Lange galt die Theorie, die Bronzewaffen der sogenannten "Terrakotta-Armee" am Grabmal des ersten Kaisers von China Qin Shihuang (259-210 v. Chr.) sind aufgrund eines Chromüberzugs so gut erhalten geblieben. Doch Forscher von der University of Cambridge in England und dem Terrakotta-Armee-Museum in China haben die Werkzeuge an den Tonfiguren jetzt noch einmal genauer untersucht. Nach ihrer Analyse, die Anfang April 2019 im Fachmagazin "Scientific Reports" veröffentlicht wurde, spricht vieles dafür, dass die Beschaffenheit des Bodens in der Region Ursache für den guten Zustand der Bronzewaffen ist.
Terrakotta-Armee: Chromspuren kein Zeichen erster Rostschutzarbeiten
Weil Forscher bei früheren Ausgrabungen Spuren von Chrom entdeckt hatten, wurde bisher vermutet, dass die Waffenhersteller des ersten chinesischen Kaisers Qin Shihuang eine Methode zur Verhinderung von Metallkorrosion entwickelt hatten. Bis heute ist das sogenannte Chromatieren ein gängiges Verfahren für den Schutz von Metallen vor Korrosion.
Bronzewaffen der Ton-Krieger: Chrom stammt von Lacken
Doch nach Ansicht der Forscher um Marcos Martinón-Torres von der Universität Cambridge sind die nachgewiesenen Chromspuren wohl kein Beleg für die frühesten Rostschutzarbeiten, für die die chinesischen Waffenbauer so lange gerühmt wurden. Das bei den Waffen gefundene Chrom stamme stattdessen von Lacken, mit denen etwa die Griffe der Waffen kunstvoll verziert wurden, heißt es in der Veröffentlichung der Untersuchung.
"Offensichtlich ist der Lack die unbeabsichtigte Quelle des Chroms der Bronze - und keine uralte Anti-Rost-Behandlung." Marcos Martinón-Torres, Hauptautor der Studie
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Idealer Boden für Erhalt der Waffen der Ton-Krieger
Der gute Zustand der Bronzewaffen sei nach Erkenntnis der Forscher vermutlich eher auf die Beschaffenheit des Bodens in der Region zurückzuführen. So habe der ph-Wert, der Anteil an organischen Materialien und die Durchlüftung des Bodens Auswirkungen auf Zersetzungsprozesse. Bei den untersuchten Bodenproben rund um das Mausoleum hatten die Forscher einen ph-Wert zwischen 8,1 und 8,5, dazu eine geringe Durchlüftung des Erdreichs und einen hohen Zinnanteil festgestellt - ideale Bedingungen also, die die Zersetzung der Bronzewaffen verhindert haben könnten.
Die Terrakotta-Armee - UNESCO-Weltkulturerbe
In der Grabanlage des ersten Kaisers von China, die in Zentralchina, etwa 36 Kilometer nordöstlich von Xi’an, der Hauptstadt des ehemaligen Königreiches Qin liegt, wurden bisher 2.000 Ton-Krieger mit einst voll funktionsfähigen Bronzewaffen - dutzenden Speeren, Lanzen, Schwerter und bis zu 40.000 Pfeilspitzen ausgegraben. Es werden noch mehrere tausend Tonfiguren und Waffen unter der Erde vermutet. Entdeckt wurde die Grabstätte zufällig im Jahr 1974. Seit 1987 ist sie UNESCO-Weltkulturerbe. Seit 2015 geben Restauratoren der Technischen Universität München (TUM) den Terrakotta-Kriegern nach umfangreichen Recherchen wieder ihre ursprüngliche Farbe zurück.