Magersüchtige kämpfen mit ihrem Gewicht. Trotz Untergewicht empfinden sie sich häufig zu dick.
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Magersüchtige kämpfen mit ihrem Gewicht. Trotz Untergewicht empfinden sie sich häufig zu dick.

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An einer Magersucht sind auch Gene schuld

Magersucht ist keine rein psychische Erkrankung. An der Essstörung Anorexia nervosa sind mindestens zur Hälfte Stoffwechselgene beteiligt. Das fanden Forscher heraus, als sie die Gene von Erkrankten untersuchten. Ein neuer Ansatz für Therapien?

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

An Magersucht erkranken meist junge Menschen. Mädchen sind immer noch mehr davon betroffen als Jungen. Im schlimmsten Fall kann Anorexia nervosa sogar tödlich enden, weil Organe nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden. Wer an Magersucht leidet, ist meist untergewichtig und fühlt sich doch zu dick. Die eigene Körperwahrnehmung stimmt nicht mehr mit der Realität überein. Die Betroffenen versuchen, möglichst wenig Nahrung zu sich zu nehmen oder durch extremen Sport und Abführmittel, die aufgenommenen Kalorien möglichst schnell wieder abzubauen. Essstörungen wurden bislang als psychische Erkrankung bezeichnet und unter diesem Aspekt therapiert.

Gene von Magersüchtigen im Fokus

Eine Studie aus dem Jahr 2019 fand mögliche körperliche Ursachen für die Entwicklung einer Magersucht heraus. Die Annahme, dass auch Gene an der Entstehung dieser gefährlichen Erkrankung beteiligt sind, wurde bereits durch frühere Studien belegt. So zeigten Familien- und Zwillingsstudien die erblichen Faktoren und ihre Zusammenhänge mit einer Magersucht auf. Im Fachblatt Nature Genetics wurde im Juli 2019 eine Studie veröffentlicht, die den Einfluss der Gene bei der Entwicklung einer Magersucht betrachtet. Die Psychologinnen Hunna Watson und Cynthia Bulik von der University of North Carolina nahmen das Erbgut von 17.000 Anorexie-Patienten genauer unter die Lupe und verglichen es mit einer Kontrollgruppe von 55.000 gesunden Menschen.

Stoffwechselgene als Ursache für Magersucht

Bei den Analysen, an denen auch Wissenschaftler des Kings College in London beteiligt waren, wurden acht Gene identifiziert, die eine Essstörung mit Angstzuständen, Depression sowie Zwangsstörung in Verbindung bringen. Eine Erkenntnis, die für die Forscher zunächst nicht überraschend war. Dass allerdings in diesem Bereich ebenso Gene sichtbar wurden, die für Stoffwechselprozesse im Körper zuständig sind, wirft eine neues Licht auf die Ursachen der Magersucht und ihre Therapie.

Wenn sich demnach Gene, die für Stoffwechsel und Immunsystem zuständig sind, mit Genen, die für psychische oder psychiatrische Probleme stehen, kombinieren, dann ist das Risiko, an Anorexie zu erkranken, deutlich höher. Die Ursachen liegen etwa zu 50 Prozent in den Genen, der andere Teil wird auf gravierende Lebensereignisse oder andere Faktoren zurückgeführt, betonen die Forscher.

Neue Therapien für Magersüchtige

Stoffwechselstörungen wurden bei einer Magersucht bislang eher als Folge der Erkrankung betrachtet. Eine genetische Ursache benötigt jedoch neue Therapien zur Behandlungen einer Magersucht. Die Wissenschaftler sehen Magersucht als eine "metabolisch-psychiatrische Störung" und betonen, dass nur eine Therapie, die die körperlichen Faktoren mitberücksichtigt, erfolgreich sein kann. Das wäre ein neuer Ansatz, der vielleicht sogar die Behandlungschancen erhöhen könnte, so die Hoffnung der Forscher. Denn die Rückfallquote ist unter Magersüchtigen bislang immer noch viel zu hoch.

Magersucht bei Erwachsenen
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Die Körperwahrnehmung bei Magersüchtigen entspricht nicht immer der Realität.