Bis heute ein wichtiges Untersuchungsinstrument der Mediziner: Das Stethoskop, hier Arzt bei der Untersuchung eines Wehrpflichtigen im Jahr 1957.
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Bis heute ein wichtiges Untersuchungsinstrument der Mediziner: Das Stethoskop, hier Arzt bei der Untersuchung eines Wehrpflichtigen im Jahr 1957.

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Das Stethoskop - der Einstieg in die Gerätemedizin

Es ist das Symbol des Arztes wie kein anderes Untersuchungsinstrument: das Stethoskop. Bis zu seiner Erfindung war das Innere eines lebenden Körpers für Mediziner eine Art Black Box. Noch heute ist das Abhörgerät für manche Diagnosen unverzichtbar.

Über dieses Thema berichtete radioWissen am .

Das erste Stethoskop war nichts anderes als eine Rolle Papier. Im Jahr 1816 hatte René Laennec, ein Arzt aus Paris, die Idee, diese als Untersuchungsinstrument zu benutzen. Der Einfall kam ihm, als er eine übergewichtige Frau mit Herzproblemen untersuchen sollte. Laennec hielt es für unpassend, sein Ohr an die Brust der Dame zu halten, wie es damals für das Abhören der Herztöne üblich war. Also bastelte er das Rohr aus Papier und hielt das eine Ende des Rohrs an den Brustkorb der Frau und das andere Ende an sein Ohr. Und tatsächlich: Es funktionierte. Laennec konnte die Herztöne der Frau gut hören.

Nach der Papierrolle entwickelte Laennec ein Modell aus Holz. Erste Modelle, die bereits die heute übliche Form des Instruments mit zwei Ohrstöpseln, Schläuchen und Membran hatten, wurden schon Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut. Die Ohrstöpsel waren zunächst aus Blei.

Der Einstieg in die Gerätemedizin

Mit der Erfindung des Stethoskops änderte sich auch die Begegnung zwischen Arzt und Patient. Durch das neue Untersuchungsinstrument wurde die Visite deutlich kürzer. Ausführliche Gespräche über Beschwerden und Lebensumstände entfielen. Dazu kam, dass die Patienten und Patientinnen vor dem Arzt ihren Körper präsentieren mussten. Nicht allen gefiel diese Umstellung.

Das Stethoskop - heute noch aktuell

Röntgen, Ultraschall, Computertomographie - Ärzte haben heute diverse Technologien, mit denen sie ganz selbstverständlich ins Innere des menschlichen Körpers blicken können. Trotzdem hat das Stethoskop auch in der heutigen High-Tech-Medizin nicht ausgedient. Zum Beispiel kann der sogenannte Galopprhythmus nur mit den Ohren, also dem Stethoskop, gehört werden. Kein Ultraschall oder anderes Gerät kann den ganz bestimmten Herzton, der nur dann auftritt, wenn das Herz wirklich unter Stress steht, erfassen.

Auch die Kritik, ein Stethoskop sei deshalb nicht mehr zeitgemäß, weil es eine wahre Bakterienschleuder ist, gilt nicht mehr für alle Geräte. Es ist zwar richtig, dass sich auf den gängigen Abhörgeräten viele Bakterien sammeln und so eine Infektionsgefahr besteht. Aber ein Stethoskop, das sich nach jeder Anwendung selbst entkeimt, gibt es bereits. Entwickelt hat es die damals 14-jährige Rieke Hackbarth: Ein Sensor im Stethoskop reagiert auf Druckveränderung am Brustteil des Stethoskops und gibt das Signal zum Versprühen des Desinfektionsmittels. So wird das Gerät nach jeder Anwendung wieder keimfrei. Für ihre Erfindung gewann Hackbarth 2015 den Sonderpreis für Naturwissenschaft und Technik im Bundeswettbewerb von "Jugend forscht".

Das Stethoskop der Zukunft - die neuesten Entwicklungen

Mittlerweile gibt es auch elektronische Stethoskope, mit denen die Herztöne auf einen Rechner überspielt und gespeichert werden können. Das macht einen Vergleich der Herztöne vor und nach einer Herzoperation möglich.

Auch im digitalen Zeitalter wird das Stethoskop noch Bestand haben. So hat ein kalifornisches Start-up-Unternehmen den "Eko Core" konstruiert, eine elektronische Baueinheit, mit der die Herztonaufnahmen vom Stethoskop direkt aufs Smartphone geschickt werden können. Per App lassen sich die Daten bildlich darstellen, verwalten und sogar mit einer elektronischen Krankenakte verbinden. Und japanische Forscher haben eine Software entwickelt, die automatisch Muster in den Lungengeräuschen erkennt. Sie soll Ärzten helfen, die wahrscheinlichste Diagnose nicht zu überhören. Eine australische Firma setzt beim Stethoskop der Zukunft sogar auf künstliche Intelligenz. Vielleicht werden dann schon bald Algorithmen darüber entscheiden, ob sich die Töne in unserem Körper gesund anhören oder nicht.