Corona-Viren in künstlerischer Darstellung
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Mutationen können das Coronavirus ansteckender machen.

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Welche Corona-Varianten gibt es und wie entstehen sie?

Mutationen im Erbgut des Coronavirus SARS-CoV-2 produzieren neue Varianten. Diese können neue Eigenschaften haben und zum Beispiel deutlich ansteckender sein wie die Variante Omikron. Hier erfahren Sie, wie solche Varianten entstehen.

Das Coronavirus SARS-CoV-2 mutiert stetig. Derzeit dominiert die Omikron-Variante des Virus das Infektionsgeschehen in Deutschland. Vorher waren es die Varianten Delta, Alpha und der sogenannte Wildtyp.

Warum neue Namen für Corona-Varianten?

Wenn eine neue Variante des Coronavirus entdeckt wird, wird sie wissenschaftlich klassifiziert. Dabei gibt es drei unterschiedliche Systeme: Pango, GISAID und Nextstrain. Alle nutzen als Bezeichnung Kombinationen aus Buchstabe und Zahlen. Das sich diese aber kaum einer merken kann, bürgerte sich zunächst ein, die Varianten nach dem Land zu benennen, in dem sie als erstes auftraten. Das hat zu Diskriminierungen und Fremdenfeindlichkeit geführt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wollte ein Zeichen dagegen setzen sowie eine Vereinfachung erreichen und hat die Corona-Varianten, die unter Beobachtung stehen, am 31. Mai 2021 umbenannt (Weekly epidemiological update 42, 1. Juni 2021). Die derzeit oder früher als besorgniserregend geltenden Corona-Varianten (VOC) heißen:

  • Variante Alpha (B.1.1.7) ersetzte die britische Variante. Seit September 2020 bekannt.
  • Variante Beta (B.1.351) ersetzte die südafrikanische Mutante. Seit Mai 2020 bekannt.
  • Variante Gamma (P.1) ersetzte die brasilianische Variante. Seit November 2020 bekannt.
  • Variante Delta (B.1.617.2) ersetzte eine Linie der indischen Variante. Seit Oktober 2020 bekannt.
  • Variante Omikron (B.1.1.529) Seit November 2021 bekannt. Zu dieser VOC zählt die WHO auch die Omikron-Untervarianten BA.1 bis BA.5 und diejenigen, die von diesen abstammen.

Corona-Mutation, -Mutante, -Variante - was ist was?

Eine Mutation ist eine spontane Veränderung. Beim Coronavirus SARS-CoV-2 bedeutet Mutation eine Veränderung in dessen Erbgut. Die meisten Mutationen haben kaum oder gar keine Auswirkungen. In manchen Fällen aber kann der leicht mutierte Bauplan das Virus so verändern, dass es beispielsweise für den Menschen ansteckender wird. Der Begriff Mutation bezeichnet hier die Veränderung an sich. Der Begriff Mutante bezeichnet das mutierte Virus selbst sowie alle seine Nachkommen. Meist treten mehrere Mutationen gleichzeitig auf. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Variante des Virus.

Warum können Varianten ansteckender sein?

Mutationen können das Coronavirus so verändern, dass es ansteckender wird. Ein Infizierter scheidet dann zum Beispiel mehr Viren aus oder ist über einen längeren Zeitraum infektiös. Das Virus kann aber auch stabiler werden und etwa auf Oberflächen länger überleben. Eine Mutation kann aber auch dazu führen, dass das Coronavirus besser an den menschlichen Zellen andocken und leichter in sie eindringen kann. Dann wären weitaus weniger Viren der Variante nötig, um eine Infektion auszulösen.

Was sind Escape-Varianten oder Flucht-Varianten?

