Schriftzug: Warum wollen alle wieder zum Mond?
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Seit einigen Jahren ist der Mond für die Weltraumorganisationen und die Wissenschaft wieder interessant geworden. Dafür gibt es mehrere Gründe.

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Aktuelle Mondfahrt: Der neue Run auf den Mond

50 Jahre ist die erste Mondlandung her, seither hat sich viel Mondstaub in Armstrongs Spuren abgesetzt. Doch jetzt streben immer mehr Nationen wieder zum Mond. Auch Menschen sollen wieder zum Mond reisen. Und Deutschland ist mit dabei.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Seit Eugene Cernan am 14. Dezember 1972 in die Apollo 17 kletterte, hat kein Mensch mehr die von Kratern überzogene Oberfläche des Mondes betreten. Sind wir fertig mit dem Mond?

Im Gegenteil: Das Mondfieber ist längst wieder ausgebrochen. Indien steht kurz vor seiner ersten Mondlandung, die China schon Anfang des Jahres gelungen ist. Israel wollte ebenfalls in diesem Jahr auf dem Mond landen, ist aber gescheitert. Auch die europäische Raumfahrtagentur ESA plant zusammen mit Kanada und Japan, eine Sonde auf dem Mond zu landen: Heracles soll sie heißen.

In Wirklichkeit hat die Mondfahrt nie aufgehört. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Mondmissionen. Die meisten wirbelten allerdings nicht allzuviel Staub auf, weil sie nicht auf dem Mond landeten, sondern ihn "nur" umkreisten. Wie der Lunar Reconnaissance Orbiter LRO, der nach zehn Jahren aktuell immer noch im Mondorbit unterwegs ist.

Nächste bemannte Mondmission geplant

2024 sollen auch wieder Menschen den Mond betreten, das hat US-Präsident Donald Trump beschlossen. Und deutsche Raumfahrttechnik wird sie hinbringen: Im Auftrag der ESA baut das Unternehmen Airbus Defence and Space mit Sitz in Taufkirchen das European Service Module ESM, das gewissermaßen das Herzstück der Mondfähre Orion werden soll. Das erste ESM ist bereits fertig und wurde Ende 2018 der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA geliefert. In dieser Woche wird es erstmals mit dem Crew Module, in dem sich die Astronauten aufhalten werden, verbunden.

Europas Service-Modul ist das Herzstück der Mondfähre Orion

Das ESM wird Motor, Steuerung, Heizung und Lüftung für die Orion sein, zudem befinden sich in dem Zylinder mit vier Metern Höhe und vier Metern Durchmesser die Treibstofftanks sowie Sauerstoff und Wasser für die Astronauten. Sonnensegel mit 19 Metern Spannweite, die im All entfaltet werden, versorgen die Orion mit Energie. "Das Service Module ist das eigentliche Raumschiff," so Oliver Juckenhöfel, Leiter der bemannten Raumfahrt bei Airbus.

2020 soll das ESM mit der Orion erstmals ins All starten, allerdings noch unbemannt. Zwei Jahre später könnten die ersten Astronauten an Bord der Orion unterwegs sein.

Was wollen wir auf dem Mond?

Warum wollen Raumfahrtagenturen überhaupt noch einmal Menschen auf den Mond bringen? Zum einen ist der Mond eines der wenigen Ziele überhaupt für bemannte Raumfahrt. Den einzigen Planeten, den der Mensch betreten könnte, ist der Mars, durch dessen roten Staub sich seit Jahrzehnten zahlreiche Roboter wühlen. Alle anderen Planeten haben entweder keine feste Kruste, wie Jupiter oder Saturn, oder eine viel zu heiße Oberfläche wie die Venus oder sind zu nah an der Sonne wie Merkur. Pluto, der Zwergplanet, ist so weit entfernt, dass eine Mission viele Jahre lang dorthin unterwegs wäre, von Planeten anderer Sonnensysteme ganz zu schweigen.

