Wale und Nilpferde haben eins gemeinsam: Sie schwimmen groß und plump im Wasser und wirken gemütlich. Doch das täuscht. Nilpferde gehören zu den aggressivsten Tiere im Tierreich und auch unter Walen gibt es weniger friedvolle Arten. Beispielsweise Orcas. Die Schwertwale fressen auch ihre Artgenossen.
Basilosaurus isis war Fleischfresser
Orcas sind kleiner als zehn Meter. Ein ganz anderes Kaliber war Basilosaurus isis: Sein schlangenartiger Körper war bis zu 18 Meter lang und allein sein Schädel misst knapp 1,20 Meter. Der fossile Urwal, der vor 35 Millionen Jahren lebte, verspeiste unter anderem kleine Wale. Das fand ein Team um die Paläontologin Manja Voss vom Naturkundemuseum Berlin heraus. Die Forscher untersuchten das Skelett eines Basilosaurus, das 2010 in Ägypten gefunden wurde und veröffentlichen ihre Ergebnisse im Januar 2019 in der Fachzeitschrift Plos One.
Erhalten waren von dem 16 Meter langen Urwal noch Schädel, Zähne, Wirbel und Rippen. In der Körperhöhle des Wal-Skeletts entdeckten die Forscher Überreste des Mageninhaltes, darunter Knochen von Jungtieren kleinerer Wale. Die Knochen zeigten Bißspuren und lassen den Rückschluss zu, dass Basilosaurus seine Beute mit kräftigen Bissen in den Kopf tötete. Deshalb wird der Wal auch Knochenbrecher-Wal genannt. Mit der Kraft seiner Kiefer hätte er einen Kleintransporter anheben können. Auch das Gebiss von Basilosaurus isis spricht Bände: Die Schneidezähnen sind zugespitzt und die Backenzähne scharf. Der Urwal war kein Aasfresser wie viele andere Wale, sondern laut Forscher-Team ein "fleischfressender Spitzenräuber".
Versteinerte Wirbel eines Basilosaurus isis-Wales, Wadi al-Hitan, Ägypten
Das Tal der Wale
Das sogenannte Tal der Wale befindet sich in der ägyptischen Unesco-Welterbe-Region Wadi al-Hitan südlich von Kairo. Das Wüstengebiet trägt seinen poetischen Namen, weil hier schon mehr als Tausend Wal-Skelette gefunden wurden. In Urzeiten war die Region ein Meer, Ozean Tethys genannt, das durch tektonische Verschiebungen verschwand: Die Erde hob sich, der Ozean trocknete aus, die Meeresbewohner starben und versteinerten. Heutzutage gibt die Region Forschern wichtige Einblicke in die Entwicklung von Walen. Die Vorfahren der Wale bewegten sich einst wohl auf Beinen fort und waren Landbewohner, bevor sie zu Meeresbewohnern wurden.