Nach dem Abkoppeln der russischen Sojus-Raumkapsel von der ISS wird es rund drei Stunden dauern, bis Alexander Gerst, die US-amerikanische Astronautin Serena Auñón-Chancellor und der russische Kosmonaut Sergei Prokopjew die Erde erreichen. Mit einer Geschwindigkeit von rund 28.000 Kilometern pro Stunde tritt die Kapsel in die Erdatmosphäre ein. Dabei wird ihre Außenhülle über 1.000 Grad heiß. Währenddessen werden die drei Raumfahrer ziemlich durchgerüttelt und in ihre Sitze gepresst. "Ich kann kaum atmen, weil meine Zunge so stark an den Gaumen gedrückt wird", beschrieb Gerst 2014 den Rückflug von seinem ersten ISS-Aufenthalt. Kurz vor der Landung bremsen Fallschirme die Raumkapsel, bis sie schließlich in der Steppe von Kasachstan aufsetzt.
Alexander Gersts Heimweg: Von Kasachstan über Norwegen nach Köln
Nach der Landung helfen die Mitglieder des Boden-Teams den Raumfahrern aus der Kapsel. Es folgen erste medizinischen Untersuchungen, dann werden die drei mit einem Hubschrauber in die kasachische Stadt Karaganda geflogen, wo sie mit einer traditionellen Willkommenszeremonie begrüßt werden. Anschließend trennen sich die Wege: Prokopjew reist ins Sternenstädtchen in der Nähe von Moskau, wo sich das Kosmonautentrainingszentrum befindet. Auñón-Chancellor und Gerst fliegen mit einem Flugzeug nach Norwegen. Dort wartet ein Flugzeug, das Gerst nach Köln bringt, wo er er gegen 20:45 Uhr ankommen soll. Die erste Pressekonferenz mit Astronaut Gerst nach seiner Rückkehr zur Erde ist für Samstag, 11:15 Uhr, geplant.
Herausforderung Schwerkraft: Gerst wird 21 Tage überwacht
Nach seiner Rückkehr verbringt Gerst mindestens 21 Tage lang unter medizinischer Aufsicht, während er sich wieder an das Leben auf der Erde gewöhnt. Nicht nur das Herz-Kreislauf-System, auch Knochen und Muskeln müssen sich wieder an die Schwerkraft anpassen. Auch das Immunsystem ist möglicherweise beeinträchtigt, deshalb müssen alle, die mit dem Raumfahrer Kontakt haben, strikte Hygienevorkehrungen befolgen.
Länger als geplant auf der ISS
Gerst sollte eigentlich schon Anfang Dezember zur Erde zurückkehren. Wegen des Fehlstarts einer Sojus-Rakete mussten Gerst, Auñón-Chancellor und Prokopjew aber auf der ISS wochenlang auf Verstärkung warten. Mehrere geplante Experimente fielen aus, außerdem die zwei vorgesehenen Außeneinsätze von Gerst. Ein Rätsel bleibt zudem, wie während seines ISS-Aufenthalts ein winziges Loch in die Wand der angedockten Sojus-Kapsel geraten konnte. Gerst und seine Mitheimkehrer bringen Proben von der Außenwand der Sojus-Kapsel mit zur Erde, wo russische Experten diese untersuchen sollen.
Rekord-Raumfahrer Gerst
Zählt man seine beiden bisherigen Missionen zusammen, war kein Deutscher so lange im All wie Gerst: fast ein Jahr. Doch vielleicht wird es sogar noch mehr: "Er ist weiter Mitglied des ESA-Astronauten-Corps, insofern ist auch die Möglichkeit eines weiteren Flugs gegeben", sagt Jan Wörner, Generaldirektor der europäischen Weltraumagentur ESA. Auch Missionsleiter Volker Schmid vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) meint: "Ich gehe davon aus, dass er noch mal fliegt." Es wäre Gersts dritte Reise ins All. So oft im Weltraum war unter den deutschen Astronauten nur Ulf Merbold zwischen 1983 und 1994.
Kosmonaut Oleg Kononeko untersuchte am 11. Dezember das Leck am Sojus-Raumschiff von außen.