Graues Schild auf grauem Untergrund, auf dem ein Leitungshahn mit einem Glas Wasser zu sehen ist. Beides ist durchgestrichen: Nicht trinken!
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Wenn Enterokokken das Trinkwasser stark verunreinigt haben, sollte es nicht mehr getrunken werden. Dann wird oft ein Abkochgebot erlassen.

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Enterokokken im Trinkwasser: Was Sie wissen müssen

Verunreinigungen im Trinkwasser durch Bakterien wie Enterokokken können Infektionen verursachen. Daher sollte das Wasser abgekocht werden. Was gibt es dabei zu beachten?

Immer wieder hört man von verunreinigtem Trinkwasser durch E. coli-Bakterien oder Legionellen. Ist es stark verunreinigt, können diese Bakterien Infektionen und andere, teils schwere Krankheiten auslösen. Daher muss das Trinkwasser dann abgekocht werden. Ähnlich verhält es sich bei Enterokokken im Wasser. Was sind Enterokokken eigentlich und wie gefährlich sind sie?

  • Zum Artikel "Bakterien im Wasser: Abkochgebot für Würzburger Norden"

Was sind Enterokokken?

Enterokokken werden zu den Milchsäurebakterien gezählt und sind nicht immer schlecht. Sie kommen vielfach in der Umwelt, beim Menschen und Tier vor. Sie sorgen dafür, dass beispielsweise der Camembert den Reifeprozess durchläuft und seinen typischen Geschmack bekommt. Im menschlichen Körper wirken sie sich positiv auf unsere Darmflora aus und begünstigen das Verdauungssystem. So wird das Immunsystem geschützt und das Wachstum von Keimen im Darm gehemmt.

Von den etwa 25 bekannten Enterokokken-Spezies gibt es aber auch solche, die Krankheiten verursachen können - vor allem bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

Wie gefährlich sind Enterokokken?

Enterokokken können Infektionen auslösen - vor allem, wenn sie in andere Bereiche des Körpers gelangen als die eigentlich vorhergesehenen (wie den Darm). Als unwahrscheinlich gilt jedoch, dass dies über die Nahrungsaufnahme bestimmter Lebensmittel passiert, denen sie beigefügt werden (wie bestimmten Käsesorten oder Rohwürsten) - solange sie nicht verdorben sind.

Zu den Krankheiten, die manche Enterokokken auslösen können, gehören unter anderem gefährliche Blutvergiftungen, Herzbeutelentzündungen und Harnwegsinfektionen. Aber auch der Bauchraum kann betroffen sein. Das kann für Menschen mit geschwächtem Immunsystem wie Älteren oder Kranken und Babys gefährlich werden. Gerade, wenn sie über das Trinkwasser unbedacht und vermehrt aufgenommen werden.

Zusätzlich besteht das Problem, dass bestimmte Enterokokken-Stämme resistent gegen Antibiotika sind. Hier wächst die Gefahr, dass die Antibiotikaresistenz vermehrt auf andere Stämme und andere Bakterien übertragen werden kann.

Ein anderer Ort, an dem immer wieder Enterokokken auftreten, sind Krankenhäuser. Meist sind diese Bakterienstämme multiresistent gegen verschiedene Antibiotika, was die Behandlung zunehmend schwieriger gestaltet.

Wie gelangen Enterokokken ins Trinkwasser?

Enterokokken selbst können sich nicht im Trinkwasser, sondern nur im menschlichen oder tierischen System vermehren. Aber sie können relativ lange außerhalb des Körpers überleben. Die fäkalen Verunreinigungen kommen also von außen ins Trinkwasser. Die Ursache zu finden, ist oft nicht einfach.

Denn dazu können örtliche hygienische Probleme wie technische Störungen bei der Abwasserreinigung führen, aber auch Havarien oder Erneuerungsarbeiten im Leitungsnetz. Das kann auch bei Reparaturen oder Neuanschlüssen von Leitungen im Haus passieren - oder auch, wenn sie schlecht gewartet oder unsachgemäß verbaut sind. Auch alte Abwasserkanäle oder undichte Senkgruben können zu dieser fäkalen Verunreinigung führen. Und: Sind Enterokokken im Wasser, sind es andere Bakterien wahrscheinlich auch.

Wie hoch darf der Messwert im Trinkwasser sein?

Das Trinkwasser in Deutschland wird immer wieder untersucht, um genau solche Verunreinigungen wie Enterokokken schnell ausfindig zu machen. Es gibt manche Bakterien, die in geringen Dosen im Trinkwasser vorhanden sein dürfen. Enterokokken gehören nicht dazu. Der Grenzwert beträgt daher null pro 100 Milliliter Wasser. Es dürfen also keine einzigen Enterokokken nachgewiesen werden. Passiert das doch, sollten schnellstens Maßnahmen ergriffen werden, wie beispielsweise das Abkochen des Trinkwassers.

Was muss beachtet werden, wenn das Trinkwasser abkocht wird?

Um die Bakterien abzutöten, wird in Enterokokken-Fällen örtlich ein Abkochgebot verordnet. Das bedeutet, dass jegliches Wasser aus der Leitung vor dem Verzehr abgekocht werden muss. Dazu sprudelnd aufkochen und danach mindestens zwei Minuten ziehen und abkühlen lassen. Achtung vor Verbrennungen! Danach kann es bedenkenlos verwendet werden - auch für immunschwache Menschen.

Das gilt auch bei der Nutzung von Wasser für die Zubereitung von Lebensmitteln, beim Zähneputzen oder zur Reinigung offener Wunden.

Wann muss das Wasser nicht abgekocht werden?

Für die Toilettenspülung, zum Duschen und Händewaschen kann das Leitungswasser ohne Bedenken verwendet werden. Beim Duschen sollten offene Wunden mit wasserundurchlässigen Pflastern abgeklebt werden, denn darüber könnten die Bakterien in den Blutkreislauf gelangen und Infektionen auslösen.

Trotz Abkochgebot können auch Waschmaschine und Geschirrspüler bedenkenlos benutzt werden. Dabei sollte man jedoch darauf achten, dass die Waschmaschine auf mindestens 40 Grad Celsius läuft. Der Geschirrspüler sollte mindestens eine Temperatur von 60 Grad Celsius erreichen.

Wie kommen die Enterokokken wieder aus dem Trinkwasser heraus?

Wichtig ist, die Quelle für die Enterokokken-Verunreinigung ausfindig zu machen und zu beseitigen. Bis zur Grundstücksgrenze sind dafür die kommunalen Wasserwerke verantwortlich. Des Weiteren kann mit Chlor versucht werden, das Wasser zu reinigen und zu desinfizieren. Das kann zwar einen leichten Chlorgeruch nach sich ziehen, die geringen Mengen sind aber gesundheitlich unbedenklich.

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