Corona-Variante Delta
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Fußball-EM, Reise-Zeit, Präsenzschule: Gute Gelegenheiten für die Corona-Variante Delta sich zu verbreiten.

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Coronavirus: Das wissen wir über die Delta-Variante

Innerhalb von zehn Wochen hat die Corona-Mutante Delta die Variante Alpha in Deutschland überholt. B.1.617.2 ist noch ansteckender und gehört wie Alpha zu den besorgniserregenden Coronavirus-Varianten (VOC). Was Sie wissen sollten.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Die Variante Delta (B.1.617.2) ist in Deutschland seit Mitte Juli 2021 die am weitesten verbreitete Virus-Variante. Innerhalb von zehn Wochen hatte Delta der Variante Alpha den Rang abgelaufen. Beide gehören zu den besorgniserregenden Virus-Varianten (VOC). B.1.617.2 ist noch ansteckender und leichter übertragbar als die Variante Alpha (B.1.1.7.). Zudem wirkt die Impfung - je nach Impfstoff und Anzahl an Impfungen - schlechter gegen die Delta-Variante.

Corona-Variante Delta ist deutlich ansteckender

Die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) schätzte die Delta-Variante als viel ansteckender ein als alle anderen bisher bekannten Versionen des Virus - und behielt recht damit. Delta überwindet auch eher den Schutz der Impfstoffe und kann schwerere Krankheiten verursachen. Das geht aus einem internen Dokument hervor, berichtet die New York Times. Die Delta-Variante ist danach so ansteckend wie Windpocken und damit leichter übertragbar als die Viren, die MERS, SARS, Ebola, Erkältungen, die saisonale Grippe und die Pocken verursachen.

Menschen, die sich trotz Impfung mit der Delta-Variante infiziert haben, können das Virus möglicherweise genauso leicht übertragen wie Ungeimpfte. Die Viruslast von Geimpften ist bei der Delta-Variante ähnlich hoch wie bei denen, die nicht geimpft und mit der Variante infiziert sind. Aus diesem Grund empfahl die CDC Ende Juli 2021 wieder das Tragen von Masken. Die Erkenntnisse der Behörde stellten aber nicht die Wirksamkeit der Impfstoffe in Frage: Diese schützten auch bei Delta weiterhin mit hoher Wahrscheinlichkeit vor schweren Verläufen oder dem Tod.

Die britische Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) hatte bereits das Risiko, Angehörige des eigenen Haushalts zu infizieren, bei der Delta-Variante um etwa 60 Prozent höher eingeschätzt. Zusätzlich vermehren sich die Viren im Körper stärker - das heißt, dass die Viruslast höher ist. Beim ersten positiven Test war die Viruslast bei Delta 1.200-mal höher als bei Corona-Varianten, die nicht als besorgniserregend gelten, schrieb die Weltgesundheitsorganisation im Weekly Epidemiological Update vom 20. Juli 2021. Sowohl bei der Delta- als auch bei der Alpha-Variante ist das Risiko bei Ungeimpften erhöht, ins Krankenhaus eingeliefert zu werden.

Covid-19 nach Impfung - Impfdurchbrüche

In seltenen Fällen können sich aber auch vollständig Geimpfte mit Covid-19 infizieren. Das sind Personen, die mit zwei Dosen Moderna-, Biontech- oder Astrazeneca-Vakzine oder einer Dosis Janssen-Vakzin geimpft sind, sich aber mindestens zwei Wochen nach der Impfung mit Covid-19 angesteckt haben und auch klinische Symptome zeigen. Das nennt sich Impfdurchbruch. Von Impfdurchbrüchen ist inzwischen bekannt, dass sie nach allen Impfungen auftreten können, aber eher selten sind. Das Phänomen hängt mit der individuellen Immunantwort eines Geimpften zusammen, ob man ein Risikopatient ist, ob jemand im eigenen Haushalt erkrankt ist, wie hoch die Impfquote in einem Land ist und wie lange der Impfschutz anhält.

Corona-Variante Delta - so schützt die Impfung

Mit nur einer Impfdosis mit Comirnaty (Biontech) ist man laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) minimal bis mäßig weniger gut gegen die Delta-Variante geschützt. Bei nur einer Impfung mit Vaxzevria (Astrazeneca) ist das Risiko laut WHO dagegen beträchtlich erhöht, sich trotzdem anzustecken. Dabei werden offensichtlich weniger neutralisierende Antikörper gebildet als bei zwei Impfungen mit Vaxzevria oder bei zwei Impfungen mit Comirnaty (Biontech).

Das ist ein Grund, warum sich die Variante Delta anfangs so schnell in England ausbreiten konnte, denn der Impfstoff von Astrazeneca wurde dort in mehr Altersgruppen und insgesamt weitaus häufiger als in Deutschland verimpft. Ein anderer Grund ist, dass in England zwar mehr Menschen geimpft sind als in Deutschland, aber offensichtlich zu Beginn der Delta-Welle noch nicht genug oder zu wenige hatten die zweite Impfdosis erhalten. Erst mit zwei Impfdosen gilt man als vollständig geimpft (bei Johnson & Johnson ist es nur eine) und hat auch den vollständigen Schutz durch die Impfung. Mit Delta infizierten sich 80 Prozent der Ungeimpften und 20 Prozent der überwiegend einmal Geimpften, sagt Professor Bernd Salzberger vom Universitätsklinikum Regensburg.

