Kalkbildende Steinkorallen sind wichtige Bausteine der tropischen Korallenriffe. Die Farbenpracht dieser Riffe und die Vielfalt an leuchtend bunten Fischen, die darin leben, ließen die Kassen der Tourismus-Industrie über Jahre hinweg kräftig klingeln.
Korallenriffe für den Küstenschutz
Dabei liegt der eigentliche Wert der Korallenriffe nach Ansicht von Wissenschaftlern ganz woanders: Sie sind enorm wichtig für den Küstenschutz und leisten dafür mehr, als Ingenieure jemals entwickeln könnten.
"Riffe sind die effektivsten Wellenbrecher, die wir kennen. Dafür brauchen wir intakte Riffe, dreidimensionale Strukturen durch verzweigende Korallen, die die Küstengebiete und das Hinterland schützen vor Erosion und Überflutung." Sebastian Ferse, Wissenschaftler am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung in Bremen
Erwärmung der Meere stresst die Korallen
Dass Korallen der beste Küstenschutz sind, belegen neueste Studien: Ohne Riffe wäre der Verlust durch Sturmfluten mehr als doppelt so hoch, so Ferse. Auch deswegen ist der Schutz dieses Ökosystems so wichtig. Die Korallen aber, sensible Nesseltiere, reagieren extrem empfindlich auf eine Erwärmung der Wassertemperatur. Die Ozeane absorbieren einen großen Teil der globalen Erwärmung: Das Wasser "schluckt" mehr von den höheren Temperaturen als Landmassen, es erwärmt sich stärker.
Korallen leben in Symbiose mit einzelligen Algen. Diese verwandeln das Sonnenlicht in Energie und geben diese an die Korallen weiter. Wenn es den Korallen allerdings zu warm wird, geraten sie in Stress und werfen die symbiontischen Algen raus, so Götz Reinicke, Kurator am Deutschen Meeresmuseum in Stralsund.
Schneeweiße Algen - Folge der Erderwärmung
Wenn die Symbiose zwischen Algen und Korallen gestört ist und es keine Algen mehr in der Partnerschaft gibt, weicht auch die Farbe aus den Korallen. Sie werden schneeweiß - das Phänomen der "Kreidebleiche". Um sich davon wieder zu erholen, brauchen die Korallen Zeit – bis zu zehn Jahre. Ein Zeitrahmen, den die Riffe bei stetiger Klima-Erwärmung nicht haben.
Ein weiteres Problem ist die "Versauerung der Meere". Durch den weltweit hohen CO2-Ausstoß nehmen die Meere immer mehr Kohlendioxid auf. Das hat zur Folge, dass der pH-Wert langfristig sinkt und die Meere "versauern". Dadurch wird die Kalkbildung der Korallen erschwert. Sie wachsen langsamer bzw. ihr Skelett wird dünner und zerbrechlicher, sodass sie keinen ausreichenden Schutz mehr vor Brandungswellen bieten können, so Helmut Schumacher, emeritierter Professor der Uni Essen, der sein Forscher-Leben den Korallen gewidmet hat.
Folgen des Klimawandels für die Korallenriffe
Je mehr CO2 ausgestoßen wird, desto mehr leiden die Meeresbewohner: Das Wasser wird wärmer und sauerer, der Kalk von Muschelschalen und Korallen löst sich auf, Sauerstoff fehlt. Das ganze Öko-System Ozean ist in Gefahr. Diese drastischen Entwicklungen aufgrund des Klimawandels haben also langfristige Folgen für Korallenriffe. Götz Reinicke befürchtet, dass dieses Ökosystem in nicht allzu ferner Zukunft ganz verloren geht.
"Da gibt es Zahlen vom Great Barrier-Reef, wo 2016 30 Prozent der Bestände in einem Bleiche-Ereignis abgestorben sind, weitere 20 Prozent dann 2017 – das heißt in einem Zeitraum von zwei Jahren haben die Korallenriffe im Great Barrier-Reef knapp die Hälfte ihrer Korallen verloren." Götz Reinicke
Wissenschaftler fordern: Senkung des CO2-Ausstoßes
Für die Wissenschaftler ist die Forderung an die UN-Klima-Konferenz in Kattowitz klar und eindeutig: Der Ausstoß des Treibhausgases CO2 muss drastisch reduziert werden, sonst könnten Korallenriffe für immer verloren sein. Und dann müssten Millionen Insel- und Küstenbewohner ihre Heimat verlassen und würden zu Klima-Flüchtlingen.