Illustration des fliegenden NASA Ingenuity Mars-Helikopters, während der Mars-Rover Perseverance sich am Boden entfernt.
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Im dritten Anlauf glückte heute der Jungfernflug des Helikopters Ingenuity auf dem Mars.

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Ingenuity gelingt historischer Jungfernflug über den Mars

Begeisterung bei der NASA: Der historische Jungfernflug von Ingenuity auf einem anderen Planeten ist geglückt. Der Helikopter stieg heute im Mars-Krater Jerezo planmäßig in drei Meter Höhe auf und landete anschließend wieder sicher im Mars-Staub.

Der erste Flug über einen fremden Planeten war eine Geduldsprobe - mit Happy End. Nachdem der Start des Mars-Helikopters Ingenuity (engl. für "Scharfsinn") wegen Software-Problemen zunächst mehrmals verschoben werden musste, konnte der Mini-Hubschrauber heute Morgen seinen historischen Flug absolvieren. Mehr als ein Jahrhundert nach dem ersten motorisierten Flug auf der Erde ist ein solches Manöver nun erstmals auf einem anderen Planeten gelungen.

"Es ist wahr, es ist wirklich wahr. Wir können jetzt sagen, dass Menschen einen Drehflügler auf einem anderen Planeten geflogen haben." Ingenuity-Projektmanagerin MiMi Aung, NASA-Kontrollzentrum, Pasadena, Kalifornien (USA)

Jubel nach dreistündiger Wartezeit

Der ultraleichte, nur 1,8 Kilogramm schwere Hubschrauber Ingenuity startete sein historisches Flugmanöver auf dem Roten Planeten bereits um 9.30 Uhr MESZ. Da die Übertragung der Daten vom Mars zur Erde aber einige Zeit dauert, war im viele Millionen Kilometer vom Roten Planeten entfernten Pasadena (Kalifornien) erst rund drei Stunden nach dem Jungfernflug klar: Die Mission ist gelungen. Nach Auswertung der Daten konnten die NASA-Ingenieure den erfolgreichen Verlauf des historischen Flugs verkünden. Jubel im NASA-Kontrollzentrum.

Bildrechte: NASA/JPL-Caltech
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Der Schatten von Ingenuity auf der Marsoberfläche, aufgenommen von der Bordkamera des Mars-Hubschraubers.

Planmäßiger Flugverlauf

Die Daten des Flugmanövers waren vom Helikopter Ingenuity zum Mars-Rover Perseverance und von dort zur Erde geschickt worden. Eine Grafik zeigte den Ingenieuren: Planmäßig war Ingenuity von der Mars-Oberfläche senkrecht aufgestiegen, eine Weile in etwa drei Metern Höhe geschwebt und nach 39,1 Sekunden wieder sicher im Mars-Krater Jerezo gelandet. Und nicht nur das: Ingenuity dokumentierte seinen historischen Flug, während er über dem Mars schwebte, mit einem schwarz-weiß-Foto, aufgenommen von der bordeigenen Kamera.

Viele Hürden zu bewältigen

Ingenuitys erster Flug über der Marsoberfläche war für die Ingenieure der NASA aus vielerlei Gründen eine besondere Herausforderung. Denn die Fliegerei auf dem Roten Planeten findet unter völlig anderen Bedingungen als auf der Erde statt. Der Luftwiderstand auf dem Mars ist hundertmal geringer als auf der Erde, denn die Dichte der Mars-Atmosphäre beträgt nur ein Prozent der Erdatmosphäre. Auf dem Mars herrscht also eine so dünne Luft, dass es buchstäblich schwer ist, in die Luft zu gehen. Andererseits: Die Anziehungskraft auf dem Mars beträgt nur ein Drittel der Erdanziehungskraft. Und schließlich ist es nachts bis zu minus 90 Grad Celsius kalt, was für Batterien und andere Elektronik des Fluggeräts leicht das Todesurteil bedeuten kann.

Ingenuity - eine fliegende "Taschentücher-Box"

Die große Herausforderung für die Raumfahrttechnik war es daher, ein besonders leichtes Fluggerät mit sehr starken Rotoren zu entwickeln. Nicht umsonst bezeichnete eine NASA-Ingenieurin Ingenuity als "eine Taschentücher-Box, die an Rotoren mit 1,2 Metern Spannweite hängt". Für den Hubschrauber wurden spezielle Rotorblätter aus Karbonfaser angefertigt, die in zwei übereinander liegenden Rotoren in gegenläufiger Richtung kreisen, und das sehr schnell: Sie drehen sich mit mehr als 2.500 rpm (Umdrehungen pro Minute) - etwa zehnmal schneller als bei normalen Hubschraubern.

Bildrechte: NASA/JPL-Caltech
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Ingenieure des Ingenuity-Entwicklerteams im NASA-Kontrollzentrum in Pasadena (Kalifornien)

Weitere Testflüge des Mars-Helikopters geplant

Ingenuity soll nun in den kommenden Wochen weiter getestet werden. Geplant ist, dass Ingenuity noch viermal abhebt, um dann auch kleine Strecken über den Mars zu fliegen. Dabei geht es der NASA vor allem darum, herauszufinden, ob Fluggeräte helfen können, auch unzugängliche Gegenden auf dem Mars oder anderen Planeten zu erkunden.

Ingenuity befindet sich bereits seit sieben Wochen auf dem Mars. Der Mini-Helikopter hatte an Bord des NASA-Rovers "Perseverance" (auf Deutsch etwa: Durchhaltevermögen) Ende Februar - nach 203 Flugtagen und 472 Millionen zurückgelegten Kilometern - mit einem riskanten Manöver in einem ausgetrockneten Mars-See, dem Jerezo-Krater, aufgesetzt. Diesen Krater mit einem Durchmesser von etwa 45 Kilometern soll "Perseverance" in den kommenden zwei Jahren untersuchen.

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