Andere Mutationen verändern das Virus hingegen so, dass es dem menschlichen Immunsystem zumindest teilweise entkommen kann. Das Ergebnis sind sogenannte Escape- oder Flucht-Varianten. Sie können auch Menschen infizieren, die bereits eine Infektion mit einer früher kursierenden Variante von SARS-CoV-2 hinter sich haben oder dagegen geimpft sind. Virusvarianten, die das nicht können, sind gegenüber den Escape-Varianten im Nachteil, besonders, wenn in einer Bevölkerung schon viele Menschen geimpft oder genesen sind. Dann steigt der Selektionsdruck auf das Virus und die Escape-Varianten setzen sich durch. Wenn sich gleichzeitig aber auch noch viele Menschen infizieren, hat das Virus viele Möglichkeiten, zu mutieren und weitere Eigenschaften zu entwickeln, die ihm eine Flucht vor dem Immunsystem erlauben.

Das bedeutet: Auch wenn ein großer Teil der Bevölkerung geimpft ist, dürfen während einer Pandemie nicht alle Maßnahmen zu deren Eindämmung schlagartig aufgegeben werden. Das Virus ist sonst gleichzeitig unter dem Druck, sich so zu verändern, dass es dem menschlichen Immunsystem entkommen kann, hat aber auch in vielen Infizierten die Gelegenheit, das zu tun und sich anschließend weiterzuverbreiten.

Welche gefährlichen Corona-Varianten gibt es (VOC)?

Mutationen an sich sind in jedem Erbgut keine Seltenheit. Allein für das Coronavirus waren bis September 2020 bereits mehr als 12.000 einzelne Mutationen bekannt. Die meisten von ihnen hatten zunächst keine spürbaren Auswirkungen. Das änderte sich allerdings mit der Ausbreitung von Corona-Varianten, die sich anders verhalten als die "ursprüngliche" Variante des SARS-CoV-2-Virus, der sogenannte Wildtyp. In Deutschland war dies zunächst die Variante Alpha, danach die Variante Delta. Varianten, die möglicherweise den Verlauf der Pandemie negativ beeinflussen können, beobachten die WHO und auch das Robert Koch-Institut als besorgniserregende Varianten (variants of concern, VOC).

Corona-Variante Delta (B.1.617.2): Die Delta-Variante wurde erstmals im Oktober 2020 in Indien nachgewiesen. Von Mitte 2021 bis zum Ende des Jahres dominierte sie das Infektionsgeschehen weltweit. Von März bis Mai 2021 kämpfte Indien mit einer heftigen zweiten Welle der Covid-19-Pandemie. Viele Erkrankte hatten sich mit der Variante Delta (B.1.617.2) infiziert. Es handelt sich dabei um eine Doppelmutation, das heißt: Die bereits bekannten Mutationen E484Q und L452R sind in dieser Virusvariante kombiniert. Variante Delta ist infektiöser und unempfindlicher gegen Antikörper, die gegen den Wildtyp des Coronavirus gerichtet sind. Die WHO erklärte Delta am 10. Mai 2021 zur besorgniserregenden Variante. In Indien waren im Juni 2021 auch Fälle einer Delta Plus-Variante (B1.617.2.1 oder AY.1) registriert worden. Sie unterscheidet sich von der herkömmlichen Delta-Variante durch eine weitere Mutation (K417N) am Spike-Protein. Diese Mutation war auch in der in Südafrika entdeckten Beta-Variante vorgekommen.

Corona-Variante Omikron (B.1.1.529): Am 24. November 2021 berichtete das südafrikanische Gesundheitsministerium zum ersten Mal über die Variante Omikron. Am 26.11.2021 wurde sie von der WHO zur VOC erklärt, wenig später wurde sie als "sehr hohes" Risiko eingestuft. Die Omikron-Variante besitzt im Vergleich zum ursprünglichen SARS-CoV-2 aus Wuhan eine ungewöhnlich hohe Zahl von circa 30 Aminosäureänderungen im Spike-Protein. Bei einigen von diesen ist bekannt, dass sie Einfluss auf die Übertragbarkeit des Virus haben und auf dessen Fähigkeit, der Immunantwort auszuweichen. Bei anderen Mutationen ist aber noch unklar, ob sie eine Bedeutung für das Virus haben oder nicht.

