Ein Team um Chunlai Li von der chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking berichtete am 15. Mai 2019 im Fachmagazin "Nature", dass der Mond-Rover Yutu-2, übersetzt Jadehase 2, möglicherweise auf tief liegendes Mantelgestein gestoßen sei.
Tiefer liegendes Gestein ist in Kratern eventuell zugänglich
Die Mondkruste ist als oberste Schicht leicht zu untersuchen. Schwieriger ist es, den Mondmantel zu erkunden, der darunter liegt. Das Mantelgestein des Mondes beginnt auf der Mondrückseite etwa in 150 Kilometer Tiefe. Eigentlich ist es für ein Mondfahrzeug, das sich auf der Oberfläche bewegt, nicht zu erreichen. Aber: Die Chinesischen Forscher sind mit ihrem Gefährt erstmals auf der Rückseite des Mondes unterwegs. Dort gibt es - anders als auf der Vorderseite - viele tiefe Krater.
Asteroiden-Einschläge können tieferes Gestein nach oben befördern
Die tiefen Dellen auf der Mondoberfläche sind Einschlagskrater von Asteroiden. Dort liegen Gesteinsbrocken, welche die Mondkruste durchschlagen und das tief liegende Mantelgestein an die Oberfläche befördert haben könnten. Der chinesische Rover ist bei ersten Erkundigungen auf Silikatminerale gestoßen - genauer gesagt: auf Olivine und Pyroxene. Das ergab die Auswertung spektroskopischer Beobachtungen.
Seismische Wellen verraten den Mond-Aufbau in mehreren Schichten
Bei den Apollo-Raumfahrt-Missionen der USA, zwischen 1969 und 1972, gelang es, den Aufbau des Mondes näher zu erforschen. Die zurückgelassenen Seismometer zeichneten viele Mondbeben und andere Erschütterungen durch Meteoroiden-Einschläge auf. Die Ausbreitung der seismischen Wellen im Mondkörper ließen Rückschlüsse auf den Aufbau des Trabanten zu. Allerdings ist es bei früheren Missionen nie gelungen, Proben des Mondmantels zu entnehmen.
Der Mond besteht aus Kruste, Mantel und Kern
Die Auswertung der Seismometer ergab, dass der Mond von einer Kruste umhüllt sein muss. Diese Mondkruste besteht aus Anorthosit, einem magmatischen Gestein. Darunter liegt ein fester Mantel, der aus Mineralen bestehen könnte. Der Mondkern beginnt bei einer Tiefe von etwa 1.400 Kilometer, ist vermutlich eisenhaltig und teilweise flüssig.
Das Mondgestein kann die Entwicklung von Himmelskörpern erzählen
Der französische Astrophysiker Patrick Pinet von der Universität Toulouse schreibt in einem Begleitkommentar im Fachmagazin "Nature", dass der Fund dazu beiträgt, die Entstehung des Mondes weiter aufzuklären. Es könnte sein, dass der Mond - wie andere Körper des Sonnensystems - von einem flüssigen Magma-Ozean umhüllt war: "Beim Erstarren kristallisierten am Boden Mineralien wie Olivin und Pyroxen aus. Weniger dichte Mineralien schwammen an die Oberfläche und bildeten dort eine Kruste aus." Um diese Theorie zu untermauern, muss das Mondgestein nun weiter untersucht werden.