Der Ort Schuld im Hochwassergebiet: Trümmer und zerstörte Häuser
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Verschwörungserzählungen sollen die Starkregenereignisse im Westen Deutschlands erklären.

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#Faktenfuchs: Die Hochwasser wurden nicht künstlich ausgelöst

Nach den Überschwemmungen in West- und Süddeutschland verbreiten sich Gerüchte, die starken Regenfälle seien mit "geimpften" Wolken oder "HAARP" absichtlich erzeugt worden. Das ist jedoch aus mehreren Gründen nicht möglich. Ein #Faktenfuchs.

Nach den Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und auch in Bayern verbreiten sich vermehrt Gerüchte und Falschinformationen zu den Unwettern. Ein Vorwurf wird dabei auf Telegram und von bekannten Querdenkern immer lauter: Die Überschwemmungen seien geplant gewesen, um daraus politischen Profit zu schlagen.

Verschwörungstheoretiker glauben an geheime Wetterwaffen

Auf Internetseiten, die für die Verbreitung von Verschwörungsthesen bekannt sind, und in Telegram-Channels mit hunderttausenden Abonnenten wird behauptet, Wettermanipulationen seien der Grund für die Überschwemmungen. Es seien "militärische Wetterwaffen" im Einsatz. Dabei fallen die Begriffe: HAARP, "Wolken-Impfung" und Geoengineering.

HAARP (zur genauen Erläuterung kommen wir später) bezieht sich auf eine Technik, bei der Radiowellen in die oberen Schichten der Atmosphäre gestrahlt werden. Reiner Füllmich, engagiert in der Querdenken-Bewegung und Bundestagskandidat von "Die Basis", sagte bei einer Konferenz der rechtsorientieren Initiative "Friedensweg" in München Mitte Juli, die Überschwemmung "könnte Ergebnis von Geoengineering sein, könnte künstlich herbeigeführt worden sein und das könnte für Wahlkampfzwecke jetzt ausgenutzt werden."

Wie die folgende Recherche des #Faktenfuchs zeigt, ist es nicht möglich, dass der Starkregen mit Geoengineering oder mit HAARP ausgelöst wurde.

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Screenshots aus Social Media zu Vorwürfen der Wettermanipulation.

Behauptungen, dass Regierungen mittels Geoengineering oder mit HAARP das Wettergeschehen beeinflussen könnten, tauchen immer wieder auf. Die Theorie zu HAARP zum Beispiel zählt laut der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg zu den bekanntesten Verschwörungserzählungen.

Sie hat einen wahren Ursprung (eine Anlage, die HAARP heißt, gibt es wirklich - und es gibt auch weltweit Versuche, das Wetter künstlich zu beeinflussen) - aber daraus werden falsche Schlüsse gezogen: Nämlich, dass es möglich wäre, damit solche Unwetter oder sogar Naturkatastrophen auszulösen.

Forschungsprojekt HAARP in Alaska

Zuerst zu HAARP: In den 1990er Jahren wurde im US-Bundesstaat Alaska ein Atmosphären-Forschungszentrum aufgebaut, das High Frequency Active Auroral Research Program (HAARP), auf deutsch: Forschungsprogramm zur hochfrequenten Sonnenaktivität.

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Die Informationen über die HAARP-Anlage in Alaska sind öffentlich zugänglich.

Die Anlage liegt nördlich von Gakona in Alaska und war ursprünglich eine vom US-Militär getragene Forschungseinrichtung. Seit 2015 ist sie eine Einrichtung der Universität Alaska Fairbanks. Es ging darum, die Eigenschaften der hohen Atmosphäre (Ionosphäre) zu untersuchen, also in einer Region von 60 bis 200 Kilometern Höhe.

