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Betonpoller am Trierer Weihnachtsmarkt

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Festung Weihnachtsmarkt - wie Barrieren Anschläge verhindern

Festung Weihnachtsmarkt - wie Barrieren Anschläge verhindern

Vor einem Jahr ist ein LKW in den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche gefahren. Nun haben die Städte aufgerüstet: Barrieren sollen verhindern, dass ein LKW überhaupt bis zu den Buden vordringt. Aber wie wirksam sind sie? Von Moritz Pompl

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Auf einer Asphaltpiste knallt ein LKW in eine Barriere aus Stahl. Von der Seite sieht die Konstruktion aus wie ein Mercedes-Stern. Sie kippt nach vorn, wälzt sich unter dem LKW, katapultiert das Fahrzeug in die Höhe. Das Gefährt kracht auf die Straße und bleibt nach wenigen Metern liegen. So geschehen bei einem illegalen Crashtest in der Nähe von Göttingen. 

Stahlbarrieren um den Weihnachtsmarkt

Ähnliche Stahlbarrieren stehen jetzt in abgewandelter Form an den Weihnachtsmärkten in Augsburg, München und Nürnberg. Sie sehen zwar anders aus: drei 1,2 Meter hohe Säulen aus Gusseisen stehen auf einer massiven Bodenplatte. Aber im Ernstfall sollen sie genauso wirken wie der Stern, sagt der Hersteller Peter Krumhoff von der Eisengießerei Torgelow aus Mecklenburg-Vorpommern. Und zwar, indem sie bei einem Aufprall nach vorne auf die Spitzen kippen und die Bodenplatte sich unter dem LKW aufstellt. Wie eine Art Rampe.

 "Weil die Energie so groß ist, wird das Fahrzeug dann versuchen, darüberzukommen, kann aber nicht. Dadurch geht die gesamte Energie in die Höhe und das Fahrzeug fällt danach praktisch kraftlos zu Boden." Peter Krumhoff, Eisengießerei Torgelow

 Barriere schleudert LKW hoch

Crashtests bei der Prüfgesellschaft DEKRA im September zeigen: Es könnte funktionieren. Die Prüfer haben einen Zehntonner mit 55 Kilometern pro Stunde in drei der Barrieren krachen lassen. Sie schleudern den LKW nach oben, zerstören den Motorblock und die Achsen. 16 Meter weit fliegt und rutscht er noch. Am Münchner Marienplatz würde das reichen, weil die ersten Buden weit hinter den Barrieren stehen. Aber an anderen Weihnachtsmärkten wären 16 Meter immer noch zu viel.

 Betonblock wird zur Billardkugel

Wie wenig Barrieren bringen, die den LKW nicht nach oben ablenken, sondern nur seine Geschwindigkeit abfangen, das haben Versuche der DEKRA im April gezeigt. Getestet wurden Betonblöcke, wie sie inzwischen auf vielen öffentlichen Veranstaltungen stehen. Sie wiegen rund zwei Tonnen und sehen ziemlich wuchtig und sicher aus. Kracht ein Zehntonner mit 50 Kilometern pro Stunde dagegen, wird der LKW fahrunfähig. Allerdings rutscht er immer noch 50 Meter weit. Zusätzlich wird der Betonblock selbst zum Geschoss, wie eine angestoßene Billardkugel.

"Das ist eigentlich nur ein reiner Placebo-Effekt. Im Falle des Falles stellt es eine noch größere Gefahr dar." Thomas Pampel, Stein-Hersteller

 Metall-Barrieren sind gute Lösung

 Sinnvoll wären die Betonblöcke nur, wenn man sie ineinander verzahnen würde. Dadurch haben sie mehr Masse, machen aber den Weihnachtsmarkt zur Festung. Metall-Barrieren, die jetzt als Rampe wirken sollen, sehen zwar vergleichsweise unspektakulär aus, sind aber eine gute Lösung.