Elektrische Uhren, die sich über das Stromnetz synchronisieren, müssen nicht nachgestellt werden. Der Taktgeber ist die "Netzfrequenz". Der Wechselstrom pulsiert im europäischen Netz mit einer Frequenz von 50 Hertz. Wenn sich der Mittelwert dauerhaft nach unten verschiebt, so wie jetzt, dann gehen die Uhren nach. Sechs Minuten inzwischen.
Kosovo liefert zu wenig Strom
Die langsame Frequenz ist ein Zeichen dafür, dass irgendwo in Europa mehr Strom aus dem Netz entnommen wird, als nachgeliefert wird. Der Grund liegt in der Stromregion Kosovo und Serbien, wie der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E verkündet hat. Der Kosovo liefert aus ungenannten Gründen seit Mitte Januar zu wenig Strom ins Netz. Serbien müsste das aufgrund internationaler Verträge ausgleichen. Tut es aber nicht.
Serbien spielt wichtige Rolle
Warum können zwei so kleine Länder eine solch große Auswirkung auf das europäische Stromnetz haben? Marion Hitzeroth, Wirtschaftswissenschaftlerin am Karlsruher Institut für Technologie, hat sich lange mit dem südosteuropäischen Strommarkt beschäftigt und sagt:
"Serbien spielt in dem südosteuropäischen Netz eine zentrale Rolle, weil es im geografischen Zentrum steht und sämtliche Durchleitungskapazitäten müssen in irgendeiner Form durch Serbien durch. Darum hat dieser Strommarkt auch eine recht große Macht."
Politischer Konflikt
Insgesamt fehlt so wenig Strom, dass es nicht schlimm ist, aber doch so viel, dass es in ganz Europa auffällt. Ideal, um in einem politischen Streit Druck zu machen.