Am Hörnle
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In diesem Winter drängen Wanderer und Tourengeher in die Berge

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Der Corona-Winter: Ansturm auf die Alpen?

Heuer fällt der Skiurlaub, wie wir ihn kennen, wegen Corona flach. Das heißt aber nicht, dass sich die Natur in den Berge erholen kann. Drohen jetzt Tourengeher, Schneeschuh- und Winterwanderer die Alpen zu überrennen?

Über dieses Thema berichtet: UNKRAUT am .

Wie er wohl wird - der Corona-Winter? Für die Natur und für die Menschen? Momentan stehen die Lifte still, die Hütten sind geschlossen, Skifahren ist erst einmal abgesagt. Trotzdem ist auf dem Parkplatz zum Hörnle bei Bad Kohlgrub schon in aller Früh einiges los, dann das Hörnle ist einer der ersten Berge für Ausflügler, die aus München kommen. Wenn schon Skifahren nicht möglich ist, sollen es zumindest Schneeschuh- und Winterwanderungen sein. An manchen Wintertagen laufen am Hörnle bis zu 3.000 Tourengeher hoch.

Corona-Winter – Chance für die Natur?

Eigentlich sollte man meinen, die Natur in den Alpen hätte in diesem Winter die Chance, sich zu erholen, wenn keine Skifahrer in die Berge strömen. Aber es kann auch ganz anders kommen:

"Wenn die Skigebiete geöffnet sind, dann ist ein Gros der Skifahrer dort, dann konzentriert sich das Geschehen. Damit ist das restliche Alpengebiet etwas entlastet. Also ist es nicht unbedingt gesagt, dass wenn die Skigebiete geschlossen sind, dann auch die Natur entlastet wird." Manfred Scheuermann, Umweltexperte, DAV

Wandern nur auf ausgewiesenen Routen

Dass die Menschen in die Alpen drängen, ist nachvollziehbar. Auslandsreisen sind kaum möglich, Kulturveranstaltungen gestrichen – die Naherholungsgebiete erleben in Corona-Zeiten einen Boom. Richtig problematisch für Natur und Umwelt ist es aber, wenn die Leute mit Schneeschuhen oder Tourenski mitten durchs Gelände stapfen. Manfred Scheuermann vom Deutschen Alpenverein arbeitet daran, dass sich die Wanderer an die vorgegebenen Wege halten. Panoramakarten sollen die Tourengeher darauf aufmerksam machen, nur die rot markierten Hauptrouten zu gehen. An diese Routen sollten sich die Wanderer halten, denn nur sie sind naturverträglich.

Querfeldeinwanderer stören die Winterruhe der Tiere

Wenn die Wanderer auf den vorgegebenen Wegen bleiben, kann sich das Wild in ruhigere Gebiete zurückziehen. Ein Querfeldeingeher oder freilaufender Hund schreckt das Wild aber auf. Wird es öfter gestört, verbraucht es gerade im Winter viel Kraft. Das kann den Tod bedeuten. Daher sind bestimmte Wege abends und nachts gesperrt.

"Die Wildtiere brauchen im Winter - mehr noch als im Sommer - ihre Ruhe. In der Nacht und in der Dämmerung sind hier die Fresszeiten und da soll hier niemand mehr sein. Das wird auch ganz gut eingehalten." Manfred Scheuermann, Umweltexperte, DAV

Das Birkhuhn lebt vor allem in den mittleren Lagen der Alpen. Hier schrumpft die Population besonders stark. Es ist vom Aussterben bedroht. Aber auch das Reh- und Rot-Wild reagiert empfindlich im Winter. Es fährt seinen Stoffwechsel herunter, um Kraft zu sparen. Wird es ständig in dieser Ruhe gestört durch Wanderer oder Skitourengeher, verschwendet es unnötig Energie. Und im Winter findet es zu wenig Nahrung, um die Reserven wieder aufzufüllen.

Over-Tourism - auch im Winter?

Im Sommer führte der Besucherboom in den Naherholungsgebieten zu zahlreichen Problemen und auch Protesten in den Bergen - das Schlagwort Over-Tourism machte die Runde. Am Hörnle gelingt die Steuerung der Berggeher bisher noch sehr gut, alle halten sich an die Routen, die vorgegeben sind.

Es gebe aber keine Patentlösung für das Problem, so Scheuermann. Denn vieles ist einfach noch zu unsicher. Noch ist nicht absehbar, wie groß der Druck in diesem Winter auf die bayerischen Alpen wird. Deshalb kann der Alpenverein vorerst nur allgemein auf bestimmte Dinge hinweisen - und zwar auf einen umsichtigen und verträglichen Umgang mit der Natur.

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