Das deutsche Röntgenteleskop "eRosita" ist beim Start mit einer russischen Trägerrakete in Kasachstan
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eRosita - Deutsches Weltraumteleskop ins All gestartet

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eRosita - Deutsches Weltraumteleskop ins All gestartet

Das Weltraum-Teleskop eRosita wurde größtenteils in Bayern entwickelt und gebaut. Es soll klären, warum sich das Universum immer schneller ausdehnt. Am Samstagnachmittag ist es mit Verspätung ins All gestartet.

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Das deutsche Röntgenteleskop eRosita ist am Samstag mit dreiwöchiger Verspätung vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All gestartet. Pünktlich um 14.31 Uhr MESZ hob die russische Trägerrakete mit eRosita und einem russischen Teleskop an Bord ab. Das zeigten Live-Bilder der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos. Der Start verlief ohne Zwischenfälle.

Start mit drei Wochen Verspätung

Eigentlich war der Start von eRosita für den 21. Juni 2019 vorgesehen. Wegen technischer Probleme wurde der Termin auf den 12. Juli verschoben und dann nochmal um einen weiteren Tag.

Mit der Raumsonde Spektrum-Röntgen-Gamma (SRG) wird eRosita von Baikonur, Kasachstan, aus ans 1,5 Millionen Kilometer entfernte Ziel befördert, den Lagrange-Punkt L2. Warum genau dorthin? Auf dieser Position kann das Teleskop stabil mit der Erde wandern und ist meist im Schatten. Denn nur, wenn die Helligkeit der Sonne abgeschirmt ist und die Atmosphäre überwunden, kann eRosita arbeiten. Das neuartige Teleskop ist ein Röntgenteleskop, dass das Röntgenlicht, das Galaxien aussenden, einfangen soll.

eRosita ist ein Röntgenteleskop

ERosita steht für "extended Roentgen Survey with an Imaging Telescope Array". Mit neuartiger Technik in Sachen Optik und Detektoren - Wolter-1 Spiegelmodule mit 54 ineinander verschachtelten Spiegelschalen und CCD-Röntgenkameras - ausgestattet, soll eRosita Inventur im All machen, das heißt heiße Quellen wie Galaxienhaufen, aktive Schwarze Löcher, Supernova-Überreste, Röntgendoppelsterne und Neutronensterne aufspüren und kartieren.

Welche mysteriöse Kraft dehnt das Universum?

Die wichtigste Aufgabe des Teleskops ist es jedoch zu klären, warum sich das Universum ausbreitet. Dass sich das Universum mit wachsender Geschwindigkeit ausdehnt, haben die Astrophysiker Saul Perlmutter, Adam Riess und Brian Schmidt entdeckt. Dafür erhielten sie 2011 den Nobelpreis. Doch auch die Nobelpreisträger konnten nicht sagen, welches Backtriebmittel das All wie einen Hefezopf beim Backen aufgehen lässt. Nur am wachsenden Abstand der Rosinen, also der Galaxien, konnten Forscher das erkennen. Die mysteriöse Kraft wurde Dunkle Energie getauft - und eRosita soll nun klären, was sich dahinter verbirgt.

"Für uns sind die Galaxien Leuchttürme, die können wir beobachten. Die sehen wir wahnsinnig weit weg und können mithilfe der Galaxien bis zu einer gewissen Entfernung das Universum vermessen." Professor Jochen Weller, Astrophysiker, Universitäts-Sternwarte München (USM)
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Video: Die Mission von eRosita - erklärt mit einem Hefezopf

Aufregung vor dem Start: "Das ist schon beängstigend"

Auch Andrea Merloni vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching (MPE), der das Team um den jahrelangen Bau von eRosita geleitet hat, ließ der Start der Mission nicht kalt. Der Astrophysiker wollte vorher lieber nicht daran denken, dass die Mission auch schiefgehen kann:

"Das ist schon beängstigend. Das sind natürlich alles Profis. Aber wir wissen auch, dass in der Raumfahrt immer mal was schiefgehen kann. Den Gedanken muss ich einfach wegschieben. Man muss Vertrauen haben." Andrea Merloni, Astrophysiker, Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik

Neben dem MPE waren an der Entwicklung und wissenschaftlichen Betreuung des Teleskops auch die Universitäten Tübingen, Erlangen-Nürnberg und Hamburg sowie das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) beteiligt. Universitäten in München (LMU) und Bonn bereiten die Auswertung der Daten von eRosita mit vor. An die Raumfahrtmission haben sich auch die russische Raumfahrtagentur Roskosmos, der Raumfahrtkonzern Lavochkin und die Russische Akademie der Wissenschaften angeschlossen. Gleichzeitig mit eRosita wird auch das russische Teleskop ART-XC in Position gebracht.

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Video: Das Röntgenteleskop eRosita