Bildrechte: dpa / picture alliance

Richard H. Thaler

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Wirtschaftsnobelpreis: Menschen nicht immer rational

"Er hat die Ökonomie menschlicher gemacht" – mit diesen Worten begründete das Komitee seine Entscheidung. Richard H. Thaler ist ein moderner Ökonom. Einer für den Formel und Mathematik eben nicht alles ist. Von Christine Bergmann

Über dieses Thema berichtet: LÖSCHEN Wirtschaft und Börse am .

Richard H. Thaler weiß und beweist, dass Entscheidungen von Menschen nicht immer rational und sachlich sind, sondern auch mal irrational und von Gefühlen bestimmt. Diese sogenannte Verhaltensökonomie hat in den letzten Jahren viel Platz in der Forschung gefunden. Fast jede Universität, die etwas auf sich hält, hat einen Lehrstuhl dafür. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie das Verhalten der Menschen ganz konkret in Versuchen und psychologischen Spielen erforscht. Richard H. Thaler hat aber nicht nur das Verhalten analysiert, sondern auch der Politik Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Beispiel Altersvorsorge

Bestes Beispiel ist die Altersvorsorge. Viele Menschen legen kein Geld für später zurück, obwohl sie es eigentlich besser wissen. Die Versuchungen, das Geld jetzt auszugeben, sind größer, als die Angst vor Armut im Alter. Nach den Erkenntnissen von Richard H. Thaler aber kann der Staat zur Altersvorsorge animieren, indem er die Leute zwingt, darüber nachzudenken. Eine Möglichkeit, das zu erreichen, ist zum Beispiel, dass eine zusätzliche Altersvorsorge praktisch Pflicht wird. Konkret: Die zusätzliche Altersvorsorge wird für jeden automatisch abgeschlossen. Will man sie trotzdem nicht, muss man selbst aktiv werden und sich explizit dagegen aussprechen.

Erfolgreiches "Anstupsen"

Das ist eine Methode, die in Skandinavien bereits erfolgreich angewendet wird. "Nudging" wird das auch genannt – auf Deutsch – "Anstupsen". Mit solchen sehr populären Fragen hat Richard H. Thaler sicher einen großen Beitrag zur Ökonomie geleistet, Verhaltensweisen und Entscheidungen der Menschen besser zu verstehen. Große Enttäuschung wird es dagegen in der Schweiz heute gegeben haben. Der Schweizer Ökonom Ernst Fehr hat ähnliche Forschungen betrieben und wurde als Kandidat für den Nobelpreis eigentlich immer im gleichen Atemzug wie Thaler genannt. Doch die Jury hat nur einen ausgezeichnet.