Den bayerischen Böden geht es gut. Das ist das Fazit, das die Verantwortlichen ziehen nach 35 Jahren Bodenmonitoring. Wie verändern sich die Böden in Bayern? Werden die Regenwürmer mehr und der Humusgehalt weniger? Diesen und weiteren Fragen geht die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft seit 1985 nach. Dazu untersucht sie alle paar Jahre immer wieder die gleichen knapp 120 Acker-, Wiesen- und Sonderkulturflächen, die über ganz Bayern verteilt sind und von den Landwirten normal bewirtschaftet werden.
Die Humusgehalte sind leicht zurückgegangen
Auf dem Großteil der untersuchten Ackerflächen hat sich der Humusgehalt nicht verändert, im Durchschnitt ist er minimal gesunken. Das könnte am Klimawandel, also vor allem an den gestiegenen Temperaturen liegen. Denn je wärmer es wird, umso schneller wird der Humus abgebaut, der darin gespeicherte Kohlenstoff entweicht als CO2 in die Luft. Auch wenn man es immer wieder liest: Auf den Beobachtungsflächen haben die Experten keinen Zusammenhang zwischen viel Mais und wenig Humus gefunden. Doch es hat sich gezeigt, dass die Bewirtschaftung nach den Richtlinien des Ökologischen Landbaus offenbar zu einem steigenden Humusgehalt führt. Auch die Düngung mit organischen Düngern wie Gülle oder Gärsubstrat aus Biogasanlagen fördert zum Beispiel den Humusaufbau.
Ergebnis Monitoring: Bodenverdichtung und Schadstoffe kein Problem
Um herauszufinden, ob die Bodenverdichtung zunimmt, haben die Experten die sogenannte Luftkapazität der Böden auf den Dauerbeobachtungsflächen gemessen. Das sind vereinfacht gesagt die Poren, die für die Versorgung der Wurzeln mit Sauerstoff sorgen. Dabei haben sich "keine Anhaltspunkte" für eine flächendeckende Bodenverdichtung in der Pflugsohle ergeben, so Florian Ebertseder von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Dieses Ergebnis überrascht, denn einige Bodenkundler halten Verdichtungen für ein Hauptproblem der Böden in Deutschland.
Im Hinblick auf Schadstoffe liegen die Daten im grünen Bereich, die Gehalte für Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Chrom oder Nickel und organische Schadstoffe wie Lindan und DDT zum Beispiel sind auf Acker- und Wiesenflächen zum Teil bis auf die Nachweisgrenze zurückgegangen. Lediglich in den Sonderkulturen wie Wein und Hopfen sind die Kupfergehalte in den Böden immer noch hoch, weil dort häufig kupferhaltige Fungizide zur Pilzbekämpfung eingesetzt werden. Einzelne Acker-Böden, die mit leicht erhöhten Zinkgehalten aufgefallen sind, werden mit Schweinegülle gedüngt. Die Erklärung dafür: Kupfer und Zink sind Futterzusatzstoffe in der Schweinehaltung.
Weniger Artenvielfalt bei den Unkräutern
Adieu Ackerstiefmütterchen und Ackervergissmeinnicht - hallo Hühnerhirse und Ackerfuchsschwanz! Die Anzahl der Ackerunkräuter auf den Beobachtungsflächen hat sich von 1985 bis 2018 von zehn bis elf Arten auf acht bis neun Arten reduziert. Dabei geht der Trend zu großen, stickstoffliebenden Unkräutern. Hühnerhirse, Ackerfuchsschwanz und Weißer Gänsefuß kommen immer häufiger vor. Die kleinen Unkräuter, die den Nutzpflanzen kaum Licht, Wasser und Nährstoffe wegnehmen, werden dagegen immer seltener: Ackerstiefmütterchen, Vogelmiere und Ackervergissmeinnicht zum Beispiel. Dabei wären sie besonders wichtig für die Biodiversität, so Gisbert Kuhn von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Besonders wenig verschiedene Unkräuter finden sich in Wintergerste-, Hopfen- und Winterweizenflächen.
Regenwürmer stagnieren seit 2010
Die Regenwürmer auf Wiesen und Äckern haben von 1985 bis 2010 unterm Strich zugenommen, seit 2010 stagnieren die Bestände auf den bayerischen Beobachtungsflächen. Das könnte auf den Klimawandel zurückzuführen sein. Denn wenn die Böden im Sommer stärker austrocknen, werden auch die Regenwürmer beeinträchtigt. Landwirte, die viel Kleegras anbauen, wenig pflügen und organische statt mineralische Dünger ausbringen, fördern offenbar die Regenwürmer, so das Ergebnis des Monitorings. Regenwürmer sind Indikatoren für die Bodengesundheit, sie recyceln Nährstoffe, schaffen Poren und fördern die Biodiversität, wenn sie sich von anderen Tieren fressen lassen.
Bayerisches Bodenmonitoring in der Zukunft
Die bayerische Boden-Dauerbeobachtung wurde 1985 gestartet, ursprünglich ging es hauptsächlich darum, die Einflüsse des sauren Regens auf die Böden zu erfassen. Das Monitoring gilt deutschlandweit als besonders aussagekräftig. Es soll auch in Zukunft fortgeführt werden, eben weil es viele essentielle Daten liefert. Im Gespräch ist, in den kommenden Jahren auch noch zusätzliche Werte zu erfassen, zum Beispiel den Gehalt an Mikroplastik, das Bodenleben, die einzelnen Humusfraktionen sowie die Erträge, die auf den Flächen erzielt werden. Auch wenn die Experten der Landesanstalt für Landwirtschaft erfreut sind über die Ergebnisse der bisherigen Bodenbeobachtung: Es gibt keinen Grund, sich auf diesen Werten auszuruhen, so Annette Freibauer von der Landesanstalt. Denn die Böden müssen sich für den Klimawandel wappnen, mit Wasserknappheit, mehr Starkniederschlägen und steigenden Temperaturen zurechtkommen.
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