Die Aufnahme zeigt das Sternsystem Alpha Centauri als hell leuchtenden Punkt. Die beiden sonnenähnlichen Sterne können in der Aufnahme nicht räumlich voneinander getrennt werden und sind daher als ein einzelner leuchtender Punkt zu sehen.
Bildrechte: ESO/Digitized Sky Survey 2 Acknowledgement: Davide De Martin

Auf dieser Aufnahme des Alpha Centauri-Systems sind die einzelnen Sterne nicht zu unterscheiden. Auch die Exoplaneten kann man nicht sehen.

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Alpha Centauri hat vielleicht einen weiteren Exoplaneten

Astronomen haben erstmals Hinweise auf einen Exoplanet gefunden, der möglicherweise am Rande der habitablen Zone den sonnenähnlichen Stern Alpha Centauri A umkreist - direkt in unserer stellaren Nachbarschaft.

So schaut es die stellare Nachbarschaft aus: Da ist natürlich unsere Sonne. Dann kommen in verschiedenen Abständen die acht Planeten des Sonnensystems, dann noch sehr viel eisiges Kleinzeug. Nach rund einem Lichtjahr ist das Sonnensystem in allen Richtungen zu Ende und dann kommt erst mal wenig bis gar nichts. Würde man sich auf der südlichen Halbkugel der Erde befinden und das Sternbild des Zentaur studieren, dann könnte man dort unsere nächsten Nachbarn am Nachthimmel leuchten sehen: das Dreifachsternsystem Alpha Centauri. Es ist rund 4,3 Lichtjahre von der Erde entfernt. Genau dieses Dreifachsternsystem könnte nun noch um einen neuen Exoplaneten erweitert werden. Hinweise auf die Existenz des Exoplaneten wollen Forscher der astronomischen Programms Breakthrough Watch um Kevin Wagner von der University of Arizona aufgespürt haben. Ihre Ergebnisse stellten sie kürzlich im Fachmagazin „Nature Communications“ vor.

Alpha Centauri - Nachbar mit drei Sternen

Unser nächster Nachbar Alpha Centauri funktioniert als Sternsystem ganz und gar anders als unser eigenes Sonnensystem. Denn im Sonnensystem befindet sich ein einzelner Stern, die Sonne, im Mittelpunkt. Alpha Centauri aber besteht aus zwei sonnenähnlichen Sternen, Alpha Centauri A und Alpha Centauri B, die sich gegenseitig umrunden. Sie bilden selbst ein Doppelsternsystem. Dieser stellare Doppelpack wird in weiterer Entfernung von einer Art Anhängsel umrundet, dem roten Zwerg Proxima Centauri, der sehr viel kleiner und leuchtschwächer ist als die beiden sonnenähnlichen Sterne.

Zwei Exoplaneten für Proxima Centauri, keiner für Alpha Centauri B

Was Proxima Centauri im Vergleich zu den beiden größeren Sternen fehlt, macht der Planet aber an Exoplaneten wett: In den vergangenen Jahren haben Astronomen bereits zwei Exoplaneten um diesen roten Zwerg aufgespürt. Sogar angeblich mysteriöse Signale empfingen Forscher auf der Erde vor kurzem aus der Umgebung dieses Sterns. Vor einigen Jahren wurde auch der Fund eines Planeten um Alpha Centauri B verkündet. Leider stellte sich dieser wiederum einige Jahre später als Störsignal heraus. Somit ist Proxima Centauri bislang der einzige Stern unseres Nachbarsternsystems, der gesichert Exoplaneten in seinen Umlaufbahnen hat.

Das Interesse der Forscher am Alpha Centauri-System ist groß

Trotzdem geben Forscher nicht auf, noch nach weiteren Planeten in dem Dreifachsternsystem Ausschau zu halten. Das liegt hauptsächlich daran, dass es einfach zu schön wäre, würden sie dort weitere Planeten finden. Vor allem die habitablen Zonen um die beiden sonnenähnlichen Sterne haben es Astronomen angetan. Denn in diesen Zonen könnte es flüssiges Wasser auf der Oberfläche eines Planeten geben, und das wiederum würde einen Exoplaneten von der prinzipiellen Bewohnbarkeit für Leben nicht ausschließen – siehe unsere Erde, die brav in der habitablen Zone um die Sonne liegt und definitiv über flüssiges Wasser auf ihrer Oberfläche verfügt. Leider ist es derzeit kaum möglich, derartige Planeten mit den gegebenen technischen Möglichkeiten zu entdecken. Zu klein und zu leuchtschwach sind diese Planeten, zu hell sind ihre sonnenähnlichen Sterne. Die üblichen Techniken, mit denen Forscher bislang weit über 4000 Exoplaneten in anderen Sternsystemen gefunden haben, können gerade bei den so interessanten erdähnlichen Planeten nicht zum Einsatz kommen.

