Eine Orchidee (Knabenkraut) im Naturpark Ammergauer Alpen
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Orchideen gibt es im Naturpark Ammergauer Alpen viele – man muss nur genau hinsehen.

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Heimische Orchideen – bedrohte Schönheiten in Bayern

Orchideen sind mehr als exotische Zimmerpflanzen – mehr als 20.000 Arten gibt es weltweit, über 70 davon sind in Bayern heimisch. Noch. Doch zu wenig Lebensraum und der Klimawandel bedrohen die Pflanzen. Dazu kommt noch ein weiteres Problem.

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

Wer denkt, Orchideen wären per se etwas Exotisches, der hat sich getäuscht. Robert Löffler nennt aus dem Stand jede Menge Orchideen-Arten, die alle in Bayern heimisch sind: "Also wir haben hier einen Frauenschuh, die Breitblättrige Sumpfwurz, dann haben wir das Schwerblättrige Waldvögelein, das Knabenkraut ... also bei uns gibt es ungefähr 40 Orchideenarten im Ammertal."

Robert Löffler weiß, wo man sie findet. Denn er beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit heimischen Orchideen in Bayern und bietet regelmäßig Orchideen-Spaziergänge im Naturpark Ammergauer Alpen an. Wie viele Arten er dabei genau findet, weiß er nie. An guten Tagen sind es bis zu zwölf.

Großen Orchideenvielfalt – auch in Bayern

Kurz hinter dem Ortsausgang von Unterammergau findet er die erste Orchidee: das Fleischfarbene Knabenkraut. Eine Orchideenart, die für diese Gegend typisch ist. Sie ist kleiner als die Gräser, die um sie herum wachsen, und hat eine fast schon zylinderartige Form. Durch ihre knallig lila gefärbten Blüten sticht sie sofort heraus. Nach kurzer Zeit hat Löffler außerdem das Breitblättrige Knabenkraut und das Traunsteiner Knabenkraut gefunden. Für den eigenartigen Namen hat Robert Löffler eine Erklärung. Die meisten Orchideenarten haben kleine Knöllchen als Speicherorgane im Boden. "Orchis ist der griechische Name für Hoden und daraus ist dann das Knabenkraut entstanden."

Abgesehen von diesem gemeinsamen Merkmal sehen die Orchideen ziemlich unterschiedlich aus – es ist also gar nicht so leicht, sie zu finden. Auch weil einige Arten sehr selten geworden sind. "Beim Frauenschuh ist es sehr viel weniger geworden. Ich habe einen Standort, da habe ich früher 150 Blüten gezählt. Vor zwei Jahren haben wir noch zwei Stück gefunden, alle anderen waren weg", erklärt Robert Löffler.

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Robert Löffler geht im Naturpark Ammergau Alpen regelmäßig auf Orchideen-Suche.

Zu wenig Lebensraum

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Ein großes Problem: zu wenig Lebensraum. Die Orchideen in Bayern brauchen nährstoffarme Wiesen. Auf Wiesen, auf denen viel gedüngt wird, hat die Orchidee keine Chance. Denn auf diesen Wiesen hat sie zu viel Konkurrenz. Viele Flächen sind entweder bebaut oder werden landwirtschaftlich genutzt. Ein weiteres Problem sind Orchideenlieberhaberinnen und -liebhaber. Robert Löffler zeigt auf einen Baum.

Hier drunter war früher mal eine große Fläche voller Orchideen. Plötzlich waren sie weg. Jemand hat sie ausgegraben und mit nach Hause genommen. Dabei sind viele der heimischen Orchideen gefährdet und stehen unter Naturschutz. Die einfach mit nach Hause zu nehmen kann teuer werden – mindestens 50 Euro Strafe fällt dafür in Bayern an.

Klimawandel setzt einigen Arten zu

Bestimmte Orchideenarten findet Robert Löffler aber auch deswegen immer weniger, weil es ihnen zu heiß und zu trocken geworden ist. Sie brauchen im Winter viel Schnee als Schutz und im Frühjahr und Sommer genügend Regen. Beides wird hier immer seltener.

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Die Fliegen-Ragwurz hat die Blüte in Form eines Fliegenweibchen und lockt damit Fliegen zur Bestäubung an.

Auf dem Spaziergang heute entdeckt Robert Löffler insgesamt zehn verschiedene Arten. Er wünscht sich, dass er die auch seinen nächsten Gästen präsentieren kann. Gegen die Klimaerwärmung und wenig Lebensraum kann er selbst wenig unternehmen. Aber er kann zumindest aufklären. Wer also beim Blumenpflücken unsicher ist, ob er da eine gefährdete Art erwischt: Besser stehen lassen. So haben alle was davon und die Orchidee wird auch in Zukunft in Bayern heimisch bleiben.

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