Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen Verantwortliche bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young wegen deren Rolle im Wirecard-Skandal. Dem war eine Anzeige durch die Wirtschaftsprüferaufsicht Apas vorausgegangen. Man habe die Anzeige "ausführlich geprüft", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Freitag. Zuvor hatte das "Handelsblatt" berichtet, es werde gegen frühere EY-Prüfer ermittelt.
"Zahlreiche Beschuldigte" im Fall Wirecard
Die Einleitung des Ermittlungsverfahrens sei die normale Vorgehensweise, so die Staatsanwaltschaft. Man führe die Ermittlungen im Gesamtkomplex Wirecard weiterhin "ergebnisoffen gegen zahlreiche Beschuldigte", die man aber aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nenne.
Die Apas hatte die Staatsanwaltschaft bereits im November eingeschaltet. Damals erklärte ein EY-Sprecher, man sehe "keinerlei Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten von Abschlussprüfern von EY im Fall Wirecard."
Toncar: Ermittlungen bedeuten "ganz neue Dimension"
Gegen Ernst & Young gab es wiederholt Vorwürfe, den Prüfauftrag für Wirecard nicht hinreichend ernst genommen und damit zweifelhafte Geschäftspraktiken des Finanzdienstleisters erleichtert zu haben.
Laut dem FDP-Obman im Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestags, Florian Toncar, spreche bisher alles dafür, dass bei der Abschlussprüfung "gravierende Fehler" gemacht wurden. Dass diese Fehler nun auch strafrechtliche Relevanz haben könnten, gebe dem Fall aber "eine ganz neue Dimension".
Ermittlungen wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs
Wirecard hatte Ende Juni Insolvenz angemeldet. Der Zahlungsdienstleister soll jahrelang seine Bilanzen gefälscht haben. Insgesamt 1,9 Milliarden Euro, die auf Treuhandkonten in Asien liegen sollten, sind nicht auffindbar.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen führende Manager wegen des Vorwurfs eines "gewerbsmäßigen Bandenbetrugs". Dabei soll die Wirecard-Chefetage über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben, um das Unternehmen über Wasser zu halten und Kredite zu erschwindeln.
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