Strom- und Heizkosten gehen durch die Decke - doch es gibt im Haushalt viele Möglichkeiten zu sparen, die zusammengenommen durchaus etwas ausmachen. Wir haben mit einem Energieberater einen virtuellen Rundgangs durchs Haus gemacht.
Was passiert, wenn ich im Winter gar nicht heize?
Die Heizung komplett abzudrehen ist aus mehreren Gründen keine gute Idee: Zum einen verbraucht das Aufheizen viel mehr Energie als das Warmhalten. Das ist Physik, das kennt man z.B. vom Autofahren: Wer viel beschleunigt, muss häufiger tanken als der, der gleichmäßig fährt. Zum anderen nimmt kalte Luft die Feuchtigkeit schlechter auf und dann kann es sein, dass man ein Schimmelproblem bekommt.
Deshalb sollte man schauen, dass man eine Mindesttemperatur von 16 Grad immer beibehält. Wenn man aber nicht da ist, wenn man schläft oder einen einzelnen Raum gerade nicht so braucht, kann man auf diese Mindesttemperatur natürlich problemlos runtergehen. Gerade bei Gebäuden mit hohem Energieverbrauch kann man so 15 Prozent der Heizenergie sparen.
Was sind die größten Fehler, die man beim Heizen machen kann?
Zum einen natürlich zu hohe Temperaturen: Es ist sehr subjektiv, wer es wie warm mag. Aber zum Beispiel im Schlafzimmer werden eher 18 als 20 Grad empfohlen, das soll für den Schlaf auch besser sein. Falsch wäre auch, die Heizung komplett abzudrehen, dazu gehört auch, Räume durch die Tür mitzuheizen und zu sagen "Im anderen Raum ist es warm, das reicht ja".
Dann drohen Schimmelprobleme, auch durch den Zug, der da entsteht. Der dritte Tipp ist: Den Heizkörper nicht zustellen, also z.B. durch Möbelstücke oder Wäsche, die man darauf trocknet. Dann kann sich nämlich die Heizenergie nicht so gut im Raum ausbreiten und dann benötige ich mehr Energie, um den Raum aufzuheizen. Ein häufiger Fehler ist auch falsches Lüften.
Wie lüfte ich richtig?
Man sollte die Fenster im Winter nicht gekippt lassen, sondern Stoßlüften, das bedeutet zwei bis dreimal pro Tag sollte man die Fenster für fünf bis zehn Minuten wirklich komplett aufmachen. Dann wird die Luft im Raum ausgetauscht, es kommt neue Luft rein, neuer Sauerstoff. Aber ein Großteil der Wärme ist eben auch in den Wänden und in den Möbeln gespeichert und die bleibt in der Zeit drin und so kann man schneller den Raum wieder hochheizen, braucht dafür weniger Energie als wenn die Heizung quasi durchgehend gegen den Zug ankämpfen muss.
Ab welcher Außentemperatur sollte man die Heizung einschalten?
Ab wann man die Heizung aufdrehen sollte, hängt vom Gebäude ab. Wenn die Innentemperatur unter 17 oder 18 Grad fällt, dann ist es auf jeden Fall soweit. Die Dämmung und die Bauart des Gebäudes beeinflusst das. Wenn man einen Altbau anschaut, vor 1980 gebaut, dann ist es bereits ab 15 bis 17 Grad Außentemperatur der Fall, dagegen bei einem topmodernen Passivhaus zum Teil erst bei neun bis elf Grad Außentemperatur.
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Grafik: Wie viel mehr zahle ich für Gas und Strom?
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Kann man mit einer Fußbodenheizung Heizkosten sparen?
Fußbodenheizungen sind generell gut, sind besser als die üblichen Thermostate oder Heizkörper an der Wand, weil sich die Wärme besser im Raum verteilt. Dasselbe gilt für Deckenheizungen – auch wenn die Thermik natürlich vom Fußboden nach oben besser funktioniert. Das heißt, wer mit einer Fußbodenheizung heizt, hat generell schon einen Vorteil.
Den Heizkörper mit smarten Thermostaten versehen – bringt das was?
Ja, das ist ein guter Tipp. Man kann damit im Schnitt etwa 30 Prozent der Heizkosten (also je nach Wohnung mehrere hundert Euro) einsparen. Smarte Thermostate gibt es von verschiedenen Anbietern, sie kosten etwa 30 Euro.
Sie sorgen dafür, dass nur warm geheizt wird, wenn man zuhause ist. Man kann sie auch so einstellen, dass man sich Räume vorheizt. Diese Thermostate erkennen die Temperatur im Raum, erkennen auch, ob ein Fenster offen ist und unterstützen einen beim richtigen Heizen.
Wie stelle ich analoge Heizthermostate richtig ein – was bedeuten die Zahlen?
Die Zahlen stehen für einzelne Temperaturen, das kann man ganz einfach nachschlagen, wofür welche Temperatur steht. Das Thermostat fühlt die Raumtemperatur und heizt eben, bis die gewünschte Temperatur erreicht ist. Es ist also nicht so, dass es eine Wärmestufe 5 gibt, sondern für diese 5 steht je nach Thermostat eine bestimmte Raumtemperatur.
