Welche Maßnahmen gelten künftig bei Flugreisen, um sich vor dem Coronavirus zu schützen?
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Welche Maßnahmen gelten künftig bei Flugreisen, um sich vor dem Coronavirus zu schützen?

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Coronavirus: Wie lassen sich Ansteckungen im Flugzeug vermeiden?

Abstand halten und einen Mund-Nasenschutz tragen - beides gehört auch am Flughafen dazu. Welche Corona-Regeln gibt es außerdem, um das Ansteckungsrisiko beim Fliegen mit SARS Cov-2 möglichst gering zu halten?

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Es gibt eine Reihe von Vorschriften, die zu beachten sind, wenn jemand in diesem Sommer eine Flugreise antreten möchte. So ist es für alle Passagiere und Flugbegleiter inzwischen Pflicht, an Bord und im Flughafen einen Mund- und Nasenschutz zu tragen.

Am Boden: Maßnahmen am Flughafen

Das Tragen einer Schutzmaske gilt ebenfalls bei der Anreise zum Flughafen mit Bus und Bahn. Und auch beim Warten vor dem Flug, bei der Gepäckaufgabe, der Sicherheitskontrolle, beim Ein – und Aussteigen im Flugzeug heißt es: Abstand wahren. Im Terminal werden Bodenmarkierungen und Aufsteller darauf hinweisen, beim Warten den nötigen Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten.

Einige Flughäfen und Fluggesellschaften haben auf Anordnung der Bundespolizei das Handgepäck streng limitiert. Für alle Passagiere gilt: nur ein Gepäckstück pro Person. Dadurch sollen die Wartezeiten an der Sicherheitskontrolle und beim Boarding so kurz wie möglich sein, um die Ansteckungsgefahr zu verhindern, erklärt Sandra Kraft, Sprecherin der Lufthansa.

Das Boarding soll möglichst kontaktlos und in kleinen Personengruppen ablaufen. Außerdem ist geplant, den Bordservice für Speisen und Getränke zu reduzieren und mit ausreichend Desinfektionsmittel und Handschuhen für mehr Hygiene im Flugzeug zu sorgen.

Die Flugzeuge werden in der Regel direkt am Terminal abgefertigt. Dort, wo das nicht möglich ist, werden mehr Transferbusse eingesetzt, um für größeren Abstand unter den Passagieren zu sorgen.

In der Luft: Maßnahmen während des Flugs

Es gibt den Vorschlag, vor dem Abflug die Temperatur der Passagiere zu messen. Doch nicht jeder, der Temperatur hat, leidet an Covid-19. Und nicht jeder, der mit dem Corona-Virus infiziert ist, entwickelt Fieber. Der Frankfurter Flughafen bietet Passagieren und Besuchern seit Neuestem einen kostenpflichtigen Schnelltest mittels Rachenabstrich an. Und auch am Flughafen München können Passagiere einen kostenpflichtigen PCR-Test machen lassen.

Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) und das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) teilten am 20. Mai 2020 in ihren Leitlinien zu Flugreisen mit, dass Abstandsregeln "im Rahmen des Möglichen" eingehalten werden sollten. Die plausibelste und einfachste Möglichkeit wäre es, im Flugzeug immer einen Mittel- oder Nachbarsitz zwischen den Passagieren freizulassen. Damit kann man zwar nicht den erforderlichen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten. Ein freier Mittelsitz könne aber das Risiko einer Infektion um den Faktor acht reduzieren, so die Berechnung des Flugzeugforschers Dieter Scholz von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Doch das lehnen die Fluggesellschaften ab. Sie wollen keine Sitze einsparen, in erster Linie wohl, weil die Flüge für sie nicht wirtschaftlich wären.

Luft im Flugzeug sauber und ohne Infektionsrisiko

Nach Angaben des Flugzeugherstellers Airbus soll das Belüftungssystem in Passagierflugzeugen für eine saubere Luft und ein geringes Infektionsrisiko sorgen. Airbus-Chefingenieur Jean-Brice Dumont hält es deshalb nicht für notwendig, den Mittelplatz frei zu lassen. Die Luft in einem Flugzeug werde alle zwei bis drei Minuten komplett ausgetauscht.

"Die Luft im Flugzeug ist bei der Landung sauberer als nach dem Schließen der Türen beim Start." Airbus-Chef-Ingenieur Jean-Brice Dumont

Tatsächlich hat die Lenkung des Luftstroms einen positiven Einfluss auf die Virenbelastung an Bord: Luft strömt im Flugzeug von oben nach unten und drückt freigesetzte Tröpfchen auf den Kabinenboden. Unter den Sitzen am Kabinenboden wird sie wieder abgesaugt. Es gibt also keine seitlichen Luftströme. Die Luft im Flugzeug, eine Mischung aus Außenluft und recycelter Kabinenluft, wird in der Klimaanlage durch Filter geleitet. Das Problem der Filter: Sie halten lediglich Bakterien, aber nicht zuverlässig Viren zurück. Ein Coronavirus ist 60 bis 140 Nanometer groß. Die in den Flugzeugen verwendeten Filter halten aber in der Regel nur Partikel in einer Größe bis 0,3 Mikrometer zurück, das entspricht 300 Nanometern.

Ebenfalls eine wichtige Voraussetzung für eine gute Lüftung im Flieger ist, dass die Klimaanlagen durchgehend laufen. Manchmal, wenn das Flugzeug noch wartend auf dem Rollfeld steht, tun sie das nicht.

Ansteckungsrisiko an Bord - bislang wenig gesicherte Fälle

Es gibt im Auftrag der IATA (International Air Transport Association) eine Untersuchung, wie groß das Risiko ist, sich an Bord eines Flugzeuges mit SARS-Cov-2 anzustecken. Auf Nachfrage bei 18 Fluggesellschaften in den Monaten Januar bis März 2020 hat es in den bisher veröffentlichten Studie keinen einzigen gesicherten Fall gegeben, bei dem sich Passagiere gegenseitig angesteckt hätten. Drei Verdachtsfälle gibt es, in denen Passagiere sich bei Crew-Mitgliedern angesteckt haben könnten, sowie vier Fälle, bei denen eine Krankheitsübertragung zwischen Piloten geschehen sein könnte, möglicherweise auch während eines Zwischenstopps am Boden. Weitere Datenanalysen sind geplant.

Hygienemaßnahmen einhalten und Abstand wahren

Doch selbst Airbus-Chef-Ingenieur Dumont räumt ein, dass nicht auszuschließen sei, dass sich Flugreisende durch Anhusten oder direkten Kontakt anstecken, gerade wenn Menschen eng beieinander sitzen und aus aller Welt zusammenkommen. Bis auf Weiteres gilt daher: Auf Flugreisen einen Mund-Nasen-Schutz tragen und die Hände möglichst häufig waschen. Und eine weitere Vorsichtsmaßnahme wird wohl ebenfalls eingeführt: Das Schlangestehen vor der Flugzeugtoilette soll vermieden werden.

Wie lassen sich Ansteckungen mit dem Coronavirus im Flugzeug vermeiden?
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Was planen Airlines, um beim Fliegen die Ansteckung mit dem Coronavirus möglichst gering zu halten?