Dort befinden sich viele geladene Teilchen, Ionen und Elektronen, die zum Beispiel durch Sonnenstürme angeregt werden können. So entstehen Polarlichter. Doch auch Funkwellen können die Teilchen anregen. HAARP erzeugt mit 180 Antennen solche Wellen, in Form von elektromagnetischer Strahlung, die dann in die Ionosphäre gerichtet wird, um mehr über ihre Struktur und Zusammensetzung herauszufinden.

Doch damit erreiche man nur schwache Lichteffekte in der Ionosphäre, sagt der Physiker und Verschwörungstheorie-Experte Holm Hümmler, der Parawissenschaften wissenschaftlich untersucht. Sie ähnelten den Polarlichtern und man könne sie mit bloßem Auge gerade so erahnen. "Das ist eigentlich das, was als das Spektakuläre an HAARP dargestellt wird", sagt Hümmler.

HAARP sendet und analysiert Funkwellen

Ein weiteres Forschungsziel war herauszufinden, wie sich die Funkwellen in der oberen Atmosphäre ausbreiten. Das macht das Phänomen interessant für das Militär. Radiowellen können nämlich von der Ionosphäre reflektiert werden. Das kann man sich vorstellen wie einen großen Spiegel, mit dem Strahlen um die Ecke gelenkt werden können. So könnten die Wellen weite Entfernungen über die Erdkugel überbrücken, sagt Physiker Holm Hümmler im #Faktenfuchs-Interview. "Man kann daran zum Beispiel geheime Kernwaffenversuche erkennen oder das für eine sehr weitreichende Funkkommunikation nutzen." Die militärische Anlage in Alaska sei schnell Ziel von Verschwörungstheorien geworden, so Hümmler.

Nach einigen Jahren übergab das Militär die Anlage dann an die Universität Alaska Fairbanks, unter anderem aus Kostengründen. Seit dem Jahr 2015 betreibt die Universität die Anlage.

Warum HAARP keine Unwetter auslösen kann

In der Verschwörungserzählung wird behauptet, dass mit HAARP-Anlagen das Wetter beeinflusst werden könne. Zum Beispiel, indem Tiefs und Hochs dauerhaft an einem Platz gehalten würden. Doch das ist aus drei Gründen unmöglich.

Erstens: Die Radiowellen von HAARP beeinflussen nicht die Schichten der Atmosphäre, in denen unser Wetter entsteht.

Die unterste Atmosphärenschicht, die Troposphäre, ist maßgeblich für unser Wetter zuständig, so der Deutsche Wetterdienst auf seiner Webseite: "Da die Troposphäre fast das gesamte Wasser unserer Atmosphäre enthält, spielt sich hier unser tägliches Wetter mit all seinen Facetten und Wolkenformen ab." Auch Tief Bernd, das für die Unwetter in Deutschland verantwortlich war, fand sich in genau dieser Atmosphärenschicht.

Sie erstreckt sich bis in etwa 17 Kilometer Höhe. Die Radiowellen der HAARP-Anlage aber beeinflussen die Troposphäre nicht, sie bewegen sich einfach durch sie hindurch, ihr Ziel ist die Ionosphäre, die in etwa 60 Kilometern Höhe beginnt.

Die Universität Alaska Fairbanks weist auf ihrer Homepage auf einen weiteren Aspekt hin: "Wenn die Stürme in der Ionosphäre, die durch die Sonne ausgelöst werden, das Wetter auf der Erdoberfläche nicht beeinflussen können, ist es auch unmöglich, dass HAARP es könnte."

Zweitens: Es müsste sehr viel Energie freigesetzt werden, um das Wetter zu beeinflussen.

In einem Unwetter werden große Energiemengen freigesetzt, sagt der Physiker Hümmler: "Ein Gewitter macht etwa 360.000 Kilowatt. Nur die Blitze, ohne das, was an ansonsten im Wetter passiert."