Alpha Centauri im Fokus von Breakthrough Watch

Das Alpha Centauri-System aber befindet sich nah genug an der Erde, sodass Forscher Technologien erproben könnten, die eines Tages auch bei weiter entfernten Sternen mit noch besseren Teleskopen zum Einsatz kommen könnten. Genau das haben Kevin Wagner und seine Kollegen im Rahmen von Breakthrough Watch getan. Breakthrough Watch ist wiederum Teil der Breakthrough Initiatives, eines Programms, das vom Unternehmer Yuri Milner ins Leben gerufen wurde. Sein Ziel ist die Suche nach außerirdischem Leben. Für dieses Projekt hat Breakthrough Watch mit der Europäischen Südsternwarte ESO zusammengearbeitet. Am Very Large Telescope VLT in der chilenischen Atacamawüste konnte so das NEAR-Experiment durchgeführt werden.

Das NEAR-Experiment am Very Large Telescope

Mit dem NEAR-Experiment konnten die Forscher das VLT um einige spezielle Instrumente erweitern, zum Beispiel um einen Koronographen, der das Licht eines sonnenähnlichen Sterns blockiert. Dadurch könnte ein sehr viel leuchtschwächerer Exoplanet in seiner Umlaufbahn zum Vorschein kommen. Insgesamt hundert Beobachtungsstunden von Mai 2019 bis Juni 2019 verwendeten die Forscher, um Alpha Centauri A genauer zu untersuchen. Diese Beobachtungen fanden im infraroten Bereich des elektromagnetischen Spektrums statt. In diesem Wellenlängenbereich scheint ein sonnenähnlicher Stern nicht so hell wie im sichtbaren Bereich, während ein potenzieller Exoplanet in seiner Umlaufbahn in der habitablen Zone dort besonders hell leuchten würde. Das macht es möglich, ein derartiges Signal überhaupt aufzuspüren.

Hundert Beobachtungsstunden, ein potenzieller Exoplanet

Einfach ist ein derartiges Unterfangen trotzdem nicht. Von den hundert wertvollen Beobachtungsstunden konnten die Forscher etwa 23 Stunden nicht auswerten, weil die Signalqualität nicht gut genug war. Aus den verbleibenden Stunden filterten sie allerdings ein spannendes Signal heraus, eben das eines potenziellen Exoplaneten um Alpha Centauri A. Bislang ist er nicht vielmehr als ein infrarotes Pixelklümpchen. Sollte sich das Signal tatsächlich als Planet entpuppen, würde es sich dabei um einen etwa neptungroßen Exoplaneten handeln, um einen Gasplaneten also. Darauf stehen könnte man nicht. Allerdings könnte sich der Planet laut den Forschern direkt am äußeren Rand der habitablen Zone um Alpha Centauri A befinden. Das schließt die Existenz von flüssigem Wasser auf der Oberfläche nicht komplett aus.

Exoplaneten-Kandidat statt Exoplanet für das Dreifachsternsystem Alpha Centauri

Allerdings sind auch die Forscher in ihrem Fachartikel vorsichtig, nur von einem Kandidaten zu sprechen. Denn sicher, ob es diesen Exoplaneten gibt, können sie nicht sein. So wäre es auch denkbar, dass sie stattdessen eine warme Staubwolke beobachtet haben, die um Alpha Centauri A kreist. Oder unbekannte Störsignale in ihrem Versuchsaufbau machen einen Strich durch die exoplanetare Rechnung. Klärung hätte eine weitere Beobachtungskampagne mit dem Very Large Telescope im Jahr 2020 bringen können. Da allerdings störte die weltweite Corona-Pandemie neben so einigem Anderem auch den Betrieb der Teleskope dieser Erde. Inzwischen haben die Wissenschaftler mehr Beobachtungszeit für das Teleskop beantragt. Auch dürften weitere Teams aus Wissenschaftlern das Alpha Centauri-System mit anderen Methoden beobachten, um herauszufinden, ob unser sonnenähnlicher Nachbar Alpha Centauri A wirklich über diesen Exoplaneten verfügt oder nicht.

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