges Herz-OP Jubiläum

Vor zehn Jahren gab es am Herzzentrum in München die erste Herzklappen-Operation mittels Katheter. Ein Verfahren, das Herzchirurgen weltweit kritisch beäugten oder ganz ablehnten. Heute sind die Zweifel verflogen. Von Oliver Römhild

Vier Monitore schweben über dem OP-Tisch, und von der Patientin sieht man fast nichts. Große blaue Operationstücher decken sie ab. Ein großer Röntgenapparat schwebt über der Stelle, wo der Brustkorb liegt. Die 80-jährige Patientin erhält eine neue Herzklappe. Dafür muss der Herzchirurg den Brustkorb nicht aufschneiden. Er ersetzt die Klappe ferngesteuert, mit Hilfe eines Katheters von der Leiste aus. Die Methode heißt kurz TAVI, das steht für Transkatheter Aortenklappenimplantation.

Neuland für Chirurgen

Professor Rüdiger Lange war der erste Herzchirurg in ganz Deutschland, der dieses minimal-invasive Verfahren schon vor zehn Jahren eingesetzt hat. Damals machte er sich damit in Kollegenkreis mehr Feinde als Freunde. Denn für Chirurgen war das absolutes Neuland.

Orientierung via Röntgenbild

Ein kleiner, ein Zentimeter großer Schnitt in der Leiste der Patientin, das ist die einzige Wunde. Dort setzt der Chirurg den Katheter an, steuert die Sonde über eine Arterie bis mitten ins Herz. Als Orientierung hat er nur ein schwarz-weißes Röntgenbild auf dem Bildschirm vor sich.

Kleiner Metallkorb drückt die Herzklappe zur Seite

Die neue Klappe ist zunächst noch zusammengefaltet. Der Chirurg setzt sie genau dahin, wo das Herz die funktionierende Klappe braucht. Ein kleiner Metallkorb entfaltet sich, drückt die alte Klappe zu Seite. In dem Korb übernimmt die künstliche Klappe die Arbeit. Das war's. 30 Minuten hat die Operation gedauert.

Weniger Risiko für Patienten

Prof. Rüdiger Lange betont, dass gerade für ältere oder schwache Patienten die Katheter-Methode das Risiko erheblich mindert. Bei einer Operation am offenen Herzen würden sie sonst Wochen brauchen, um wiederauf den Beinen sein zu können und völlig fit zu werden. Die Methode TAVI sei nur ein erster Schritt. Die Herzchirurgie stehe vor weiteren großen Veränderungen.

"Der Katheter wird immer öfter das Skalpell ersetzen." Herzchirurg Prof. Rüdiger Lange