Dem gegenüber steht die HAARP-Anlage: Die 180 Antennen haben eine Sendeleistung von jeweils zehn Kilowatt. Hümmler rechnet im #Faktenfuchs-Interview vor: "Zehn Kilowatt entsprechen ungefähr der Leistung eines Backofens und drei Herdplatten." Die Energieleistung der ganzen Anlage wäre also vergleichbar mit Backöfen und Herdplatten aus 180 Haushalten. Auf dieselbe Leistung kämen auch 3.000 Haartrockner.

Im Vergleich zu dem, was bei einem Unwetter an Energiemengen freigesetzt werde, sei das minimal, sagt Hümmler: "Das ist also ungefähr das Hundertfache von dem, was HAARP sendet." Oder anders gesagt: man bräuchte 100 dieser HAARP-Anlagen, um die Kilowattzahl eines Gewitters zu erzeugen.

Drittens: Es gibt in Deutschland keine HAARP-Anlagen.

Unter anderem Attila Hildmann behauptete am 15. Juli 2021 auf Twitter, eine HAARP-Anlage in Münster sei für das Hochwasser verantwortlich. Doch die gibt es überhaupt nicht: Deutschlandweit gibt es keine solche Forschungsstation, in ganz Europa nur eine einzige, nämlich in Schweden. Dort wird ebenfalls die Ionosphäre erforscht.

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Vorwürfe von Attila Hildmann, eine HAARP-Anlage in Münster habe das Hochwasser verursacht.

Holm Hümmler geht davon aus, dass es sich bei den Vorwürfen zur Anlage in Münster um eine "Verwechslung" handelt, denn: "Ich bin als einzigen möglichen Kandidaten, der gemeint sein könnte, auf die Sendestelle Albersloh gekommen". Die Funksendestelle liegt etwa 15 Kilometer außerhalb von Münster und gehört zur Luftwaffe der Bundeswehr. Sie wird dazu benutzt, um mit Truppen im Auslandseinsatz und Transportflugzeugen zu kommunizieren. In einer E-Mail an den #Faktenfuchs bestätigt ein Sprecher der Luftwaffe, dass es sich um einen Kurzwellensender handele, dessen Sendeleistung maximal 10 KW betrage. Es sei keine HAARP-Anlage. Laut Holm Hümmler ist dessen Leistung nur wenig größer als das, was Amateurfunker verwenden.

Auch bei Rostock vermuten Verschwörungsgläubige immer wieder eine HAARP-Anlage. Laut Hümmler könnte hier ebenfalls eine militärische Sendeanlage mit einer HAARP-Anlage "verwechselt" werden. In einer E-Mail an den #Faktenfuchs bestätigt ein Sprecher der Bundeswehr-Marine, dass in Marlow - rund 35 Kilometer entfernt von Rostock - die Marinefunkstelle Marlow liege. Auch hier gibt es also keine HAARP-Anlage.

Die Faktenchecker von Mimikama haben die Vorwürfe zu einer möglichen HAARP-Anlage bei Rostock schon entkräftet.

Hinzu kommt: Militärische Wettermanipulationen oder auch nur Versuche derselben sind seit 1978 durch die Vereinten Nationen untersagt.

HAARP und Naturkatastrophen: Ein bekanntes Narrativ

Wie bereits erwähnt: In den letzten 20 Jahren kochte die Verschwörungstheorie zu HAARP immer wieder hoch. Sie wurde als angebliche Erklärung für Naturkatastrophen aller Art herangezogen: Vom Hurricane Katrina 2005 im Süden der USA über den Tsunami in Fukushima/Japan 2011 bis zu den Erdbeben in Haiti 2011. "Auch in Deutschland wird diese Theorie immer wieder bei Extremwetterlagen aufgegriffen", sagt Verschwörungstheorie-Experte Holm Hümmler.

