Die Walzen, die die Kunststofffolie transportieren, laufen langsam. Wir sind im Technikum des Freisinger Faunhoferinstitutes für Verfahrenstechnik und Verpackung. Seit 2009 tüfteln die Mitarbeiter des nach Joseph von Fraunhofer benannten Instituts in diesem Entwicklungszentrum an einem Biokunststoff auf Molkebasis.
Forschungsergebnis von Jahrzehnten
Verpackungsfachmann Sven Sängerlaub erklärt, warum das solange dauert:
"Was man wissen muss, die Verpackungsindustrie ist eine Hochleistungsindustrie mit schnelllaufenden Maschinen, und wir arbeiten dort mit Materialien, die über viele, viele Jahrzehnte optimiert worden sind, und dort Materialien zu entwickeln, die die gleichen Eigenschaften haben, dauert natürlich auch ein bisschen länger und kann mehrere Jahre in Anspruch nehmen." Sven Sängerlaub, Fraunhofer-Institut
Vor der Molke zur Folie
Mittlerweile läuft die Produktion unter Laborbedingungen problemlos. Als zähe, aber homogene Masse fließt der Kunstsstoff aus der Maschine, die Walzen kühlen und verwandeln ihn schließlich in eine durchsichtige Folie. Noch besteht sie aus konventionellem Kunststoff. Die Biokomponente kommt aus dem hauseigenen Labor. Dort mischt Verpackungsfachmann Sängerlaub Molkepulver mit destiliertem Wasser.
Umweltfreundliche Verpackung
Die Molke ersetzt dabei den Ethylen-Vinylalkohol, der aus Erdöl oder Erdgas hergestellt wird.
"Molke ist ein Nebenprodukt der Käseproduktion und ein Teil der Molke wird sogar weggeworfen. Und wir möchten diese Molke nutzen, um daraus umweltfreundlichere Verpackungsmaterialien zu machen." Sven Sängerlaub, Fraunhofer-Institut
In der kleinen Anlage im Fraunhofer-Institut klappt das schon ganz gut. Eine größere Anwendung würde auch bei der Müllreduzierung helfen.
Beschichtung - dünner als ein Haar
Eine Lackiermaschine trägt die Molkelösung auf die Folie, macht sie dadurch sauerstoffundurchlässig. Eine Eigenschaft, die die Folie erst zur Verpackung macht. Leichtverderbliche Lebensmittel bleiben so länger frisch. Durch eine Beschichtung auf biologischer Basis, die achtmal dünner ist als ein menschliches Haar. Bis zur industriellen Anwendung ist es nicht mehr weit, sagt Fraunhofer-Forscher Sängerlaub:
"Wir sind mittlerweile soweit, dass wir eigentlich kurz vor einen breiteren Markteinführung stehen, wir haben schon einzelne Nischenanwendungen, das ist ist meistens der Start für solche Produkte, und wir wollen in den nächsten Projekten verstärkt in die industrielle Umsetzung dieser Lösung gehen." Sven Sängerlaub, Fraunhofer-Institut
In drei bis fünf Jahren könnte es soweit sein, schätzen die Freisinger Verpackungsexperten. Langfristig halten sie es für möglich, dass biobasierte Kunstoffe die Plastikprodukte auf Erdöl- oder Erdgasbasis sogar ganz ersetzen.