Eine Apothekerin am Regal.
Bildrechte: stock.adobe.com/benjaminnolte

Um den Arzneimittel-Engpass zu bekämpfen, sollen die Preise für Nachahmer-Präparate angehoben werden. Das Echo darauf ist zwiespältig.

  • Artikel mit Audio-Inhalten

Zwiespältige Reaktionen auf Lauterbach-Pläne zu Arznei-Knappheit

Wer bestimmte Medikamente benötigt, hat schon seit Monaten Schwierigkeiten, diese zu bekommen. Gesundheitsminister Lauterbach will den Lieferengpässen nun entgegensteuern. Die Reaktionen darauf fallen unterschiedlich aus.

In Deutschland sollen die gesetzlichen Krankenkassen für Medikamente, bei denen der Patentschutz abgelaufen ist, deutlich mehr zahlen. Beim sogenannten Festbetrags-System, mit dem die Preise seit über 30 Jahren nach unten gedrückt werden, hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) einen Aufschlag um die Hälfte angekündigt.

Verband Pro Generika lobt Lauterbachs Pläne

Lob dafür kommt vom Geschäftsführer des Branchenverbandes. Allerdings stecken hinter den Engpässen viele Gründe, die man nicht auf einen Schlag abstellen könnte, erklärt der Industrieverband: "Ich glaube, dass der Grundsatz und der Geist, den das Papier atmet, an der richtigen Stelle ansetzt. Teilweise fehlen einfach Verschlusskappen, um die Fiebersäfte derzeit abzufüllen, teilweise fehlen Lkw-Fahrer aus den bekannten Gründen, die wir in vielen anderen Branchen hören", sagte Bork Bretthauer vom Verband Pro Generika.

"Deswegen, kurzum, es wird eher Monate brauchen, vielleicht einen einzelnen Bereichen sogar auch mal ein Jahr oder noch länger", ergänzte er.

Holetschek: "Endlich bewegt sich da was"

Bayerns Gesundheitsminister ist nicht ganz so pessimistisch. Aber der CSU-Politiker wünscht noch entschiedenere Maßnahmen aus Berlin:

"Endlich bewegt sich da etwas. 40 Prozent der Antibiotika werden in China hergestellt, wenn wir heute über kritische Infrastruktur reden, dann gehören aus meiner Sicht definitiv die Medikamente dazu, deswegen wissen wir mehr subventionieren, unterstützen, das muss unmittelbar schnell erfolgen." Klaus Holetschek, Bayerischer Gesundheitsminister

Apothekerverband: Weiter Geduld gefragt

Ähnlich sieht das der Bayerische Apothekerverband. Die Pläne aus Berlin gingen in die richtige Richtung, aber es sei weiter Geduld gefragt: "Die Anhebung der Preise, wie sie der gesunde Bundesgesundheitsminister vorschlägt, ist mit Sicherheit sinnvoll, wird aber in der nächsten Zeit jetzt einfach spontan nichts bewirken", sagte Peter Sandmann vom Apothekerverband.

Skepsis kommt vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen. Es stehe in den Sternen, ob die internationale Pharmaindustrie ihre Abläufe zugunsten Deutschlands verändert, wenn hier höhere Preise gezahlt werden, erklärt der Dachverband.

"Ich glaube, wir dürfen uns nicht dem Irrtum hingeben, zu glauben, weil wir in Deutschland für ein bestimmtes Produkt 20 oder 30 Cent mehr zahlen, wird ein internationaler Pharmakonzern sich entscheiden, statt in China in Spanien oder in Niedersachsen zu produzieren." Florian Lanz, Sprecher der gesetzlichen Krankenkassen

Kassen warnen vor höheren Beiträgen

Die Kassen warnen vor höheren Beiträgen für die Versicherten. Erst einmal müssten sich Patienten und Apotheken weiter irgendwie behelfen, sagt Peter Sandmann vom Apothekerverband: Eltern etwa, indem sie auf Anweisung der Apotheken Zäpfchen für ihre Kinder zerteilen, um die richtige Dosierung hinzubekommen – oder Apotheken, indem sie Säfte selbst zubereiten.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!