Corona-Tests (Symbolbild)
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Corona-Tests sowohl mittels Rachenabstrich als auch Antikörper-Tests wurden in Bad Feilnbach durchgeführt.

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Corona-Studie: Das bedeuten die Ergebnisse aus Bad Feilnbach

Bad Feilnbach war einer der Corona-Hotspots im Frühjahr. Ende Juni hat das RKI dort 2.000 Personen auf das Coronavirus und Antikörper getestet, um die Dunkelziffer an tatsächlich Infizierten zu ermitteln. Jetzt sind erste Ergebnisse ausgewertet.

160 Corona-Infizierte von rund 8.500 Einwohnern und 16 Todesfälle - damit war Bad Feilnbach im Landkreis Rosenheim in diesem Frühjahr einer der Corona-Hotspots in Deutschland. Der gesamte Landkreis war - vermutlich durch zurückkehrende Skiurlauber - zeitweise stark betroffen. Bezogen auf die Fallzahlen relativ zur Bevölkerungszahl war Bad Feilnbach eine der Gemeinden mit den höchsten Infektionszahlen. Und wurde vom Robert-Koch-Institut (RKI) als einer von vier Orten für das Studienprojekt "Corona-Monitoring lokal" ausgewählt.

Was wurde getestet?

Bei 2.153 Personen aus Bad Feilnbach, die nach dem Zufallsprinzip aus dem Melderegister der Gemeinde ausgewählt wurden, wurde zwischen dem 23. Juni und dem 4. Juli vom RKI Folgendes untersucht:

  • Rachenabstrich mit PCR als Test auf eine akute Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2
  • Bluttest auf IGG-Antikörper gegen Corona zur Feststellung eines Virus-Kontaktes
  • Befragung durch kurzen Fragebogen und eine ausführliche Nachbefragung zu Gesundheitszustand, Vorerkrankungen, Gesundheitsverhalten, Lebensverhältnissen etc.

Was waren die Fragestellungen?

  • Wie viele Personen sind akut mit dem Coronavirus infiziert?
  • Wie viele Menschen haben bereits Antikörper?
  • Wie viele Menschen waren offenbar infiziert, ohne je Symptome zu haben? (Dunkelziffer)
  • In wie vielen Fällen verläuft Covid-19 symptomatisch, in wie vielen asymptomatisch?
  • Welche Personengruppen, abhängig von Region, Alter oder sozioökonomischem Umfeld sind besonders betroffen?
  • Welche Ursachen oder besonderen Umstände gibt es, die zu Infektionen und der Verbreitung des Virus beitragen?

Gleicher Studienaufbau wie bei der Studie in Kupferzell

Mit der gleichen Fragestellung und Methodik hat das RKI bereits in der Gemeinde Kupferzell eine Corona-Studie durchgeführt, deren Ergebnisse am 19. August veröffentlicht wurden, nur dass die Daten in Kupferzell vom 20. Mai bis 9. Juni erhoben wurden, also etwa einen Monat früher als in Bad Feilnbach.

Die Ergebnisse aus Bad Feilnbach

Die Ergebnisse aus Bad Feilnbach ähneln denen aus Kupferzell, das im Frühjahr ebenfalls ein Corona-Hotspot war. Wie in Kupferzell waren auch in Bad Feilnbach sämtliche Rachenabstriche negativ. Es war also keine der rund 2.000 Personen zum Zeitpunkt des Tests mit SARS-CoV-2 infiziert.

Sechs Prozent hatten Antikörper

Während 42 Test-Personen in Bad Feilnbach angegeben hatten, dass sie zuvor schon einmal positiv auf Covid-19 getestet worden waren, wiesen sechs Prozent der Teilnehmer (etwa 120 Personen) Antikörper auf - ihr Körper hatte also offenbar schon Kontakt mit dem Virus. Zwischen Männern und Frauen gab es keine Unterschiede, wohl aber in den Altersgruppen: 18- bis 34-jährige zeigten mit 7,8 Prozent deutlich öfter Antikörper gegen Corona als die Altersgruppe der 35- bis 59-jährigen mit 4,8 Prozent.

Die meisten hatten aber auch Symptome

Der mit 85,5 Prozent überwiegende Teil der Personen, die Antikörper aufwiesen, berichteten aber auch, mindestens eines der typischen Covid-19-Symptome gehabt zu haben - wie Fieber, Halsschmerzen, Husten, Schnupfen, Lungenschmerzen oder Lungenentzündung oder Geruchs- oder Geschmacksverlust.

