Eine Reisende trägt Mundschutz als Schutzmaßnahme gegen die Verbreitung des Corona-Virus, während sie in einem Warteraum am Pekinger Westbahnhof sitzt.
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Eine Reisende trägt Mundschutz als Schutzmaßnahme gegen die Verbreitung des Corona-Virus.

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Coronavirus: Peking sagt große Neujahrsfeiern ab

Im Kampf gegen das neue Corona-Virus haben die Behörden in China mehrere Städte abgeriegelt und Großveranstaltungen abgesagt. Zudem finden einige öffentliche Neujahrsfeste in Peking nicht statt.

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Nach der Millionenmetropole Wuhan wurden jetzt auch die nahe gelegenen Städte Huanggang und Ezhou unter Quarantäne gestellt. Die Bewohner dürfen die Region nicht verlassen, Züge und Busse fahren nicht mehr, Kinos, Internetcafes und Märkte wurden geschlossen. Mit den Beschränkungen soll die weitere Verbreitung des Coronavirus verhindert werden, das mindestens 17 Menschen getötet und mehr als 630 infiziert hat. An den chinesischen Aktienmärkten brachen die Kurse ein.

Sind Menschen außerhalb Chinas erkrankt?

Auch außerhalb Chinas sind Fälle des Virus nachgewiesen worden, das eine Lungerkrankung auslöst. In Thailand sind vier Erkrankte registriert worden, in den USA, Taiwan, Südkorea und Japan jeweils einer. In Mexiko wurde am Mittwoch ein Verdachtsfall geprüft.

Wie ansteckend ist der Corona-Virus?

Wissenschaftler vom Zentrum für die Analyse globaler Viruserkrankungen in London gehen in ihrer Studie vom 12. Januar 2020 von weit mehr Krankheitsfällen aus. 1.700 Menschen könnten bereits infiziert sein, hieß es in der Studie, die anhand von Modellrechnungen die Dunkelziffer von Infektionen abschätzt. Da der Virus in vielen Fällen nur milde oder gar keine Symptome verursache, würden viele Ansteckungen gar nicht registriert werden.

Wissenschaftler bestätigt Mensch-zu-Mensch-Übertragung des Virus

Nach Angaben der Gesundheitsbehörden in Wuhan trat der Corona-Virus im Dezember zuerst auf einem Fischmarkt in Wuhan auf. Dieser ist inzwischen von den Behörden geschlossen und desinfiziert worden. Besorgnis lösten Aussagen des chinesischen Forschers Zhong Nanshan aus, wonach der Virus auch von Mensch zu Mensch übertragbar sei. Das sagte der Experte der staatlichen Gesundheitskommission dem staatlichen Sender CCTV. So hätten sich zwei Patienten in Guangdong bei erkrankten Angehörigen angesteckt, ohne vorher den Fisch- und Geflügelmarkt in Wuhan besucht zu haben. Zhong hatte unter anderem 2003 daran mitgewirkt, das ganze Ausmaß der Sars-Epidemie bekannt zu machen.

Steht eine weltweite Pandemie bevor?

Die WHO prüft derzeit, ob ein internationaler Gesundheitsnotstand ausgerufen wird, da sich der Virus über mehrere Länder ausgebreitet hat. Die Feststellung eines internationalen Gesundheitsnotstand würde schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus nach sich ziehen. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus lobte die Abschottung der Elf-Millionen-Metropole Wuhan als eine "sehr, sehr starke Maßnahme". Dies zeige die Bereitschaft der chinesischen Behörden, die Risiken für das In- und Ausland zu minimieren.

Welche Maßnahmen werden nach einem Notstand nötig?

Würde die WHO den Notstand ausrufen, hätte das Auswirkungen auf den Bahn- und Flugverkehr. In China versuchen sich nun viele Menschen mit Atemmasken vor einer möglichen Infektion mit dem Virus zu schützen. Es werden auch Fieberkontrollen mit Temperaturscannern bei Einreisenden aus China gemacht. Die US-Flughäfen in New York, San Francisco und Los Angeles führen ebenfalls Gesundheitskontrollen bei Reisenden aus Wuhan durch.

Von Deutschland aus gibt es keine Direktverbindungen nach Wuhan. Deshalb sind die entsprechenden Stellen wie Auswärtiges Amt oder Robert-Koch-Institut (RKI) nach derzeitigem Stand der Lage entspannt. Das RKI stuft das Risiko für Deutschland derzeit als "sehr gering" ein. Das Auswärtige Amt erklärte in seinen Reisehinweisen für China, das Risiko für deutsche Reisende in Wuhan werde als "moderat eingeschätzt".

Hygieneempfehlungen gegen Ansteckung

Ansonsten gelten bei Reisen nach China als Vorsichtsmaßnahmen die üblichen Hygieneempfehlungen: häufiges Händewaschen, engen Körperkontakt zu Menschen und auch das Berühren von Nutz- und Wildtieren vermeiden. Bei Fieber und Anzeichen einer Atemwegsinfektion sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Wie gefährlich ist der Corona-Virus?

Der neue Virus gehört zu der Familie der Corona-Viren, zu der auch der Sars-Erreger zählt, der 2003 eine Epidemie verursachte. An der Sars-Epidemie waren in den Jahren 2002 und 2003 knapp 350 Menschen in Festlandchina sowie knapp 300 weitere in Hongkong gestorben. Das Erbgut von 2019n-CoV ähnelt dem des Sars-Virus. Das Gefährliche an den Corona-Viren: Sie schaffen es mitunter, Artgrenzen zu überwinden.

Corona-Viren: Sars, Mers und der neue 2019-nCoV

So wie Sars seinen Ursprung in Flughunden zu haben scheint, könnte der neue Erreger seinen Anfang wohl auch von Tieren haben. Da Corona-Viren wie Sars oder auch Mers, das erstmals 2012 auf der arabischen Halbinsel auftauchte, schnell mutieren können, kann aus einem Corona-Virus, das erst nur ein Tier befällt, durch Veränderung des Erbguts schnell ein Virus werden, das sich von Mensch zu Mensch verbreitet.

Dunkelziffer der Infizierten möglicherweise viel höher

Bislang gibt es allerdings keinen Hinweis darauf, dass es sich bei dem neuen Erreger um einen besonders gefährlichen oder gar tödlichen Virus handelt. Das heißt, es könnten viele Menschen in China und Ostasien an einer Infektion mit dem Virus leiden, ohne sich besonders krank zu fühlen - und deshalb auch nicht zum Arzt gehen.

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