Gegen den spontanen Schmerz hilft oft ein Aspirin. Das ist bekannt – überall auf der Welt. Das Medikament hilft schon seit über einem Jahrhundert gegen Schmerzen und feiert jetzt Jubiläum.
Erfindung und Herstellung im 19. Jahrhundert
Am 10. August 1897, also vor genau 125 Jahren, entwickelte eine kleine Gruppe deutscher Pharmazeuten das Medikament Acetylsalicylsäure, kurz ASS. Die Herstellungsformel der Chemiker: ein Extrakt aus Weidenrinde, die schon in der Antike als schmerzlindernd galt, plus Acetylchlorid, also Essigsäurechlorid. Das Ergebnis war ein für die breite Bevölkerung verträgliches Arzneimittel. Zwei Jahre später brachte das Pharmaunternehmen Bayer "Aspirin" auf den Markt.
Keine nachhaltigen Nebenwirkungen bekannt
Für Professor Heribert Schunkert, Klinikdirektor am deutschen Herzzentrum München, eine auch heute noch äußerst hilfreiche Arznei: "Aspirin war Erster am Platze und hat sich gehalten, weil es nach wie vor in vielerlei Hinsicht auch der Beste am Platze ist." So sei die Verträglichkeit sehr gut und man wisse, dass langfristig keine nachhaltigen Nebenwirkungen zu befürchten seien, wie eine erhöhte Krebswahrscheinlichkeit oder sogar Demenz, so der Klinikdirektor. "All das ist nicht der Fall. Auch wenn Jahre und Jahrzehnte lang Aspirin eingenommen werden."
Aspirin als Mittel zur Blutverdünnung geschätzt
Grundsätzlich gilt: Eine Tablette plus ein Glas Wasser und schon hilft die Acetylsalicylsäure in kurzer Zeit gegen Schmerzen, gegen Entzündungen und gegen Fieber. Zumindest kurzfristig. Darüber hinaus ist ASS aber auch ein Medikament zur Blutverdünnung. Blutplättchen verklumpen dadurch weniger, was ein entscheidender Faktor bei ernsthaften Erkrankungen sein kann, weiß Christoph Spinner vom Münchner Klinikum Rechts der Isar.
"Acetylsalicylsäure führt über die Hemmung der Blutplättchen auch dazu, dass man weiß, dass das Überleben bei Durchblutungsstörungen des Herzens und der Gefäße verbessert wird. Das sorgt nämlich stark vereinfacht dafür, dass die Verdünnung des Blutes begünstigt wird. Und deswegen ist das Medikament für Menschen mit Blutgefäßerkrankung von entscheidender Wichtigkeit", so Spinner.
- Zum Artikel: "Was nicht zusammenpasst - Wechselwirkungen von Medikamenten"
Aspirin laut WHO unentbehrliches Arzneimittel
Blutgerinnsel in den Herz-Kranz-Gefäßen oder Herzinfarkte enden oft tödlich, ASS kann dies jedoch tatsächlich vermeiden. Auch deshalb zählt der Wirkstoff laut der Weltgesundheitsorganisation WHO zu den unentbehrlichen Arzneimitteln der Welt.
Einfach Aspirin nehmen, um Herzinfarkten vorzubeugen, und ohne zuvor Probleme in den Blutgefäßen oder am Herz gehabt zu haben, davon rät Heribert Schunkert jedoch ab. Diese Einnahme sei äußerst umstritten, weil große Studien keinen nachhaltigen Sinn für diese dauerhafte Einnahme von Aspirin bei an und für sich gesunden Menschen gesehen hätten, so Schunkert.
Leber- oder Nierenerkrankte: Einnahme nicht ohne ärztlichen Rat
Nicht zu vergessen: Manche Menschen vertragen das Medikament weniger gut. Vor allem Menschen mit schwerer Leber- oder Nierenerkrankung oder auch hohen Cholesterinwerten sollten vor der Einnahme zunächst den Arzt des Vertrauens befragen. Am Ende könnte hier die Leber entscheidend Schaden nehmen.
Man könne mit fast allen Stoffen bei zu hoher Dosierung zum Teil tödliche Nebenwirkungen auslösen, erklärt Christoph Spinner, das gelte natürlich auch für Acetylsalicylsäure: "Man muss es als Erstes richtig dosieren. Und die häufigsten Komplikationen sind tatsächlich Blutungen, zum Beispiel aus Magengeschwüren, weil die Thrombozytenaggregation, also die Blutplättchen, entsprechend gehemmt werden."
Für die meisten Menschen ohne Vorerkrankung gilt aber beim nächsten Kopfschmerz oder Kater: Aspirin - in Maßen - und im Zweifel in Absprache mit dem Arzt oder Apotheker.
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