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Europäisches Stromnetz: Warum der Radiowecker zurzeit nachgeht

Europäisches Stromnetz: Warum der Radiowecker zurzeit nachgeht

Seit Wochen gehen Radiowecker, Uhren an Backöfen oder Mikrowellen nach. Bis zu sechs Minuten sind das mittlerweile. Eigentlich können sie nicht nachgehen, denn sie werden durch das Stromnetz aktuell gehalten. Doch warum ist das in letzter Zeit so?

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Elektrische Uhren, die sich über das Stromnetz synchronisieren, müssen nicht nachgestellt werden. Der Taktgeber ist die "Netzfrequenz". Der Wechselstrom pulsiert im europäischen Netz mit einer Frequenz von 50 Hertz. Wenn sich der Mittelwert dauerhaft nach unten verschiebt, so wie jetzt, dann gehen die Uhren nach. Sechs Minuten inzwischen.

Kosovo liefert zu wenig Strom

Die langsame Frequenz ist ein Zeichen dafür, dass irgendwo in Europa mehr Strom aus dem Netz entnommen wird, als nachgeliefert wird. Der Grund liegt in der Stromregion Kosovo und Serbien, wie der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E verkündet hat. Der Kosovo liefert aus ungenannten Gründen seit Mitte Januar zu wenig Strom ins Netz. Serbien müsste das aufgrund internationaler Verträge ausgleichen. Tut es aber nicht.

Serbien spielt wichtige Rolle

Warum können zwei so kleine Länder eine solch große Auswirkung auf das europäische Stromnetz haben? Marion Hitzeroth, Wirtschaftswissenschaftlerin am Karlsruher Institut für Technologie, hat sich lange mit dem südosteuropäischen Strommarkt beschäftigt und sagt:

"Serbien spielt in dem südosteuropäischen Netz eine zentrale Rolle, weil es im geografischen Zentrum steht und sämtliche Durchleitungskapazitäten müssen in irgendeiner Form durch Serbien durch. Darum hat dieser Strommarkt auch eine recht große Macht."

Politischer Konflikt

Insgesamt fehlt so wenig Strom, dass es nicht schlimm ist, aber doch so viel, dass es in ganz Europa auffällt. Ideal, um in einem politischen Streit Druck zu machen.