Wie entlüftet man eine Heizung?
Gluckert es in Ihrer Heizung? Wird sie nicht richtig warm? Dann liegt es häufig daran, dass Luft im Heizkörper ist - und das verbraucht mehr Energie. Das zu beheben, ist kein Hexenwerk und schnell gemacht, empfiehlt die Verbraucherzantrale in ihren "10 einfachen Tipps zum Heizkosten sparen". Als Mieter einer Wohnung drehen Sie das Thermostatventil voll auf und warten, bis die Heizkörper warm werden. Dann drehen Sie das Entlüftungsventil mit dem Heizungsschlüssel auf, lassen alle Luft komplett entweichen und warten bis Wasser austritt. Um das aufzufangen, sollten Sie ein Gefäß oder Lappen parat halten. Danach drehen Sie das Ventil wieder fest zu und schalten die Heizung wieder runter,
Viele kaufen sich nun Heizlüfter: Macht es Sinn, sich einen zu holen?
Nein. Natürlich steigen jetzt die Gaspreise und deshalb wollen viele ihre Heizkosten senken. Aber wenn man sich das genau anschaut, sieht man: Strom ist immer noch teurer als Gas. Gas ist jetzt bei ungefähr 20 Cent pro Kilowattstunde, bei Neuverträgen zum Teil noch teurer. Aber Strom liegt bei über 30 Cent pro Kilowattstunde.
Diese Kilowattstunde drückt aus, was ich an Energie aufwenden muss, um zu heizen. Das liegt auch daran, dass Strom zum Teil aus Gas gewonnen wird und daher Strompreiserhöhungen ins Haus stehen. Das bedeutet: Mit Heizlüftern senkt man vielleicht seine Gasrechnung, aber zahlt beim Strom umso mehr drauf.
Was sind die größten Stromfresser im Haus?
Worauf man wirklich schauen sollte, sind alte Geräte, die man bloß nicht wegschmeißen möchte, weil sie noch funktionieren: Zum Beispiel ein alter Gefrierschrank im Keller, der nicht gut abgetaut ist und nur zur Hälfte gefüllt: Der kann schon einmal mehrere hundert Euro an Kosten dazukommen lassen.
Generell auch alte Fernseher, alte Trockner, alte Glühbirnen: Da gab es so große Technologiesprünge in letzter Zeit, dass ein neues Gerät oft nur zehn Prozent des Verbrauchs vom alten hat. In der Küche sind es vor allem alte Gusseisenherdplatten, die ein Vielfaches von dem verbrauchen, was moderne Induktionsherde oder Ceranplatten verbrauchen. Leuchtmittel lassen sich auf Energiesparlampen oder LED umstellen.
Machen abschaltbare Steckerleisten Sinn?
Im Wohnzimmer sorgt die wesentlich schärfere EU-Öko-Designverordnung dafür, dass mittlerweile viele moderne Geräte im Standby-Betrieb nicht mehr maßlos Energie über den Stecker ziehen dürfen. Bei einer längeren Auszeit muss der Verbrauch sogar unter einem Watt liegen. Allerdings veranschlagt das Umweltbundesamt (UBA) für jeden deutschen Haushalt Verbrauchskosten von etwa 100 Euro im Jahr bei Standby-Betrieb. Abschaltbare Steckerleisten sind daher immer eine gute Option.
Lohnen sich Duschsparköpfe im Badezimmer?
Der größte Energieverbrauch im Haus entfällt auf das Heizen von Räumen, der zweite auf das Duschen. Das sind Hebel, durch die man viel bewegen kann. Duschsparköpfe kosten nur etwa 20 Euro, verbrauchen aber oft deutlich weniger Wasser als herkömmliche Duschköpfe. Man kann das einfach prüfen, man kann schauen, wie viel Wasser etwa in 30 Sekunden durch den eigenen Duschkopf fließt und das mit den Herstellerangaben von einem Sparduschkopf vergleichen. Alte Duschköpfe lassen zum Teil 16-18 Liter Wasser durch. Sparduschköpfe lassen nur sechs Liter Wasser durch, ich kann also meinen Wasserverbrauch zum Teil dritteln – und das spart richtig viel ein.
Was bringt es, kalt zu duschen?
Auf den Energieverbrauch gerechnet, bringt das sehr viel. Wer komplett kalt duscht, hat praktisch gar keine Heizkosten. Kaltes Wasser ist sehr günstig. Die Frage ist nur, ob man das bei seiner spärlich beheizten Wohnung den ganzen Winter durchhalten kann.
Waschmaschine: Ganz vollstopfen oder normal befüllen?
Waschmaschinen arbeiten vollbeladen immer besser als teilbeladen, weil sich die Wäsche die Energie und das warme Wasser dann teilen kann. Moderne Geräte wiegen die Wäsche vor dem Waschgang und passen das Programm dann entsprechend an und regulieren den Wasserverbrauch.
