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Einfaches Elektroauto - gebaut für Ghana

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Frugale Produkte: Weniger ist mehr

Es muss nicht immer Hightech sein. Ein neuer Trend - ursprünglich für ärmere Länder gedacht - kommt auch hierzulande immer mehr an. Sogenannte frugale Innovationen scheinen unschlagbar: einfach zu bedienen, robust, umweltschonend und preiswert.

In Zeiten immer komplizierterer Hightech-Geräte scheint sich ein neuer Trend durchzusetzen: Frugal, lateinisch für mäßig oder bescheiden, sollen die Produkte sein. Der Clou: Die Geräte können nur genau das, wofür man sie braucht, nicht mehr. Aber frugale Innovationen haben noch weit mehr zu bieten als eine einfache Bedienbarkeit. Sie sind kostengünstig, robust und verbrauchen durch ihre Schlichtheit weniger Ressourcen.

Frugale Produkte: Ursprünglich für ärmere Länder

Da gibt es zum Beispiel den elektrischen Kleinlaster der Münchner Firma EVUM Motors. Ein echtes frugales Produkt: Er hat einen rein elektrisch betriebenen Allradantrieb, ist "super einfach aufzubauen, einfach zu bedienen" wie Martin Soltes, Geschäftsführer der EVUM Motors, betont. Das Offroad-Fahrzeug, das bis zu einer Tonne Ladung und zwei Personen transportieren kann, ist robust und mit rund 12.000 Euro vergleichsweise kostengünstig. Der Laster hat alles, wofür ihn zum Beispiel ein Bauer aus Ghana für seine Ernte braucht. Keinen Schnickschnack. Und er ist für ihn - dank des niedrigen Preises - auch erschwinglich.

Günstige Wasserfilter auch für Camper interessant

Ähnlich ist es auch bei einem Wasserfilter, der in Indien produziert wird. Er besteht aus Nano-Silber, das Keime abtötet. Auch er ist erschwinglich, weil in dem Filter wenig teures Edelmetall verarbeitet wird. Zudem funktioniert der Filter ohne Strom. Gerade für die Bevölkerung in ärmeren, elektrisch schlecht erschlossenen Ländern ist das wichtig. Aber nicht nur für die. Auch für Campingurlauber, die preisbewusst sind, ist dieses nur drei bis vier Euro teure Gerät interessant. Ein vergleichbarer Filter mit deutscher Hightech ist schließlich viel teurer.

Frugale Produkte - Sinn und Zweck

Frugale Produkte sollen nicht nach dem sonst üblichen Prinzip des sogenannten "over-engineering" gebaut werden, also mehr als perfekt, jahrelang getestet, Leichtbau, so winzig wie möglich. Bei den frugalen Innovationen geht es darum, möglichst robuste Teile zu verwenden, die überall produziert und von jedermann leicht ausgetauscht werden können. Alexander Brem vom Lehrstuhl für Technologiemanagement der Universität Erlangen-Nürnberg beschreibt die Zielrichtung für die frugalen Produkte so:

"Es geht eher um das Kundenbedürfnis. Sie lösen das Kundenbedürfnis anders oder besser, indem sie zum Beispiel nur sehr begrenzte Funktionalität anbieten. Wobei typischerweise nicht die allerneuesten Technologien verwendet werden, weil die einfach zu teuer sind. "

Frugale Produkte durch Kostendruck auch bei uns immer beliebter

Frugale Produkte werden aber längst nicht mehr nur für die Bevölkerung von Entwicklungs- oder Schwellenländern mit niedriger Kaufkraft entwickelt. Auch bei uns sind die preiswerteren und robusten Geräte immer beliebter. Brem von der Universität Erlangen-Nürnberg beschreibt das so:

"Auch in Deutschland haben wir Kostendruck im System. Und natürlich ist es da auch spannend, ob ich ein Ultraschallgerät auch als portable Variante haben kann, die eben nicht den Hightech-Drucker hat, wo es ganz schwierig ist, das Papier zu besorgen. "

Daher arbeiten nicht mehr nur kleine Start-up-Firmen an der Entwicklung frugaler Produkte. Auch Großkonzerne wie Siemens haben den Markt für sich erkannt und entwickeln speziell in ihrer Sparte für Medizintechnik entsprechende Produkte, die einfacher gebaut und kostengünstiger sind.

Qualitätsstandards müssen erfüllt werden

Preislich sind den Entwicklern allerdings Grenzen gesetzt. Frugale Produkte sollen schließlich nicht billig, sondern nur preiswert sein. Sie müssen auch die geltenden "Qualitäts- und regulatorischen Normen" erfüllen, wie Rajnish Tiwari, Wirtschaftswissenschaftler und Experte für frugale Produkte an der TU Hamburg, betont. Aber Produkte, die einfach zu bedienen sind und dazu noch Ressourcen und unser Klima schonen, sind in diesen Zeiten ohnehin eigentlich unbezahlbar.

Einfach und robust - so wird das "aCar" angepriesen. Das Elektrofahrzeug war ursprünglich die Idee eines Forschungsprojekts an der TU München, konzipiert für den afrikanischen Markt.
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Das einfache und robuste Elektrofahrzeug"aCar" war die Idee eines Forschungsprojekts an der TU München, konzipiert für den afrikanischen Markt.