Ammoniak reizt Augen und Atemwege
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Ammoniak reizt Augen und Atemwege

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Ammoniak - giftiger Grundstoff für Sprengstoff und Dünger

Ammoniak zählt zu den meistproduzierten Chemikalien weltweit. In hoher Konzentration ist das stechend riechende Gas allerdings giftig. Wie gefährlich ist es tatsächlich?

Über dieses Thema berichtet: Schulfernsehen am .

Ammoniak ist ein stechend riechendes, farbloses, wasserlösliches und giftiges Gas. Es besteht aus einem Stickstoff- und drei Wasserstoffatomen. Die Summenformel von Ammoniak ist NH3. Der Name Ammoniak geht zurück auf das "Ammonssalz" (Ammoniumchlorid), das im Altertum in der Nähe eines dem ägyptischen Gott Ammon geweihten Tempels in Ammōnía gefunden wurde. Heute wird dieser Ort im Westen Ägyptens Oase Siwa genannt.

Giftig als Gas und in flüssiger Lösung

Das Einatmen von Ammoniak reizt und verätzt die Schleimhäute und kann zu starken Schäden in den Atemwegen führen. Als hochkonzentriertes Gas kann es tödlich wirken. Der stechende Geruch ist allerdings ein deutlicher Warnhinweis, der meist vor einer Vergiftung schützt. Auch der direkte Kontakt von Augen oder Haut mit Ammoniak in wässriger Lösung - Ammoniakwasser oder Salmiakgeist genannt - kann zu einer Vergiftung führen.

Ammoniak zählt zu den meistproduzierten Chemikalien und ist Grundstoff bei der Produktion chemischer Verbindungen wie Harnstoff, Natriumcarbonat oder Salpetersäure. Aus Ammoniak lassen sich Chemiefasern, Sprengstoff und Düngemittel herstellen. Es wird auch als Kältemittel in Eishallen, Kühlhäusern und Industrie eingesetzt. Zur Gewinnung des Gases dient seit über hundert Jahren meist das Haber-Bosch-Verfahren. Die Chemiker Fritz Haber und Carl Bosch wurden dafür mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Haber im Jahr 1919, Bosch erst im Jahr 1931. Wichtigster Schritt ist die Ammoniaksynthese, bei der Stickstoff und Wasserstoff eine Verbindung eingehen. Notwendig dazu ist ein Druck von etwa 300 bar, eine Temperatur von etwa 450 Grad Celsius und ein eisenhaltiger Katalysator.

Für den Einsatz in der chemischen Industrie wird Ammoniak eigens produziert. Das Gas entsteht aber auch unbeabsichtigt und ist dann nicht mehr nützlich, sondern ein Schadstoff in der Luft. Der Großteil des ausgestoßenen Ammoniaks, nämlich laut Umweltbundesamt rund 95 Prozent, stammt aus der Landwirtschaft. Es entweicht hauptsächlich aus Stallmist und Gülle, die als Dünger ausgebracht werden. Dazu kommen Stickstoffdünger, Gärreste aus der Erzeugung von Biogas und die Ausscheidungen von Weidetieren.

Aus Ammoniak wird Feinstaub

Das freigesetzte Ammoniak breitet sich in der Luft aus. Dort reagiert das Gas mit anderen Luftschadstoffen und bildet Feinstaub. Das Gas und seine Verbindungen gefährden nicht nur die Gesundheit von Menschen, sondern schädigen auch Pflanzen und ganze Ökosysteme.

So können Ammoniak-Verbindungen etwa ursprünglich nährstoffarme Gewässer überdüngen und übermäßiges Wachstum von Algen und Wasserpflanzen auslösen. Das Wasser wird dann trüb und weniger lichtdurchlässig. Das entzieht vielen Pflanzen, Kleinlebewesen und Tieren die Lebensgrundlage.

Video: Ammoniak entweicht aus Offenstall

Schweine im Offenstall
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Schweine im Offenstall: Das Ammoniak aus dem Kot und Urin der Tiere stinkt, ist gesundheitsgefährdend und kann zur Überdüngung der Umwelt führen.

Dieser Artikel ist erstmals am 27.03.2019 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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