Eco- oder Sparprogramme bringen bei Waschmaschinen oder Geschirrspülern eine wirkliche Ersparnis, auch wenn sie länger laufen. Die meiste Energie wird nämlich für das Aufheizen des Wassers benötigt. Das versuchen die Hersteller mittels längerer Einwirkzeit und niedrigeren Temperaturen auszugleichen. 30 Grad statt 40- oder 60-Grad-Wäsche bedeutet bei vielen Maschinen eine Halbierung der Kosten. Einmal im Monat sollte man allerdings mit dem heißen Intensivpogramm waschen oder spülen, um Rückstände in Maschine und Schläuchen zu entfernen.
Bringt es etwas, auf den Wäschetrockner zu verzichten?
Vor allem Kondenstrockner verbrauchen viel Energie. Besser gut schleudern, als den Trockner anzuwerfen. Ein Ladung Klamotten im Trockner verbraucht teilweise so viel wie zwei 60-Grad-Wäschen.
Wie kalt sollte der Kühlschrank eingestellt sein?
In der Küche laufen Kühl- und Gefriergeräte im Dauerbetrieb. Sie allein verbrauchen etwa ein Fünftel des gesamten Stroms im Haushalt. Oft sind die Geräte überdimensioniert und verbrauchen entsprechend mehr. Pro Person sind eigentlich 50 Liter Fassungsvermögen ausreichend plus – so die Faustregel – 50 Liter pro Haushalt. Macht 150 Liter für einen Zwei-Personen-Haushalt, was einem kleinen Standard-Kühlschrank entspricht.
Kühlgeräte sind meist zu frostig eingestellt, dabei spart jedes Grad höher etwa fünf Prozent Energie. Sieben Grad in der Mitte des Kühlschranks sind vollkommen ausreichend, das lässt sich mittels eines kleinen Thermometers auch nachmessen. Minus 18 Grad werden für das Gefrierfach empfohlen.
Kann ich auch beim Kochen sparen?
Mit der richtigen Herdplatte für den die entsprechende Topfgröße wird die Effizienz gesteigert. Wer viel kocht, spart damit etwa 40 Euro pro Jahr. Mit dem Deckel auf dem Topf lassen sich Speisen dreimal schneller erwärmen. Ein Wasserkocher bringt Nudelwasser schneller und sparsamer zum Kochen als ein Topf auf einem Masse-, Glaskeramik oder Gas-Kochfeld. Nur der Induktionsherd kann da mithalten, weil auch hier das Wasser über den Topf quasi direkt erhitzt wird. Umluft im Backofen ist effizienter als Ober- und Unterhitze. Die Temperatur lässt sich absenken. Je nach Modell kann hier bis zu 20 Prozent Energie eingespart werden.
Was gilt es bei der Dämmung zu beachten?
Die Wärme sucht sich den einfachsten Weg. Wenn das Fenster z.B. nicht gut isoliert ist, geht die Wärme dort hinaus. Mit Isolierband lässt sich ein solches Problemschneller beheben als wenn man die Dämmung der Mauer neu machen lässt.
Lohnt sich der Umstieg auf ein E-Auto derzeit trotz der hohen Strompreise?
Das lohnt sich, weil es viele Möglichkeiten gibt, sein E-Auto zu betanken: Zum Beispiel über eine eigene Stromerzeugung durch Photovoltaikanlagen. Deswegen bieten auch viele Shops es an, das Auto günstiger zu beladen.
Es gibt eine einfache Faustregel: Man kann den Kilowattstundenstrompreis mal drei nehmen, dann käme man vom Verbrauch her ungefähr auf das, was der Literpreis an Treibstoff wäre. Und selbst wenn wir jetzt einen teuren Haushaltsstrom-Tarif haben, sagen wir mal bei 40 Cent, dann wäre man mal drei bei 1,20 Euro – und davon kann man als Benzin- oder Dieselfahrer momentan nur träumen.
Post vom Versorger, die Preise steigen: Kann man dagegen Widerspruch einlegen?
Das ist sehr schwierig. Aktuell stehen auch die Versorger sehr unter Druck, weshalb auch die Gesetzeslage laufend angepasst wird. Es gab früher viele Verträge mit Preisgarantien, wer so einen Vertrag hat, kann sich sehr glücklich schätzen. Aber zurzeit muss man leider schauen, wie sich der gesamte Energiemarkt entwickelt. Deshalb ist Energiesparen derzeit nicht nur ein Beitrag für den eigenen Geldbeutel, sondern auch für die Gesellschaft.
Lohnt sich ein Wechsel des Strom- oder Gasversorgers im Moment noch?
Momentan lohnt sich das nicht mehr. Früher wurde empfohlen, alle paar Monate zu wechseln, wie bei Handyverträgen. Aber aktuell sollte man bei seinem Versorger bleiben. Es kann sich glücklich schätzen, wer einen guten Vertrag hat – aber grundsätzlich sollte jeder schauen, dass er seinen Verbrauch senkt.
Mit Tipps von Sebastian Schmidt, Energieberater bei der Online-Energieberatung Smartricity