Erlanger Wissenschaftler arbeiten derzeit an wasserstoffbetriebenen Zügen als Alternative zu umweltbelastenden Diesel-Loks. Ein erster Prototyp werde aber voraussichtlich erst in fünf Jahren auf bayerischen Gleisen rollen, teilte das Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg (HI ERN) anlässlich der Verkehrsministerkonferenz in Nürnberg mit.
Gefördertes Pilotprojekt
Die Entwicklung von Wasserstoffzügen, bei denen der Wasserstoff in einer ungefährlichen Trägerflüssigkeit gebunden wird, ist eines der sieben von der bayerischen Staatsregierung geförderten Pilotprojekte. Dabei sollen schadstoffarme Loks, darunter auch solche mit Hybridantrieben, auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden. Für das Vorhaben hat die Regierung drei Millionen Euro bereit gestellt.
Nicht-elektrifizierte Bahnstrecken
Nach Vorstellung der Wissenschaftler sollen die mit gebundenem Wasserstoff betriebenen Züge mittelfristig auf nicht elektrifizierten Bahnstrecken in Deutschland eingesetzt werden. Derzeit verfügten nur 60 Prozent der Strecken über eine Oberleitung, die Elektroloks mit Strom versorge, berichtet das Erlanger Helmholtz-Institut, eine Außenstelle des Forschungszentrums Jülich. Selbst auf manchen elektrifizierten Bahnstrecken werden nach Einschätzung der Erlanger Wissenschaftler auch künftig Dieselloks rollen, da die Züge zwischendrin nicht elektrifizierte Streckenabschnitte passieren.
Trägerflüssigkeit macht Gas ungfährlich
Um den hochexplosiven Wasserstoff sicher lagern, transportieren und als Antriebsenergie verwenden zu können, haben Erlanger Wissenschaftler schon vor längerer Zeit eine Trägerflüssigkeit entwickelt, in der das gefährliche Gas gebunden wird. Ein Liter des Trägerstoffs LOHC, eine Abkürzung für "Liquid Organic Hydrogen Carrier", binde 650 Liter Wasserstoff, berichten die Experten.
In Brennstoffzelle in Strom umgewandelt
Die ungefährlich ölige Substanz werde zum Antrieb der Lok mit einer speziellen Technologie freigesetzt und in einer Brennstoffzelle in Strom umgewandelt. Dazu sollen spezielle Freisetzungsapparate entwickelt werden, die flexibel auf die unterschiedlichen Kraftanforderungen der Lok reagierten, etwa beim Anfahren der Lok oder an Steigungen.