Die Theorie hält sich laut Hümmler aus drei Gründen so hartnäckig. Erstens wurde die Anlage ursprünglich vom Militär betrieben - auch wenn sie mittlerweile, wie gesagt, eine Universität übernommen hat, die die Forschungsergebnisse veröffentlicht. Bürger können die Anlage am Tag der offenen Tür besuchen. Militärische Einrichtungen sind immer wieder Ausgangspunkt für Verschwörungstheorien - ein Beispiel ist das Sperrgebiet Area 51 in Nevada.

Der zweite Grund laut Hümmler: "HAARP ist etwas hoch Technisches, was für viele schwer nachzuvollziehen ist, was dort eigentlich passiert." Auch das sei ein klassischer Aufhänger für solche Theorien. Und drittens: Den Verschwörungsgläubigen ist es in den letzten Jahrzehnten immer wieder gelungen, diese Theorie vor öffentlichen Institutionen vorzutragen. Sie wurden vor einem Petitionsausschuss der Vereinten Nationen angehört und sprachen vor einem Ausschuss des Europaparlaments.

Das schafft laut Hümmler eine "Scheinlegitimation": Wenn HAARP in Berichten von UN oder EU vorkomme, müsse ja auch etwas dran sein, so die Argumentation.

Zwischenfazit zu HAARP: Die Verschwörungstheorie zu HAARP kommt immer wieder auf, um Naturkatastrophen oder extremes Wetter vermeintlich zu erklären. Aber eine HAARP-Anlage kann nicht für die Starkregenereignisse wie die jüngst in Deutschland verantwortlich gemacht werden - genauso wenig wie für andere Wetterlagen.

Dagegen sprechen mehrere Gründe: Die HAARP-Anlage in Alaska und ähnliche Anlagen erforschen die Ionosphäre und nicht die Troposphäre. Doch das Wetter entsteht in der Troposphäre. Darüber hinaus ist die Sendeleistung der Atmosphären-Anlage zu gering. In Deutschland gibt es außerdem keine derartigen Atmosphären-Forschungsanlagen. Hier liegt wohl eine "Verwechslung" vor - militärische Funkanlagen werden als angebliche HAARP-Anlagen dargestellt.

Was ist Geoengineering?

Als zweite angebliche Ursache für die starken Regenfälle neben HAARP wird auf Telegram immer wieder Geoengeneering oder "Wolken-Impfung" genannt. Doch auch wenn dazu weltweit geforscht wird, ist laut Experten ausgeschlossen, dass solche Techniken in den Hochwassergebieten eingesetzt wurden.

Bei Geoengineering oder auch Climate Engineering geht es um Ideen, wie man künftig das Klima beeinflussen kann - nicht einzelne Wetterlagen. Damit soll, so die Hoffnung, zumindest ein Teil der Erderwärmung kompensiert werden. Der Planet würde also künstlich abgekühlt. Aber: Bisher gibt es nur Vorschläge in Form von Computermodellen, wie das funktionieren könnte.

Eine viel diskutierte Idee ist zum Beispiel, künstlich Vulkanausbrüche auszulösen: Bei sehr großen Vulkanausbrüchen wird Schwefel freigesetzt, der in der Atmosphäre sehr langlebig wäre und dessen Partikel dort einen Teil der einkommenden Sonnenstrahlung von der Erde weglenken könnte. Die Hoffnung: So würde weniger Sonnenlicht auf der Erde ankommen und es würde kühler.

In der Praxis gebe es Geoengineering bisher nicht, sagt Hauke Schmidt vom Max-Planck-Institut für Meteorologie, der selbst zu den Möglichkeiten von Geoengineering geforscht hat.

Versuche, Wetter zu beeinflussen, auch in Deutschland

Was es schon gibt, sind Versuche, das Wetter zu beeinflussen. Mehr als 50 Länder weltweit haben laut der Weltorganisation für Meteorologie Forschungsprogramme dazu - vor allem Länder, in denen Niederschlag knapp ist.

