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Braille-Schrift

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Braille-Schrift - Verdrängen Apps die Blindenschrift?

Ludwig Braille erfand die Blindenschrift mit den sechs Punkten vor fast 200 Jahren. Heute ist die Braille-Schrift zwar noch fester Bestandteil auf dem Lehrplan blinder Kinder. Aber im Alltag verliert sie an Bedeutung. Von Nabila Abdel Aziz

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Sie kann Texte und Handschriften vorlesen, Gesichter erkennen und Produkte im Supermarkt anhand von Barcodes unterscheiden: die App „Seeing AI“, also Seeing Artificial Intelligence. Ähnliche gute Dienste bietet blinden Menschen die App „Be my Eyes“. Sie vernetzt sehende und nicht-sehende Menschen, erklärt Aleksander Pavkovic vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund. Blinde Menschen, die Unterstützung brauchen, werden über einen Videoanruf mit Sehenden verbunden. Die beschreiben dann, was im Video zu sehen ist. „Ich kann mich dann beispielsweise vergewissern, ob noch irgendwo Licht brennt in der Wohnung oder ob bestimmte Farben bei Kleidungsstücken zusammenpassen,“ schwärmt Pavkovic.

Braille-Schrift wird nicht verschwinden

Forscher und Unternehmen entwickeln immer mehr Apps und andere technische Hilfsmittel, die blinden Menschen mehr Unabhängig ermöglichen. Doch sie können die Braille-Schrift nicht völlig ersetzen, sagt Annette Pavkovic. Die Lehrerin unterrichtet blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche an der Edith-Stein-Schule außerhalb Münchens. „Lesen und Schreiben sind einfach unerlässliche Kulturtechniken, die würde man einem sehenden Kind ja auch nie vorenthalten und sagen, du kannst doch einfach auf deinem Ipad wischen und es dir vom Tablet vorlesen lassen.“

Braille-Zeile ersetzt Computerbildschirm

Pavkovic unterrichtet Braille und Computertechnologie immer in Kombination. Spätestens beim Berufseintritt sei es unabdingbar beides zu können, so die Lehrerin. Die sogenannte Braille-Zeile kombiniert beides. Das Gerät sieht aus wie ein schmales Keyboard. Es stellt Zeichen vom Computer oder Smartphone-Bildschirm für den Benutzer in Braille-Schrift und ersetzt so den Bildschirm.

Auf die Kombination kommt es an

Markus Lang forscht an der an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zur Zukunft der Braille-Schrift. Er ist der Meinung: Die Kombination, Braille und Computertechnologie, ist das, was blinden Menschen viele Türen öffnen kann. „Es geht wirklich darum, beide Elemente zu verbinden und beides gleichzeitig, zielgerichtet und gut auszuwählen.“