Gestapelte Zigarettenstummel
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#Faktenfuchs: Wie umweltschädlich sind Zigarettenstummel?

Ein Nürnberger sammelt jeden Tag 100 Kippen von der Straße auf. Seine Aktion sorgt für viel Aufsehen – auch in den Kommentarspalten bei BR24. Der #Faktenfuchs klärt, wie gefährlich Zigarettenstummel für die Umwelt sind.

Der Nürnberger YouTuber Alex Cio hat es sich zur Aufgabe gemacht, täglich Zigarettenstummel zu sammeln und zu entsorgen. So rief er die #100kippenchallenge ins Leben. BR24 hat ein Video der Aktion gepostet, daraufhin gab es zahlreiche Reaktionen aus der Community - viele davon positiv. Einige zweifeln jedoch an der Sinnhaftigkeit der Aktion und glauben nicht, dass weggeworfene Zigarettenstummel umweltschädlich sein können.

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Kommentare auf der Facebook-Seite von BR24

So schrieb BR24-User Rainer auf Facebook, dass das Problem so schlimm nicht sein könne, wenn man das ganze Nitrat im Wasser in Betracht ziehe. BR24-Leserin Sabine meinte, wenn Zigarettenstummel so giftig seien, dann dürften diese auch nicht mal im Hausmüll landen.

Viel Abfall durch Zigarettenstummel weltweit

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) untersuchte in einer weltweiten Studie Zigarettenstummel in der Umwelt. Laut der 2017 veröffentlichten Untersuchung machten die Kippen bereits seit den 1980er Jahren rund 40 Prozent des Mülls aus, die an Küsten oder in Straßen aufgesammelt wurden. Weltweit werden laut WHO jährlich zwischen 340 und 680 Millionen Kilogramm an Zigarettenstummel unsachgemäß entsorgt.

Dabei zeichnen sich aus Umweltsicht mehrere Probleme ab. Zigarettenfilter können zu Mikroplastik werden, wenn sie nicht entsprechend entsorgt werden.

💡 Was ist Mikroplastik?

Als Mikroplastik werden kleinste Plastikpartikel und -fasern – feste und unlösliche Kunststoffe – bezeichnet, die in Länge, Breite und Durchmesser zwischen wenigen Mikrometern bis unter fünf Millimeter liegen. Es wird unterteilt in primäres Mikroplastik wie sogenannte Basispellets, das Grundmaterial für die Plastikproduktion und Kunststoffe in der Kosmetik sowie in sekundäres Mikroplastik, das beim Zerfallen größerer Plastikteile entsteht. (Erklärt von Anja Bühling, BR24-Wissen)

Zum anderen sind die im Filter gebundenen Stoffe belastend für die Umwelt. Beim Auswaschen der Filter, zum Beispiel durch Regenwasser, können tausende Chemikalien freigesetzt werden. Die WHO spricht bei entsprechenden Sonnen- und Witterungsverhältnissen von bis zu 7.000 Stoffen. Darunter sind Schwermetalle wie Arsen und Blei, aber auch das Nervengift Nikotin.

Eine Kippe pro Liter Wasser kann für Fische tödlich sein

Geraten diese Chemikalien in den Wasserkreislauf, können sie unter anderem Probleme in unserem Grundwasser verursachen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen aus dem Januar 2019 hervor. Demnach können die Zigarettenkippen mit dem Regenwasser in Böden, ins Grundwasser sowie in Flüsse oder Seen gespült werden und dort lebende Organismen schädigen, zum Beispiel Fische. Eine Studie der Universität San Diego ergab, dass eine Kippe pro Liter Wasser genügt, damit Fische nach vier Tagen sterben können. Der Versuch wurde unter anderem mit Forellen durchgeführt. Über die vergifteten Fische könnten die Schadstoffe auch in unsere Nahrungskette gelangen, so die Wissenschaftler.

In der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage heißt es allerdings weiter, dass giftige Rückstände der Zigaretten im Trinkwasser kein Problem darstellen. Bis sie dort hingelangen, seien sie bereits viel zu sehr verdünnt. Zudem werde das Trinkwasser regelmäßig geprüft.

Sind Zigaretten so giftig, dass sie auf den Sondermüll gehören?

Auch diese Frage hat die Bundesregierung in der Kleinen Anfrage der Grünen-Fraktion beantwortet: Kippen sind Restmüll und werden als Siedlungsabfall oder Straßenkehricht behandelt. Anschließend landen sie in Deponien und werden zum Beispiel verbrannt, wodurch keine “negativen Umweltfolgen entstehen". Problematisch seien sie ausschließlich, wenn sie nicht ordnungsgemäß entsorgt würden und in die Umwelt gelangten.

Lösungen für das Kippen-Problem

Zahlreiche BR24-Nutzer forderten in ihren Kommentaren mehr öffentliche Aschenbecher. Außerdem sollten Raucher Taschenaschenbecher nutzen oder die Energie aufbringen, mit der Kippe bis zur nächsten Aschentonne zu laufen. Immer wieder wurde auch die Einführung eines sogenannten Kippen-Pfands gefordert, also eine Abgabe pro Zigarette, die nur erstattet wird, wenn man Zigarettenstummel wieder abgibt.

Bußgeld fürs Kippen wegwerfen

Zusätzlich gibt es bereits die Möglichkeit, Raucher, die ihre Kippen wegwerfen, mit einem Bußgeld zu bestrafen. In München kann es bayernweit am teuersten werden. Bis zu 55 Euro werden hier fällig. In Nürnberg beispielsweise werden zwischen 15 und 35 Euro erhoben.

Ende letzten Jahres hatte Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) gefordert, die Tabakindustrie solle für den verursachten Müll aufkommen. Die EU-Richtlinie zur Vermeidung von Plastikmüll gebe eine entsprechende Möglichkeit hierzu.

Fazit

In den Filtern von Zigarettenstummeln stecken diverse giftige Inhaltsstoffe, die potenziell umweltschädlich sind. Solange sie ordnungsgemäß im Restmüll entsorgt werden, ist das kein Problem. Andernfalls aber schon, denn so können die Giftstoffe zum Beispiel durch Regen ausgewaschen werden und ins Grundwasser, Flüsse, Seen oder Böden gelangen. Sie schaden dann den darin lebenden Organismen. Fische etwa können die Giftstoffe aufnehmen und daran sterben. Über diesen Weg können die Giftstoffe auch in unsere Nahrungskette gelangen. Über das Trinkwasser geschieht das hingegen nicht.