Hand-Exoskelette stützen gelähmte Hände. Das ist keine neue Erfindung. Aber in Stuttgart wurde ein neues Modell entwickelt, das individueller an Patienten angepasst werden kann. Zudem hat es flexiblere Fingermodule als bisherige Modelle, sagen die Beteiligten an den baden-württembergischen Hochschulen. Patienten hätten damit die Möglichkeit, die Hand zu spreizen, seitlich zu bewegen und einzelne Finger zu bewegen.
Das Stuttgarter Hand-Exoskelett
Das inzwischen patentierte Stuttgarter Modell besteht aus einem zentralen Montagemodul und einzelnen, beweglichen Fingermodulen. Das Material des Exoskeletts ist aus einem speziellen Kunststoff gebaut. Dieser ermöglicht, dass die einzelnen Module mit dünneren Wänden gefertigt werden können. Dadurch konnte auch das Gewicht des Stütz-Apparates klein gehalten werden: Das Exoskelett wiegt mit Motoren und Elektronik rund 400 Gramm - das Handmodul selbst nur circa 80 Gramm.
Derzeit ist das Modul ein am Unterarm tragbares Gerät, das mit speziellen Messgeräten - EMG- und Abstandssensoren - verbunden ist. So kann nicht nur die elektrische Muskelaktivität gemessen werden, sondern auch die elektromechanische Funktionalität des Exoskeletts getestet werden. In der nächsten Entwicklungsphase soll das Hand-Exoskelett auch mit Hirnströmen und Augenbewegungen gesteuert werden können. Für das Projekt namens KONSENS NHE arbeiten Wissenschaftler der Universitätsklinik Tübingen, der Universitäten Tübingen und Stuttgart sowie der Hochschule Reutlingen seit April 2017 interdisziplinär zusammen.
Lähmungen nach Hirn- und Rückenmarksverletzungen
Die Funktion der Hand kann durch Erkrankungen wie Muskelschwäche, Spastik oder motorische Defizite gestört sein. Aber auch nach Hirn- und Rückenmarksverletzungen wie einem Schlaganfall treten häufig Probleme auf. Zum Beispiel können dann willkürliche, zielgerichtete Bewegung nicht mehr ausgeführt werden (Apraxie). Es können aber auch Störungen bei der Koordination von Bewegungen (Ataxie) und Spastiken auftreten. Sind die Hände nicht mehr funktionsfähig, entstehen starke Einschränkungen in Beruf und Privatleben. Den damit einhergehenden Verlust an Lebensqualität kann ein Exoskelett zumindest ein Stück weit ausgleichen.