Es werden verschiedene Methoden getestet, wie man die Wolken zum abregnen bringen könnte: Zum Beispiel mit Trockeneis, oder indem die Wolken mit Silberiodid als Kondensationskeim "geimpft" werden. So soll sich Eis bilden, das dann die vorhandene Feuchtigkeit zum Abregnen bringen soll.

Wissenschaftlich nicht bewiesen, dass es funktioniert

"Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es aber bisher keinen schlüssigen Beweis, dass es funktioniert", sagt Hauke Schmidt. Es sei "durchaus plausibel", dass man mit den Methoden in gewissem Rahmen manche Wolken zum Abregnen bringen könne. "Es ist aber sehr schwierig, das auch nachzuweisen, weil es kein sauberes Vergleichsexperiment gibt."

Auch in Deutschland gibt es Versuche, Wetter zu beeinflussen: mit Hagelfliegern. Die Flugzeuge bringen Kondensationskeime in die Wolken ein. So wird versucht, dass sich die Wolken abregnen, bevor sich Hagel bildet. Oder dass sich die Eisbildung auf mehr Hagelkörner als natürlich verteilt - die Hagelkörner wären dann kleiner. Aber: Auch hier ist bisher nicht wissenschaftlich bewiesen, dass das funktioniert, die Methode ist umstritten.

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Die Chiemgauer Hagelflieger

"Ausgeschlossen", dass Unwetter durch Geoengineering ausgelöst wurden

Dass die Regenfälle in den deutschen Hochwasserregionen künstlich ausgelöst wurden, kann laut Experten nicht sein: "So viel Niederschlag über technische Manipulation zu erzeugen, ist absolut unmöglich", sagt Hauke Schmidt. Auch Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst hält es für "völlig ausgeschlossen" und "technologisch nicht möglich". Wolken zu "impfen" einen sehr kleinräumigen Effekt, dessen Technik sich nicht auf ein großes Tiefdruckgebiet anwenden lasse. "Das wäre ein Riesenaufwand", so Friedrich. "Da müsste man tagelang tausende Flugzeuge einsetzen und ob es dann überhaupt was bringt, ist nicht sicher." Außerdem wäre das wohl jemandem aufgefallen - und Berichte von tausenden Flugzeugen über NRW oder Rheinland-Pfalz gab es nicht.

Darüber hinaus hätten im Fall der Unwetter in Deutschland die Wolken so oder so geregnet, sagt Schmidt. Anders als bei den Versuchen im Ausland, Regen aus wasserarmen Wolken zu erzeugen, habe hier das Tiefdruckgebiet bereits extreme Wassermengen enthalten. "Diese Wetterlage erzeugt den Regen, egal, wie welche Mengen Silberiodid oder welche Art von Kondensationskeimen man in die Wolken bringen würde", sagt Hauke Schmidt.

Zwischenfazit zu Geoengineering: Es gibt weltweit Versuche, durch Geoengineering sowohl das Klima als auch einzelne Wetterlagen zu beeinflussen. Wissenschaftliche Beweise, dass das funktioniert, gibt es bisher nicht. Dass die Wolken des Tiefs Bernd "geimpft" worden seien, halten Experten für technologisch unmöglich - unter anderem, weil die Ergebnisse bei Versuchen nur einen sehr kleinräumigen Effekt zeigen.

Was war wirklich der Grund für das Hochwasser?

Es gebe eine plausible meteorologische Erklärung dafür, warum es vergangene Woche über Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz so stark geregnet hat, sagt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst im #Faktenfuchs-Interview. Ein Tiefdruckgebiet habe sich langsam vom westlichen Mittelmeerraum nach Deutschland verlagert: Tief Bernd. "Und das Besondere bei diesen Tief Bernd war: Es war vollgesogen mit feuchter und warmer Luft, und hat sich dann über Deutschland kaum noch bewegt", so der Meteorologe. Zwei Aspekte waren also verantwortlich für die großen Regenmengen - die feuchte Luft und der Umstand, dass das Regengebiet mehrere Tage über derselben Region kreiste.