Omikron breitete sich deutlich schneller und effektiver aus als die bisher dominierenden Virusvarianten. In vielen Ländern ist sie inzwischen die dominierende Variante, seit Anfang Januar 2022 auch in Deutschland. Von Omikron existieren unterschiedliche Subtypen. Die im November 2021 entdeckte Virusvariante wurde als Subtyp BA.1 beziehungsweise B.1.1.529.1 klassifiziert. Im Januar 2022 wurde in einigen Ländern, darunter Schweden, Großbritannien und vor allem Dänemark, ein anderer Subtyp BA.2 oder B.1.1.529.2 nachgewiesen, der sich rausch ausbreitete. In Deutschland wird er derzeit (Mai 2022) bei fast allen gemeldeten Fällen nachgewiesen. Daneben gibt es weitere Omikron-Untervarianten wie BA.4 und BA.5, die in anderen Gegenden der Welt mehr verbreitet sind.

  • Zu Artikel: Coronavirus - Omikron und die ansteckenderen Untervarianten

Folgender Varianten führt die WHO seit dem 9. März 2022 als "zuvor zirkulierende VOCs":

Corona-Variante Alpha (B.1.1.7): Diese Variante des Coronavirus ist seit November 2020 aus Großbritannien bekannt, wo sie sich rasant verbreitete. Die Variante Alpha ist ansteckender als der bis dahin vorherrschende Wildtyp und verdrängte ihn und andere Varianten bis April 2021 weitgehend.

Corona-Variante Beta (B.1.351): Die Mutante B.1.351 wurde erstmals im Oktober 2020 in Südafrika nachgewiesen. Es gibt Hinweise, dass diese Mutante das menschliche Immunsystem besser austricksen kann als andere Varianten. Das würde bedeuten, dass die gegen den Wildtyp entwickelten Impfstoffe weniger wirksam sind und dass sich Menschen nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung erneut mit dieser Variante des Coronavirus anstecken können.

Corona-Variante Gamma (P.1): Diese Variante wurde im November 2020 erstmals im brasilianischen Staat Amazonas nachgewiesen und ähnelt in ihren Veränderungen der Variante Beta. Auch diese Variante steht im Verdacht, ansteckender zu sein als die ursprünglichen Varianten des Coronavirus.

Corona-Varianten unter Beobachtung (VOI)

Neben den besorgniserregenden Varianten verfolgt die WHO auch die Ausbreitung von Virus-Linien mit ähnlichen Mutationen, und zwar als unter Beobachtung stehende Varianten (variants of interest, VOI). Derzeit gibt davon keine. Bis zum 9. März waren dies die Variante Lambda (C.37), erstmals nachgewiesen im August 2020 in Peru, und die Variante My (B.1.621), erstmals nachgewiesen im Januar 2021 in Kolumbien.

Warum breiten sich die neuen Virus-Varianten schneller aus?

Die Varianten Alpha, Beta, Gamma, Delta und Omikron weisen mehrere Mutationen in ihrem Erbgut auf, die unter anderem das sogenannte Spike-Protein von SARS-CoV-2 verändert haben. Coronaviren nutzen diese stachelartigen Strukturen, um an menschliche Zellen anzudocken und in sie einzudringen. Veränderungen an den Spike-Proteinen können ihnen den Zugang in menschliche Zellen erleichtern. Veränderungen dort können aber auch der Grund sein, dass das Immunsystem eine Infektion mit dieser Variante des Coronavirus nicht so gut abwehren kann wie eine, die es schon von einer Impfung oder einer vorherigen Infektion kennt.

Wirken die bisherigen Impfstoffe gegen die Varianten?

Mutationen des Coronavirus können die Wirksamkeit der Impfstoffe beeinflussen. Unwirksam ist aber bislang keiner der zugelassenen Impfstoffe. Sie schützen weiterhin vor schweren Krankheitsverläufen und Todesfällen. Der Schutz vor einer Infektion kann aber bei einer neuen Variante geringer sein und zudem nach einiger Zeit nachlassen. Das zeigt sich beispielhaft an der Variante Omikron. Eine Booster-Impfung erneuert die Abwehrkraft jedoch.

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