Dunkelziffer in Bad Feilnbach bei 2,6

Laut RKI war die Zahl der Antikörper-Positiven 2,6-mal höher als die bekannten Infektionen. Diese Dunkelziffer ist in Bad Feilnbach damit deutlich niedriger als in der ersten Studie in Kupferzell, wo sich eine Dunkelziffer von 3,9 und eine Antikörper-Rate von 7,7 Prozent herausstellte.

Nur vierzig Prozent der früher Infizierten wiesen noch Antikörper auf

Die Testpersonen, die laut eigener Angabe zuvor positiv auf Corona getestet worden waren, wiesen längst nicht mehr alle Antikörper gegen das Virus auf. Bei vierzig Prozent waren die IGG-Tests unter der Nachweisgrenze. In der Studie in Kupferzell hatten die Forscher bei dreißig Prozent der ehemals Infizierten keine Antikörper mehr gefunden.

Warum waren in Bad Feilnbach weniger Antikörper übrig?

Dass nach einer Corona-Infektion die Antikörper sich zum Teil wieder auflösen und verschwinden, wird schon seit einiger Zeit beobachtet. Das RKI betont, dass damit aber noch nicht klar ist, ob auch eine mögliche Immunität abnimmt, für die bei SARS-CoV-2 beispielsweise auch die Anzahl der T-Zellen, der Killerzellen im Immunsystem, eine Rolle zu spielen scheint.

Claudia Santos-Hövener, die Projektleiterin der beiden Studien, vermutet, dass die Antikörper-Positiven in Bad Feilnbach deshalb weniger waren als in Kupferzell, weil die Tests in Bad Feilnbach einen Monat später stattfanden - sich also deutlich mehr Antikörper abgebaut haben könnten.

Auswertung ist noch nicht abgeschlossen

Die heute vorgestellten Ergebnisse der Bad Feilnbach-Studie sind noch nicht vollständig. Es fehlt noch die Auswertung der ausführlichen Befragungen der Studienteilnehmer. Sie wurden unter anderem zu klinischen Symptomen, Vorerkrankungen und Gesundheitsverhalten befragt, aber auch zu sozialem Hintergrund, potenziellen Infektionssituationen und Ähnlichem.

Von dieser Auswertung erhoffen sich die Wissenschaftler Hinweise darauf, ob und wie bestimmte Altersgruppen oder soziale Umstände das Infektionsgeschehen beeinflussen.

Geringe Aussagekraft der Studie

Bei beiden Studien ist Vorsicht in der Interpretation geboten: Sowohl Kupferzell als auch Bad Feilnbach lieferten den Studien nur sehr kleine Fallzahlen in einem jeweils individuellen Infektionsgeschehen als Hotspot. Auch miteinander sind die beiden Studien nicht direkt vergleichbar, ebenso wenig wie mit anderen lokalen Antikörper-Studien wie beispielsweise in Heinsberg oder Tirschenreuth.

Die Einzelstudien werfen jeweils nur Schlaglichter auf den Verlauf der Corona-Pandemie. Doch von der Zusammenschau erhofft sich das RKI weitreichendere Erkenntnisse über die Corona-Pandemie und das Infektionsgeschehen.

Nächster Baustein: Straubing

Der dritte Ort für das "Corona-Monitoring lokal" soll die niederbayerische Stadt Straubing werden, der vierte Ort steht noch nicht fest. In Straubing werden die Tests auf Coronaviren und Antikörper bei rund 2.000 Personen voraussichtlich im September starten.

Deutschlandweite Studie geplant

Einen weiteren Baustein der RKI-Studien zum Coronavirus und seiner Verbreitung soll eine bundesweite Studie bilden, an der rund 30.000 Personen aus etwa 14.000 Haushalten teilnehmen sollen. Der Start dieser Studie ist ebenfalls für September vorgesehen.

Dazu gibt es noch eine Corona-Kita-Studie und serologische Untersuchungen von gespendetem Blut. Mit dieser Reihe von Studien möchte das RKI möglichst viele Erkenntnisse zur Corona-Pandemie erhalten - in verschiedenen Regionen, verschiedenen Altersgruppen, verschiedenen sozialen Gruppen usw.

Im Frühling war Bad Feilnbach im Landkreis Rosenheim ein Corona-Hotspot. Deswegen hat das Robert-Koch-Institut genau dort seine Studie "Corona-Monitoring lokal" durchgeführt. Die Ergebnisse wurden heute mit Spannung erwartet.
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Im Frühling war Bad Feilnbach im Landkreis Rosenheim ein Corona-Hotspot.

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