Wer geimpft ist, erlebt meist einen milden Verlauf mit der Omikron-Variante.
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Wer geimpft ist, erlebt meist einen milden Verlauf mit der Omikron-Variante.

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Omikron: Wie schlimm ist ein milder Verlauf?

Die Omikron-Varianten des Coronavius sind grundsätzlich ansteckender als die frühere Delta-Variante. Aber: Omikron hat in vielen Fällen einen milderen Verlauf als Delta. Was nicht bedeutet, dass Omikron harmlos ist.

Die Coronavirus-Variante Omikron verbreitet sich seit November 2021 weltweit und ist in Deutschland derzeit die vorherrschende Variante. Das Robert Koch-Institut meldet am 13. Oktober 2022, dass die Omikron-Linie BA.5 andere Varianten fast vollständig verdrängt habe und zu milden Verläufen führe: "In der fünften Welle mit der Zirkulation der Omikronvariante kam es trotz mehrheitlich vergleichsweise milder Erkrankungsverläufe aufgrund der hohen Infektionszahlen wieder zu einem Anstieg der Todesfälle, allerdings im Verhältnis zu den Erkrankungen in einem viel geringeren Ausmaß als in den ersten vier Erkrankungswellen während der Pandemie."

Die Gesundheitsbehörde der Europäischen Union ECDC sieht bisher keine Anzeichen dafür, dass BA.5 zu einem schwereren Krankheitsverlauf bei Covid-19 im Vergleich zu bisherigen Omikron-Linien führen könnte. Omikron ist grundsätzlich ansteckender als frühere Varianten wie Delta, führt aber seltener zu Krankenhausaufenthalten.

  • Zum Artikel "RKI: Keine Hinweise auf schwerere Corona-Verläufe durch BA.5"

Omikron: Zahl der Intensivpatienten und Toten sinkt

"Nur etwa einer von zehn mit Omikron Hospitalisierten muss auf der Intensivstation behandelt werden, im Vergleich mit einem von fünf bei der Delta-Variante", so Christian Hesse, der Leiter der Abteilung für Mathematische Statistik an der Universität Stuttgart.

Die Sterblichkeit ist bei Omikron relativ gering: Statistisch gesehen starb bei der Delta-Variante im Herbst 2021 eine Person von 250 Infizierten. Bei Omikron ist es, nach Angaben des Statistikers Hesse, eine Person von 2.100 symptomatisch mit Omikron Infizierten.

Zu beachten ist allerdings, dass Omikron weitaus ansteckender ist als Delta, wodurch in Summe mehr Menschen an einer Corona-Infektion erkranken. BA.5 gilt als noch ansteckender als vorherige Omikron-Varianten. Im Herbst steigen die Ansteckungszahlen generell wieder und damit auch die Krankenhausaufenthalte, was bei mangelndem Klinikpersonal zu Problemen führen kann.

Omikron lässt Warnsystem im Körper zu

Forschende aus Frankfurt und Großbritannien konnten zeigen, dass Omikron Alarmsignale des Immunsystems nicht unterdrücken kann. Befallene Zellen produzieren demnach einen Botenstoff namens Interferon, dessen Aufgabe es ist, andere Zellen über ungewünschte Eindringlinge wie Coronaviren zu informieren. "Offenbar kann Omikron im Gegensatz zu Delta nicht verhindern, dass die befallenen Zellen Interferon produzieren und ausschütten", so Martin Michaelis von der School of Bioscience der University of Kent im Fachblatt Cell Resarch vom 21. Januar 2022.

Dazu passt, dass bei Omikron-Varianten mehrere Proteinstellen mutiert sind, die normalerweise zur Blockade der Interferon-Reaktion beitragen. Das Frühwarnsystem funktioniert also. Deshalb kann sich der Körper offenbar besser gegen Omikron wehren und erkrankt in der Regel weniger stark als bei der Delta-Variante. Dennoch kann es auch nach einem milden Verlauf zu Long Covid und Post Covid kommen.

Symptome gibt es auch bei mildem Verlauf

Ganz grob lässt sich sagen: Ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig, handelt es sich um einen schweren Verlauf. Können Betroffene ihre Symptome zu Hause kurieren, handelt es sich in der Regel um einen milden Verlauf. Dennoch können sich Menschen auch bei mildem Verlauf elend fühlen. Symptome sind etwa Fieber, Husten, Abgeschlagenheit, Kurzatmigkeit, Halsschmerzen oder Geruchs- oder Geschmacksverlust.

Als milde Erkrankung gilt, wenn es weder Anzeichen für eine Lungenentzündung noch für einen Sauerstoffmangel gibt. "Schwere Verläufe zeichnen sich dadurch aus, dass aus medizinischer Sicht die Notwendigkeit einer Sauerstofftherapie besteht, weil die Lungenentzündung so stark ausgeprägt ist, dass der Körper nicht mehr von alleine unter Raumluft mit ausreichend Sauerstoff versorgbar ist", so der Münchner Infektiologe Christoph Spinner im BR-Podcast.

Stufen einer Corona-Infektion: Von symptomlos bis kritisch

Das Robert Koch-Institut (Stand 8. Dezember 2021) nennt in Anlehnung an die Weltgesundheitsorganisation WHO vier Stufen einer Corona-Infektion:

  • Eine asymptomatische Infektion verläuft ohne Anzeichen einer Erkrankung.
  • Als leicht, moderat oder mild gilt alles unter einer schweren Lungenentzündung. Man kann vielfältige Symptome wie Geschmacksverlust, Halsschmerzen oder Durchfall haben.
  • Eine schwere Erkrankung geht mit einer schweren Lungenentzündung einher, die im Röntgenbild sichtbar ist, mit einer Sauerstoffsättigung von weniger als 90 bis 94 Prozent und einer Atemfrequenz von mehr als 30 Atemzügen pro Minute.
  • Als kritisch stuft das RKI solche Corona-Erkrankungen ein, die eine Beatmung erforderlich machen oder bei denen andere Organe unterstützt werden müssen.

Fazit

Omikron führt zwar zu weniger schlimmen Verläufen als Delta, aber es betrifft mehr Menschen, weil Omikron extrem ansteckend ist. Ungeimpfte kann auch diese Virusvariante hart treffen: "Wir sehen Lungenentzündungen bei gänzlich Ungeimpften und noch nicht Genesenen, also immun naiven Menschen", so Christoph Spinner. Außerdem kann auch eine vermeintlich milde Infektion sehr belastend und langwierig sein, wenn es zu Fieberschüben, Kopf- und Gliederschmerzen oder Kurzatmigkeit kommt. Und: Auch ein milder Verlauf kann zu Long Covid und Post Covid führen.

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