Wissenschaftliches Interesse am Mond

Der Mond gibt uns aber auch immer noch Rätsel auf. Und das, obwohl er nicht nur der nächste Himmelskörper zur Erde ist, sondern auch der einzige, auf dem überhaupt schon Menschen waren. In den drei Jahren, in denen die Apollo-Missionen von 1969 bis 1972 immer wieder zum Mond flogen, wurden zahlreiche Experimente auf dem Mond durchgeführt. Und 368 Kilogramm Mondgestein zur Erde gebracht. Doch gerade diese Proben vom Mond werfen bei Wissenschaftlern neue Fragen auf: So, wie das Mondgestein beschaffen ist, müsste der Mond einst ein starkes Magnetfeld gehabt haben. Doch für ein starkes Magnetfeld braucht es einen flüssigen Kern wie im Inneren der Erde. Den hat der Mond aber nicht.

"Wir verstehen immer noch nicht, wie er im Innern zusammengebaut ist. Wir haben die Rückseite nie richtig verstanden. Es gibt viele Dinge, die wir noch nicht über den Mond wissen." Ulrich Walter, ehemaliger Astronaut und Leiter des Instituts für Raumfahrttechnik, Technische Universität München

Mit unbemannten Missionen lässt sich heutzutage sehr viel erforschen, doch die Möglichkeiten sind deutlich begrenzter.

"Man kann einen Himmelskörper nur dann umfassend studieren, wenn man ihn besucht. Man versteht ja auch die Erde nicht, wenn man auf ihr landet, ein Stück Granit aus den Alpen, einen Schluck Isarwasser und eine Vogelfeder mit nach Hause nimmt." Stefan Geier, Wissenschaftsredaktion Bayerischer Rundfunk
Illustration der Mondsonde Orion, bestehend aus dem europäischen Antrieb ESM und der Astronautenkapsel vor Mond und Erde
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Die Mondsonde Orion mit dem Europäischen Service Module soll wieder Menschen auf den Mond bringen.

Die Rückseite des Mondes

Die Rückseite des Mondes ist für Astronomen besonders interessant. Von der Erde aus können wir sie nicht erkunden, denn anders als beispielsweise die Planeten dreht uns der Mond immer die gleiche Seite zu. Von Mondmissionen, die den Erdtrabanten umrundet haben, wissen wir, dass die Rückseite des Mondes ganz anders beschaffen ist als die der Erde zugewandte Mondseite. Sie mit Robotern oder Sonden zu erforschen, ist aber schwierig, denn die befinden sich dort in einem gigantischen Funkloch, in dem keine Kommunikation mit der Erde möglich ist.

Die Rückseite des Mondes wäre zudem interessant, um dort beispielsweise Teleskope zu installieren, die - ohne störenden Einfluss der Erdatmosphäre - einen absolut klaren Blick in die Tiefen des Alls ermöglichen würden. Ein stabil auf dem Mond installiertes Teleskop könnte man ganz anders ausstatten und warten als ein Weltraumteleskop wie Hubble. Und der Mond wäre ein gutes Sprungbrett in weitere Ferne.

Lunar Gateway - die permanente Mond-Station

Die NASA möchte nicht nur mit der Orion wieder Menschen auf den Mond schicken, sondern eine permanente Mond-Station schaffen, den Lunar Gateway. Ähnlich wie die Internationale Raumstation ISS, soll der Lunar Gateway den Mond umkreisen und als Zwischenstopp für andere Mondmissionen behilflich sein. Er soll aber nicht nur "Einfallstor" (so die deutsche Übersetzung für "Gateway") zum Mond werden, sondern auch "Ausfalltor" für Reisen in größere Entfernung, etwa zum Mars. Denn für die NASA ist die nächste Mondfahrt nur der erste Schritt zu einem viel größeren Sprung: den auf den roten Planeten.