Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt seit September 2021 Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel sich gegen Corona impfen zu lassen. Seit November 2021 wird auch die Booster-Impfung empfohlen. Als Impfstoff sollte Comirnaty von Biontech / Pfizer eingesetzt werden. Zwischen der zweiten Corona-Impfung und der Booster-Impfung sollten sechs Monate Abstand liegen. Die Deutschen Fachgesellschaften für Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit weisen darauf hin, dass neben Schwangeren ausdrücklich auch stillende Frauen von einer Auffrischimpfung profitieren.
Sind Schwangere durch das Coronavirus besonders gefährdet?
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) gibt in einer Pressemitteilung bekannt, dass eine Covid-19-Erkrankung in der Schwangerschaft eine ernsthafte Gefahr für Mutter und Kind darstellt. Im Vergleich zu Nicht-Schwangeren mache eine entsprechende Infektion sechsmal häufiger eine intensivmedizinische Betreuung nötig. Eine Beatmung sei sogar 23-mal häufiger notwendig als bei der nicht schwangeren Vergleichsgruppe. Das Frühgeburtsrisiko ist bei Covid-19 positiv getesteten Frauen fast doppelt so hoch, wie bei gesunden Schwangeren. Hinzu kämen zahlreiche weitere Risiken für nicht geimpfte erkrankte Mütter und ihre Babys.
Solche Risiken können sein: eine Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie) und in Folge Nierenschäden bei der Schwangeren. Neben Frühgeburten stieg bei an Covid-19 erkrankten Schwangeren auch die Rate der Totgeburten.
Folgende Erkrankungen oder Lebensumstände erhöhen bei Schwangeren das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf:
- Alter einer Schwangeren
- Schwangere, die vor der Schwangerschaft adipös waren, haben laut Studien ein 36 Prozent erhöhtes Risiko für einen mittleren bis schweren Verlauf von Covid-19.
- Chronische Lungenerkrankung
- Chronischer Bluthochdruck
- Diabetes vor der Schwangerschaft
- Beruf im Gesundheitswesen
Corona-Impfung für Schwangere - was gilt in Deutschland?
Seit dem 10. September 2021 empfiehlt die STIKO die Corona-Impfung für Schwangere, Frauen, die schwanger werden wollen und Stillende. Es soll der mRNA-Impfstoff von Biontech verwendet werden, keine Vektorimpfstoffe (Astrazeneca, Janssen). Eine vollständige Impfung besteht aus zwei Impfstoffdosen. Seit 18. November 2021 empfiehlt die STIKO Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel zudem eine Booster-Impfung zu machen.
In Israel und Großbritannien wird Schwangeren schon seit Anfang Juli 2021 geraten, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. In den USA empfiehlt die Gesundheitsbehörde CDC Schwangeren, Frauen, die schwanger werden wollen und Stillenden explizit seit 11. August 2021 die Corona-Impfung. Grund war das Auftreten der Delta-Variante.
Woher kommen Daten über die Corona-Impfung bei Schwangeren?
Bei Zulassungsstudien für Impfstoffe sind Schwangere aus ethischen Gründen nicht einbezogen. Erst wenn sich bei anderen Bevölkerungsgruppen zeigt, dass ein Impfstoff sicher ist, können Studien mit Schwangeren durchgeführt werden. Erste Daten über die Corona-Impfung bei Schwangeren gab es deshalb nur durch Zufall: Es wurden Frauen geimpft, die zu dem Zeitpunkt der Impfung noch nichts von ihrer Schwangerschaft wussten. Es konnten keine ungünstigen Einflüsse auf Schwangere und das Ungeborene festgestellt werden. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat alle verfügbaren Daten bis August 2021 ausgewertet und keinen Hinweis auf vermehrte Komplikationen wie etwa Frühgeburt, Fehlbildungen oder Wachstumseinschränkungen bei Säuglingen gefunden.
Corona-Impfung für Schwangere - wer haftet bei Impfkomplikationen?
Wie bei allen empfohlenen Impfungen haftet der Staat bei Impfkomplikationen und leistet eventuelle Entschädigungen. Das galt auch schon vor der generellen STIKO-Impf-Empfehlung für Schwangere.
Mit welchen Impfreaktionen müssen Schwangere rechnen?
Eine Studie, die Anfang Juli 2021 im "New England Journal of Medicine" veröffentlich wurde, wies mit Daten von mehr als 35.000 Frauen in den USA nach, dass Schwangere im Vergleich zu Nicht-Schwangeren ähnliche Impfreaktionen hatten. Bisheriges Daten-Material zeigt, dass die Rate der lokalen Impfreaktionen, wie ein schmerzender Arm, erhöht ist, während Fieber oder Gliederschmerzen seltener vorkamen.
Macht die Corona-Impfung unfruchtbar?
Es ist ein Gerücht, das sich hartnäckig hält: Die Corona-Impfung mache unfruchtbar. Doch das stimmt nicht und wurde in einer Publikation im "Journal für Reproductive Immunology" von Professor Udo R. Markert schon lange widerlegt! Die Angst vieler Frauen ist unbegründet. Gefährlich für Mutter und Kind ist aber eine Covid-19-Erkrankung.
Impfung auch im kritischen ersten Trimester?
