Erster 3D-Ganzkörperscanner Deutschlands in München vorgestellt
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Erster 3D-Ganzkörperscanner Deutschlands in München vorgestellt

Mit einer einzigen Aufnahme kann er ein Bild der gesamten Körperoberfläche machen. Der 3D-Scanner, der jetzt an der Münchner Uni-Klinik vorgestellt wurde, weckt damit viele Hoffnungen bei Medizinern und Patienten. Wann kann das Gerät wirklich helfen?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Seit September 2019 arbeitet Riccardo Giunta, Leiter der Abteilung für Hand-, Plastische und Ästhetische Chirurgie am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), mit dem neuen 3D-Ganzkörperscanner. Insbesondere bei Brustrekonstruktionen, bei der Bekämpfung von Hautkrebs und bei Schönheitsoperationen sollen durch die detaillierte Körperaufnahme bessere Ergebnisse als bisher erzielt werden können. Doch neben der Euphorie über das neue bildgebende Verfahren gibt es auch skeptische Töne für das 250.000 Euro teure Gerät. Jetzt wurde der 3D-Scanner als erster in Deutschland an der Münchner Uni-Klinik vorgestellt.

Was kann der neue 3D-Scanner?

Bei dem 3D-Ganzkörperscanner handelt es sich um zwei futuristisch gebogene Gebilde, die an das Innendesign von Raumschiffen in Science-Fiction-Filmen erinnern. Der Patient steht dazwischen und wird von den 92 hoch auflösenden Kameras erfasst. Eine Software rechnet die Aufnahmen dann zu einem einzigen dreidimensionalen Bild des Patienten zusammen. "Da wird mit einer einzigen Aufnahme ein gesamtes Bild der Körperoberfläche gemacht, und zwar nicht nur von der Haut selbst, mit ihren Läsionen und Muttermalen, sondern auch vom Körpervolumen", erläutert Riccardo Giunta, Leiter der Abteilung für Hand-, Plastische und Ästhetische Chirurgie am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), das Gerät.

Der Vorteil des neuen 3D-Ganzkörperscanners

"Wir können damit ein 3D-Modell vom Gesicht, der Brust, dem Bauch und auch dem ganzen Körper machen, und das spielt bei jeder Art der körperformenden Eingriffe der plastischen Chirurgie eine Rolle." Riccardo Giunta, Leiter der Abteilung für Hand-, Plastische und Ästhetische Chirurgie am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)

3D-Scanner: Vielversprechend für Brustrekonstruktionen

Mit dem neuen 3D-Scanner sollen zum Beispiel Brustrekonstruktionen, etwa nach krebsbedingten Amputationen, exakter durchgeführt werden können. "Bisher war man da auf Augenmaß angewiesen und ein paar Messwerte vom Maßband, aber so hat man tatsächlich eine exakte Volumenmessung mit einem relativ einfachen Verfahren", erklärt Riccardo Giunta, Leiter der Plastischen Chirurgie an der Klinik der LMU, das Verfahren. Denn dank der neuen Technik wissen die Mediziner genau, wie viel Körperfett sie für die neue Brust benötigen und wie diese geformt sein muss, damit es hinterher auch symmetrisch ausschaut.

Vorteil bei Hautkrebs: 3D-Scanner erkennt kleinste Hautveränderungen

Auch bei Hauterkrankungen schafft der neue Scanner nach Ansicht von Medizinern neue Behandlungsmöglichkeiten - einfach deshalb, weil mit dem neuen Gerät jedes einzelne Muttermal eindeutig einem bestimmten Ort auf dem Körper zugeordnet werden kann. Zudem erleichtert die 200-fache Vergrößerung die Diagnose. Das kann unter anderem bei Hautkrebs helfen. "Mit der Software ist es möglich, die ganzen Hautläsionen in Bezug auf Farbunregelmäßigkeiten oder Unregelmäßigkeiten des Randes, also Risikofaktoren auf Bösartigkeit, zu prüfen", sagt Giunta vom Klinikum der LMU.

Trotz aller Euphorie auch Skepsis am 3D-Scanner

Nicht alle Mediziner sind sich jedoch über das Potenzial des Gerätes sicher. "Nicht jedes neue Gerät oder Verfahren ist sinnvoll und sicher für Patienten", gibt Peter Elsner, Leiter der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena, zu bedenken. Ob der 3D-Ganzkörperscanner tatsächlich eine Verbesserung der Hautkrebs-Frühdiagnostik ermögliche, müssten wissenschaftliche Studien zeigen. "Solche liegen nach unserer Erkenntnis bisher nicht vor", sagt Elsner.

Weniger Strahlenbelastung durch 3D-Scanner

Doch Konstantin Nikolaou, Wissenschaftskoordinator der Deutschen Röntgengesellschaft, ist von der neuen Technik überzeugt. Die detaillierte Körperoberflächenaufnahme, die kleinste Veränderungen sichtbar mache, sei in der Medizin vielseitig nutzbar.

"Man wird verschiedene Kategorien dieser 3D-Technik sehen, mit verschiedenen Anwendungen. Das ist eine breite Spielwiese." Konstantin Nikolaou, Facharzt für Radiologie am Universitätsklinikum Tübingen und Wissenschaftskoordinator der Deutschen Röntgengesellschaft

So könnten nach Ansicht Nikolaous 3D-Scanner durch eine kameraüberprüfte und dadurch höchst exakte Positionierung im Raum zum Beispiel die Strahlenbelastung in der Radiologie sowohl für den Patienten als auch für das medizinische Personal deutlich reduzieren.