Ein segelnder Großer Abendsegler
Bildrechte: picture alliance/WILDLIFE

Ein segelnder Großer Abendsegler

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Fledermäuse wandern wie Zugvögel

Einige Fledermausarten ziehen im Winter durch die Lande wie Zugvögel. Dabei gibt es zwischen Männchen und Weibchen signifikante Unterschiede.

Manche Arten von Fledermäusen gehen ähnlich vor wie Zugvögel - und ziehen im Winter durch die Lande. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam unter Leitung des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW).

Die Wissenschaftler beobachteten die Migrationsbewegungen der Fledermaus-Art Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) und bestimmten mit kleinen Fellproben - und stabilen Wasserstoffisotopen darin - aus welcher Region ein Tier stammte. Insgesamt konnten so über mehrere Jahre 1.078 Tiere in sieben mitteleuropäischen Überwinterungsgebieten untersucht und die Sommerlebensräume mancher Tiere ermittelt werden.

Fledermäuse sind Gewohnheitstiere

Die meisten Fledermäuse blieben sowohl im Sommer wie auch im Winter in einer Region. Hatten sich Fledermäuse jedoch einmal auf ein Wanderungsverhalten eingeschossen, wichen sie nur noch selten davon ab und zeigten sich damit als Gewohnheitstiere. Von 79 mehrfach erfassten Fledermäusen zeigten 86 Prozent dieses Verhalten. Es könnte den Tieren daher zum Verhängnis werden, wenn sich ihr Ökosystem schnell durch den Klimawandel verändert.

Fledermäuse wandern unterschiedlich

Bei der Untersuchung fiel auch auf, dass Männchen und Weibchen des Großen Abendseglers ein unterschiedliches Wanderungsverhalten zeigten. Männchen wanderten als Jungtiere und wurden dann sesshaft. Weibchen des Großen Abendseglers legten insgesamt längere Strecken zurück und blieben Wanderer. Sie stammten meist auch eher aus nördlichen Breiten.

Männchen werden sesshaft, Weibchen bleiben aktiv

Aufgrund von Daten über Gewicht und Flügellänge konnten die Forscher nachweisen, dass das Zugverhalten der Weibchen nicht nachteilig für sie war, sondern wohl von Vorteil: Die Großen Abendsegler-Weibchen kamen so an ein besseres Nahrungsangebot und konnten ihren durch Trächtigkeit und Stillzeit erhöhten Energiebedarf decken. Männchen dagegen waren in besserer körperlicher Verfassung, wenn sie nur regional aktiv waren.

Winterschläfer aus verschiedenen Ländern

Insgesamt seien "lokale Winterquartiere des Großen Abendseglers für die gesamteuropäische Population des Großen Abendseglers wichtig", sagt die Autorin der Studie, Linn Lehnert.

"In mitteleuropäischen Winterquartieren durchmischen sich Große Abendsegler aus unterschiedlichen Sommerlebensräumen, wie zum Beispiel Polen, Russland, Baltikum sowie Skandinavien und Deutschland, und verbringen dann den Winter friedfertig im sozialen Winterschlaf." Christian Voigt, Leibniz-IZW

Die Studie wurde im Dezember 2018 in der Fachzeitschrift "Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences" veröffentlicht.