Es ist noch nicht ganz fertig, aber am Ende soll es ein Haus sein, das den Bedarf an Strom, Wärme und Wasser selbst aus der Natur deckt und genügend Platz für vier Personen bietet. Seit Mitte 2018 wird an dem Haus in der Lausitzer Seenlandschaft, zwischen Cottbus und Bautzen, gebaut. 15 Industrieunternehmen und Forschungseinrichtungen aus der Region Südbrandenburg und Ostsachsen, darunter auch das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme, haben es in jahrelanger Zusammenarbeit entwickelt. "autartec" heißt das Projekt, das vom Bundesforschungsministerium bezuschusst wird. Ziel des Projektes ist es, für Regionen ohne Versorgungsstruktur autarke Systeme - wie dieses Selbstversorger-Haus - zu schaffen. Wenn alles gut geht, soll dieses Haus kein Einzelstück bleiben. Es könnte sogar helfen, eine Region wiederzubeleben, in der es nur noch wenige attraktive Arbeitsplätze gibt.
Schwimmende Häuser: Was sie leisten müssen
Es wirkt einfach: Ein Haus, das sich selbst mit Energie versorgt, nutzt die Sonne für Strom und Wärme. Und sauberes Wasser stellt das schwimmende Haus einfach in einer Minikläranlage selbst her. Doch die Schwierigkeiten liegen im Detail. Bei der Bauweise der schwimmenden Häuser mussten die Entwickler einiges beachten.
Wie die Energieversorgung funktioniert
Die Energie fürs Haus liefern unter anderem große Solarzellen, die auf dem Dach, in den Wänden und selbst in den Fensterscheiben eingebaut sind. Zudem sorgt die spezielle Neigung von Dach und Wänden dafür, dass sich die Sonnenstrahlen aus allen Richtungen einfangen lassen.
autartec-Häuser: Auch Speicherung von Strom ist möglich
Sind die Speicher der Solarzellen aufgebraucht und kann kein Strom aus der Natur produziert werden, müssen die Hausbewohner trotzdem nicht im Dunkeln sitzen. Die in Treppen und Wänden eingebauten Akkus können elektrische Energie von bis zu 50 Kilowattstunden speichern. Diese Menge reicht für fünf Tage Strom im Haus.
Das Selbstversorger-Haus und die Wärmespeicher
Um auch Wärme, die im Haus produziert wird, für längere Zeit speichern zu können, nutzen die Forscher ein Prinzip, wie man es von kleinen Wärmekissen kennt. Die sind mit einer speziellen Flüssigkeit gefüllt - und einem Metallplättchen, auf das man drücken kann.
"Wo man also mit so einem leichten Klick eine Salzhydrat-Lösung auskristallisieren lässt und dabei Wärme gewinnt. Und so etwas haben wir weiterentwickelt im Kaminofen. Der Kaminofen schmilzt sozusagen dieses Salzhydrat auf. Und elektronisch ausgelöst kann man nun portioniert wieder Wärme zurückgewinnen. Es nützt natürlich jetzt sehr viel besser die Wärme eines Kamins." Matthias Klinger, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Verkehrs- und Infrastruktursysteme
Mit einer Wärmepumpe kann auch Wärme aus dem Wasser des Sees gezogen werden. Das Haus hat also verschiedene Techniken eingebaut, damit die Hausbewohner selbst an kalten Tagen ohne Sonne nicht frieren müssen.
Angenehmes Raumklima - auch im Sommer
Ist es im Sommer heiß, sorgt der sogenannte Luv-Lee-Effekt für ein angenehmes Raumklima: Durch die am See häufig auftretenden Luftströmungen und das auf einer Seite begrünte Dach entsteht eine kühlende Hülle um das schwimmende Haus.
Ganzjährig Wasser in Bade- und Trinkwasserqualität
Wasser - für ein Haus auf dem See eigentlich kein Problem. Doch sauberes Wasser zu bekommen, kann selbst hier schwierig sein, erst recht im Winter. Aber auch dafür haben die Entwickler eine Lösung gefunden: Eine Minikläranlage im Schwimmkörper unterhalb des Bodens soll das Wasser zu Bade- und Trinkqualität aufbereiten.