Schlafende Frau in Seitenlage im Bett: In der Nacht betätigt sich das Gehirn als Müllabfuhr.
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Schlafen hilft beim Großreinemachen im Gehirn.

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Gehirn betätigt sich im Schlaf als Müllabfuhr

Wir schlafen nachts, um uns zu erholen und körperlich wieder fit zu sein. Auch unser Gehirn leistet gute Arbeit, damit wir am nächsten Tag wieder aufnahmefähig sind. Möglich macht das ein Drainagesystem im Hirn, das Eiweiße und Abfallstoffe abbaut.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Aufräumen ist Trend, die meisten Menschen wollen ihren vollgestopften Haushalt nach dem Marie-Kondo-Prinzip von Überflüssigem befreien. Danach fühlen sie sich befreit und im wahrsten Sinne des Wortes "erleichtert".

"Gehirnwäsche" im Schlaf hilft molekularen Müll wegräumen

Nichts Anderes passiert im Gehirn. Während des Tages sammeln sich im Hirn schädliche Stoffwechselprodukte und spezielle Eiweiße an. Legen wir uns nachts schlafen, läuft das Gehirn auf Hochtouren. Es versucht, die molekularen Abbauprodukte loszuwerden. Diese Müllabfuhr unseres Denkorgans funktioniert über das Lymphsystem.

Die Idee ist nicht wirklich neu, denn in der gleichen Art läuft die Reinigung des Körpers auch an anderen Stellen ab. Doch niemand konnte dem Hirn in dieser Hinsicht bislang unter die Schädeldecke gucken. Der koreanische Wissenschaftler Ji Hoon Ahn vom Korea Advanced Institute of Science and Technology in Daejeon und sein Team behaupten, ihnen sei genau das nun gelungen.

Lymphgefäße sitzen auch in der Hirnhaut

Überschüssige Flüssigkeit und nicht mehr benötigte Stoffe wie beispielsweise Proteine werden über die Lymphgefäße aus den Geweben und Organen abtransportiert. Auch die Hirnhaut hat Lymphgefäße. Diese sitzen an der Schädelbasis. Um Genaueres über das Reinigungssystem des Gehirns zu erfahren, untersuchten die Wissenschaftler die Lymphgefäße an der Schädelbasis von Mäusen. Mithilfe eines Farbstoffs und eines speziellen Mikroskops konnten sie die Strukturen der Gefäße im Detail sichtbar machen.

Drainagesystem ermöglicht Abtransport von Abfallstoffen

Die Forscher konnten zeigen, dass die Lymphgefäße die Aufnahme, das Sammeln und den Weitertransport von Flüssigkeiten ermöglichen. Klappen verhindern den Rückfluss und gewährleisten den Strom von Flüssigkeit in nur eine Richtung. Für die bedeutende Rolle der Lymphgefäße spricht auch die Nähe zu einem bestimmten Raum zwischen zwei Hirnhäuten, in dem das Hirnwasser zirkuliert. Erst die Verwendung eines Kontrastmittels bei Ratten konnte den genauen Weg der Flüssigkeiten aufzeigen: Die Kontrastmittel wanderten von den Lymphgefäßen der Schädelbasis zu den Lymphknoten im Hals. So sei nach Ansicht der koreanischen Wissenschaftler der Abtransport von Abfallstoffen aus dem Gehirn in das periphere Lymphsystem bewiesen.

Schlechter Abtransport von Proteinen für Alzheimer verantwortlich?

Allerdings scheint die Funktion der Lymphgefäße an der Schädelbasis mit zunehmendem Alter abzunehmen. Das könnte die Entstehung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer erklären. Denn ein typisches Merkmal dieser Krankheit ist die Ablagerung krankhaft veränderter Proteine im Gehirn. Werden diese Eiweiße und andere Stoffwechselprodukte, sogenannte Plaques, nicht mehr abtransportiert, könnte das eine Rolle bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit spielen, so die Wissenschaftler.

Seitenlage beim Schlaf gesünder fürs Gehirn

Eine Studie der Stony Brook University im US-Bundesstaat New York wusste schon vor Jahren zu berichten, dass die Seitenlage beim Schlaf dabei hilft, die Abfallstoffe des Gehirns effektiver auszuschwemmen. Die Erklärung der Wissenschaftler: Im Schlaf und auch bei einer Narkose weiten sich die flüssigkeitsgefüllten Zellzwischenräume. Dadurch kann der Müll schneller und vollständiger weggespült werden, erklärten Helene Benveniste und ihre Kollegen 2015 im Fachmagazin Journal of Neuroscience. Und was die Schlafposition betrifft: Sie legten betäubte Ratten in drei verschiedene Positionen und konnten im Hirnscanner zeigen, dass die Gehirnwäsche im Schlaf am besten auf der Seite funktioniert. Das gilt übrigens auch für die Entsorgung von fehlerhaften und überschüssigen Proteinen, die als Mitursache für die Zerstörung von Gehirnzellen bei Alzheimer angesehen wird.