Blick über den Khumbu-Gletscher auf das Mount Everest Basislager, Himalaya.
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Blick über den Khumbu-Gletscher auf das Mount Everest Basislager, Himalaya.

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Gletscherschmelze im Himalaja - Staub spielt große Rolle

Ein Drittel der Gletscher im Himalaja - Wasserquelle für ein Viertel der Menschheit - wird bis zum Ende des Jahrhunderts schmelzen, selbst wenn die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden. Staub spielt dabei eine überraschend große Rolle.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Nicht nur die Erderwärmung trägt im Himalaja zur Schnee- und Gletscherschmelze bei, sondern auch Staub und Ruß. Staub spielt sogar eine größere Rolle, als bislang bekannt. Das zeigt nun eine Nature-Studie vom 5. November 2020. Staub und Ruß gehören zu den licht-absorbierenden Teilchen. Sie wehen durch die Luft und können sich auf Eis und Schnee ablegen. Dadurch werden diese dunkler und schlucken Sonnenlicht, anstatt es zu reflektieren. Die Folge: Eis und Schnee erwärmen sich noch schneller und schmelzen schneller.

Staub spielt ab 4.000 Meter größere Rolle als Ruß

Was die Wissenschaftler überrascht hat, ist, dass Staub im Himalaja, dem Hindukusch- und Karakorum-Gebirge über 4.000 Metern Höhe eine größere Rolle spielt als Ruß, obwohl dieser dunkler ist. Am meisten Eis und Schnee schmelzen in einer Höhe um 4.500 Meter: fünf Millimeter pro Jahr. Der Einfluss von Temperatur alleine könne das nicht erklären, weil sich die Erderwärmung gleichmäßig in der Region verteilt, sagen die Studien-Autoren. Der zusätzliche Einfluss von Staub in dieser Höhe wäre dagegen eine plausible Erklärung. Auf Höhen um 6.000 Meter schwinden jährlich drei Millimeter und um 1.000 Meter ein Millimeter Eis und Schnee. Im Gegensatz zu Ruß hat Staub einen natürlichen Ursprung. Er wird allerdings durch Erosion vermehrt, die menschengemacht ist.

Himalaja-Gletscher schmelzen rasant

Die im Februar 2019 vorgestellte Fünf-Jahres-Studie des Internationalen Zentrums für Integrierte Gebirgsentwicklung (ICIMOD) in Nepal hatte die Auswirkungen des Klimawandels in der Hindukusch-Himalaja-Region untersucht. Diese Region erstreckt sich über 3.500 Kilometer durch Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, China, Indien, Myanmar, Nepal und Pakistan. Hier findet man nicht nur die höchsten Berge der Welt, die Gletscher dort speisen mit ihrem Wasser außerdem gigantische Flüsse wie den Ganges oder den Mekong.

Gletscherschmelze trotz Klimaabkommen

Selbst wenn die Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf 1,5 Grad begrenzt werden kann, wie es das Ziel des Pariser Klimaabkommens ist, werden in so empfindlichen Regionen wie der Hindukusch-Himalaja-Region die Temperaturen um über 2 Grad steigen, so die Forscher. Das würde ein Drittel des Gletschereises bis zum Ende des Jahrhunderts zum Schmelzen bringen. Falls die Klimaziele nicht erreicht werden, könnten die Temperaturen in der Gebirgsgegend bis zu fünf Grad steigen und damit bis zu zwei Drittel des Gletschereises verloren sein.

Überschwemmungen und Luftverschmutzung

Durch die Gletscherschmelze steigt zunächst die Gefahr von Überflutungen. Doch langfristig gesehen wird das Wasser knapp, da immer weniger Wasser von den Gletschern abfließen wird. In der Region ist das Schmelzwasser jedoch die wichtigste Quelle für Trinkwasser. 1,9 Milliarden Menschen sind davon abhängig, nicht nur in den Bergen, sondern auch entlang der vom Schmelzwasser gespeisten Flüsse. Es droht außerdem eine höhere Luftverschmutzung, da schwarzer Ruß, der im Gletschereis eingeschlossen ist, freigesetzt werden könnte.

Vor allem für die flussabwärts gelegenen Länder seien die Ergebnisse "sehr alarmierend", sagte Saleemul Huq, Direktor des Internationalen Zentrums für Klimawandel und Entwicklung in Dhaka. An der Studie von 2019 arbeiteten mehr als 350 Forscher und Experten aus 22 Ländern und von 185 Organisationen.

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