Corona-Variante Delta in Deutschland

In Deutschland herrscht die Variante Delta vor (RKI KW34: 99,4 Prozent). Die Variante Alpha hat nur noch einen minimalen Anteil an den Covid-19-Infektionen (0,2 Prozent). Die Varianten Gamma und Beta kommen derzeit in Deutschland nicht mehr vor.

Laut dem aktuellen Lagebericht des RKI vom 2. September 2021 mussten wieder mehr Covid-19-Fälle in Deutschland ins Krankenhaus eingeliefert werden, der überwiegende Teil ungeimpft. Die meisten Betroffenen wurden in der Altersgruppe der 35- bis 59-Jährigen gemeldet, gefolgt von der Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen und der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen. Die Zahl der hospitalisierten Patientinnen und Patienten mit schweren Atemwegsinfektionen liegt in der Altersgruppe der 35- bis 59-Jährigen mittlerweile über dem Niveau der Vorjahre um diese Jahreszeit. Derzeit werden wieder mehr als 1.000 Patienten mit einer COVID-19-Diagnose auf einer Intensivstation behandelt (Stand 1. September 2021).

Covid-19 - Infektionen auf Reisen

Im August 2021, Kalenderwochen 31-34, wurden 166.574 Covid-19-Fälle übermittelt. Bei 21.466 Fällen, also 25 Prozent, haben sich die Patienten im Ausland angesteckt. Am häufigsten in der Türkei, dem Kosovo und Kroatien. Die Infektionszahlen bei Reiseheimkehrern aus dem Kosovo steigen derzeit weiter.

Steckbrief Corona-Variante Delta

  • Entdeckt: Im Oktober 2020 im indischen Bundesstaat Maharashtra
  • In Deutschland: seit 18. März 2021
  • Besorgniserregende Variante (VOC) seit: 11. Mai 2021
  • Symptome: Die Symptome scheinen zumindest bei jüngeren Menschen einer Erkältung ähnlicher zu sein. Tim Spector vom King's College London hatte Daten der Corona-App ausgewertet. Neben Fieber wurden vorrangig Kopfschmerzen, Schnupfen und eine trockene Kehle als Symptome genannt.

Corona-Variante Delta - Infektionswelle im Herbst?

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach wies Anfang Juli 2021 in der Sendung "rbb Spezial" des Weiteren darauf hin, dass eine Studie der Oxford-Universität zeigt, dass die Saisonalität der Delta-Variante deutlich ausgeprägter ist als ursprünglich angenommen. Im Sommer ist das Risiko, sich damit anzustecken, deutlich geringer als in der kalten Jahreszeit.

Delta-Variante - AHA-L-Regeln weiterhin einhalten!

Generell gilt: Aufgrund der weiterhin zu niedrigen Impfrate in Deutschland und der besorgniserregenden Corona-Variante (VOC) Delta empfiehlt das RKI weiterhin, die Schutzmaßnahmen einzuhalten, das heißt eine Maske zu tragen und die AHA-L-Regeln zu befolgen. Das gilt besonders in Innenräumen.

Corona - Pandemie-Frühwarnzentrum in Berlin eröffnet

Lange wurde es gefordert, nun ist es da: Am 1. September 2021 wurde das internationale Pandemie-Frühwarnzentrum in Berlin eröffnet. Hier sollen in Zukunft Daten und Informationen über Viren weltweit einlaufen und analysiert werden. Pandemien sind ein globales Problem, das internationale Strukturen erfordert, sagte Isabella Eckerle, Leiterin der Forschungsgruppe Emerging Viruses an der Universität Genf, bereits vor Monaten.

Problematisch seien Regionen, die nur begrenzt Zugang zu Impfstoffen haben und die noch lange auf eine Durchimpfung der Bevölkerung warten müssten. Dort könne SARS-CoV-2 weitgehend unkontrolliert zirkulieren. Das Risiko, dass sich dadurch neue Corona-Varianten bilden, sei groß. Deshalb sind diese Regionen Risikogebiete, die überwacht werden sollten. Laut Eckerle müssten in die Überwachung auch bestimmte Nutz- und Wildtierpopulationen eingeschlossen werden.

Influenza - Wie Grippeviren überwacht werden

Vorbild für ein globales Monitoring könnte das Influenza-Überwachungssystem für die jährlichen Grippewellen sein. Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel: "Hier besteht seit Jahren ein globales Netzwerk, das Influenzaviren sammelt und Inzidenzen misst." Alle sechs Monate gebe es eine Empfehlung für die Zusammensetzung des Grippe-Impfstoffs. Auch bei Covid-19 werde vermutlich eine regelmäßige Aktualisierung der Impfstoffe nötig sein, erklärt Neher.

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