Warum aber war Tief Bernd voll feuchter Luft? Einerseits habe es sich schon über Südfrankreich mit Feuchte vollgesogen, sagt der Meteorologe Friedrich. Hinzu sei gekommen, dass sich das Tief bis über die Ostsee erstreckte. Das Meer sei dort momentan sehr warm und so habe die Luft noch zusätzlich Feuchtigkeit auftanken können.

Feuchte Luft und gestaute Wolken

In der Eifel und dem Sauerland hätten sich die Wolken gestaut. Deswegen seien noch zusätzliche Regenmengen entstanden, sagt Friedrich. "Wenn sich Luftmassen stauen, müssen sie aufsteigen und dann kann noch mehr Regen aus diesen Wolken fallen." Das meteorologische Phänomen der "Staulage" kenne man aus allen Bergregionen, schreibt der Deutsche Wetterdienst auf seiner Homepage.

Der Geophysiker Hauke Schmidt bestätigt das im Interview mit dem #Faktenfuchs: Bei dieser Feuchtigkeit und Wetterlage sei es normal, dass es viel Niederschlag gebe. "Dafür braucht man keine künstliche Manipulation."

Entscheidend sei aber auch gewesen, dass sich Tief Bernd tagelang kaum fortbewegte, sagt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. Es sei durch zwei Hochs "festgehalten" worden und habe sich darum mehrere Tage über derselben Region abgeregnet.

Starkregenereignis wurde von Meteorologen vorhergesagt

Dass Tief Bernd diese großen Regenmengen mit sich bringen würde, und auch, welche Regionen besonders betroffen sein würden, war Meteorologen schon vorher bekannt. Sie hätten schon "mehrere Tage" vor den Niederschlägen in den Vorhersagen sehen können, dass etwas "Extremes" würde, sagte Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. Bis zu 200 Liter Regen wären über die drei Tage vorhergesagt worden. Auch der Meteorologe Jörg Kachelmann hatte tagelang über seine Internet-Kanäle gewarnt.

Abgeschwächter Jetstream "drosselt den Motor"

Wetterlagen wie das fest stehende Tief Bernd gebe es in unseren Breiten immer wieder, so Andreas Friedrich vom DWD. In den letzten zehn bis zwanzig Jahren kämen sie aber häufiger vor - möglicherweise beeinflusst durch den Klimawandel: "Es gibt ja Theorien, dass der Jetstream sich abgeschwächt hat." Starke Windbänder wie der Jetstream bewegen normalerweise die Tiefdruckgebiete. Weil die Temperatur über der Arktis sehr viel stärker gestiegen ist als über den Tropen, wird der Temperaturunterschied zwischen Nordpol und Äquator schwächer. "Und wenn dieser Temperaturgegensatz schwächer wird, dann ist sozusagen damit auch der Motor gedrosselt, der normalerweise diese Windsysteme antreibt", sagt Friedrich.

Fazit: Es ist nicht möglich, dass das Starkregenereignis im Westen Deutschlands mit Geoengineering oder mit HAARP ausgelöst wurde. Es existiert zwar tatsächlich eine HAARP-Anlage in Alaska, die Radiowellen sendet, und es gibt weltweit Forschung zu Geoengineering. Beides kann aber nicht derartige Wetterlagen verursachen.

Disclaimer 27.07.21, 13:17: Versehentlich war einmal von einer "HAARP-Anlage in Kanada" die Rede anstatt von der HAARP-Anlage in Alaska - dies haben wir korrigiert.

Disclaimer 05.08.2021, 09:50: Wir haben eine Zwischenüberschrift geändert. Statt "Es bräuchte sehr viel Energie, um das Wetter zu beeinflussen" nun: "Es müsste sehr viel Energie freigesetzt werden, um das Wetter zu beeinflussen."

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