Das erste Trimester ist eine sensible Phase in der Schwangerschaft. Bis zur zwölften Schwangerschaftswoche entwickeln sich die Organe des Embryos, sagt Professor Ekkehard Schleußner von der Klinik für Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Jena. Dieser Zeitraum gilt als kritisch für Fehlbildungen. Danach ist die Organbildung weitestgehend abgeschlossen.
Die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin sammelt seit Ende März 2020 im CRONOS Register Daten aus ganz Deutschland zu den Auswirkungen einer Corona-Infektion auf die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen. Die Ergebnisse sind öffentlich zugänglich und können hier eingesehen werden.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Impfung auf das ungeborene Baby?
Es gibt keinen Hinweis darauf, dass der Impfstoff über den Mutterkuchen das Kind erreicht. Einer US-Studie zufolge geben jedoch schwangere Frauen nach einer Corona-Impfung die gebildeten Antikörper über die Plazenta an ihr Baby weiter, die es schützen können. Später könne es diese auch über die Muttermilch bekommen. Gestillte Neugeborene seien somit durch eine Nestimmunität geschützt.
- Zum Artikel "Was gilt aktuell bei Corona-Impfungen für Kinder?"
Ist mRNA aus dem Corona-Impfstoff in der Muttermilch nachweisbar?
Es gibt inzwischen rund fünf Studien mit mehr als 100 Stillenden zu diesem Thema, sagt Professor Ekkehard Schleußner. Die neueste Studie erschien im November 2021 (Stand Dezember 2021) im Fachmagazin "Frontiers of Immunology". 50 Stillende wurden mit mRNA-Impfstoffen geimpft (Moderna und Biontech). Vor der ersten Impfung, vor der zweiten Impfung und vier bis zehn Wochen nach der zweiten Impfung wurden von den Frauen Blut- und Milch-Proben genommen. Die Impfungen erzeugten eine robuste Immunantwort bei den Stillenden, was man an der Rate der Antikörper in Blut und Milch der Mütter sehen konnte. Bei der Studie zeigten sich weder bei den Müttern noch bei den Kindern Nebenwirkungen.
Neue Studien aus Israel und den USA zeigen zudem, dass keine Teile des Impfstoffes in die Muttermilch übergehen. Auch diese Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die geimpften Mütter Antikörper bilden, die in gleicher Menge in der Muttermilch wie im Blut der Mutter gefunden wurden.
Welche Auswirkungen hat eine SARS-CoV-2-Infektion einer Schwangeren auf das ungeborene Baby?
Für infizierte Schwangere gibt es beruhigende Nachrichten aus Schweden: Wissenschaftler werteten Daten von knapp 90.000 Geburten in Schweden im ersten Pandemie-Jahr aus und stellten fest, dass nur äußerst wenige Neugeborene von positiv getesteten Müttern ebenfalls infiziert waren. Betroffen waren 21 Babys. In der Mehrheit hatten sie keine Symptome der Infektion. Besteht zum Zeitpunkt der Geburt eines Babys eine Coronavirus-Infektion oder wird eine vermutet, wird in Deutschland das Baby auf das Coronavirus getestet.
Das deutsche CRONOS-Register berichtet am 12. Dezember 2021 über 2.916 Neugeborene von an COVID-erkrankten Schwangeren. Nur bei 37 Kindern konnte das Virus nachgewiesen werden.
Welche Auswirkungen hat eine Covid-19-Erkrankung auf das ungeborene Baby?
Bei den erkrankten Schwangeren zeigt sich laut Christian Albring, Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte Deutschland, ein Anstieg von Tot- und Frühgeburten sowie eine erhöhte Rate an Kaiserschnitten (weil es Mutter oder Kind nicht gut geht). Eine von 25 erkrankten Schwangeren müsse intensivmedizinisch behandelt werden. Werde eine Beatmung notwendig, so liege die Sterblichkeit bei zwei Prozent, so Albring.
Können infizierte Frauen ihr Baby stillen?
Experten betonen, dass die Vorteile des Stillens das potenzielle Risiko einer Übertragung des Coronavirus überwiegen, wenn die Hygieneregeln eingehalten werden. So sollten infizierte Mütter oder Verdachtsfälle beim Stillen vor und nach dem Kontakt mit dem Kind gründlich Händewaschen und einen Mundschutz tragen, um eine Übertragung des Virus auf ihr Kind zu verhindern.
Wenn Sie Ihr Baby stillen, werden diese Vorsichtsmaßnahmen empfohlen:
- Waschen Sie Ihre Hände ausreichend lang, bevor Sie Ihr Baby, die Milchpumpe oder die Flasche berühren.
- Tragen Sie eine Gesichtsmaske zum Füttern an der Brust.
- Befolgen Sie nach jedem Gebrauch die Empfehlungen zur Pumpenreinigung.
- Wenn Sie Ihr Baby mit Milchnahrung oder Milch füttern möchten, wird empfohlen, die Sterilisationsrichtlinien strikt einzuhalten.
- Wenn Sie im Krankenhaus Muttermilch abpumpen, sollte eine spezielle Pumpe verwendet werden.
- Ist eine Mutter nicht in der Lage, ihr Kind zu stillen, kann die Muttermilch auch abgepumpt werden und über eine weitere Person an den Säugling verfüttert werden. Auch hierbei sollte auf die Hygiene geachtet und Pumpe sowie Fläschchen nach dem Gebrauch sterilisiert werden.
Hinweis: Der Artikel wird laufend aktualisiert.
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