Wenn unter dem Weihnachtsbaum ein Fahrrad liegen soll, ein Haushaltsgerät oder ein Produkt aus der Unterhaltungselektronik, dann kann es jetzt schon eng werden mit der Bestellung. In einer Umfrage des Münchener Ifo-Instituts berichteten die allermeisten Händler (mehr als 95 Prozent) in diesen Bereichen im Juli wie im August von nahezu unverminderten Lieferproblemen. "Im Moment sieht es überhaupt nicht danach aus, dass sich die Probleme in der Vorweihnachtszeit entspannen werden", sagte dazu der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.
Bei den Spielwaren, die für Kinder an erster Stelle stehen, hat sich die Lage von Juli auf August etwas entspannt. Statt 100 Prozent der Händler klagten nur noch knapp drei Viertel über ausbleibende Lieferungen. Der Einzelhandelsverband HDE nennt den weltweiten Chipmangel und den Lieferstau in chinesischen Häfen als Ursachen. Waren aus Asien könnten zu Weihnachten generell knapper sein.
Die meisten Spielwaren kommen aus China – viele stecken in der Lieferkette fest
Bestes Beispiel sind Fahrradteile. So kann der Familienbetrieb Rose Bikes, der auch einen Shop in München hat, 60.000 fast fertig montierte Räder nicht liefern, weil entscheidende Teile fehlen. In anderen Branchen sind laut HDE die Lager immer noch gut gefüllt, weil dort seit Corona der Verkauf ins Stocken geraten ist. Vor allem bei Textilien und Bekleidung befürchten Händler erneut die Zurückhaltung der Verbraucher. Diesmal sind es die hohen Energiepreise, welche die Kaufkraft schmälern und die Kauflust verderben.
Handelsexperte empfiehlt: Jetzt schon an Weihnachten denken
Eine Folge könnte sein, dass sich das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr noch weiter nach vorne verlegt und teilweise schon startet, zumindest im Online-Handel. So läuft sich der Versandhändler Amazon bereits für die Schnäppchenjagd rund um den Black Friday warm mit Sonderangeboten im September. Bereits im Sommer haben viele Verbraucher ihre ersten Wunschlisten angelegt. Der Druck sei in diesem Jahr besonders stark, rechtzeitig dabei zu sein, sagte der Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) Kai Hudetz, der Nachrichtenagentur Reuters.
Andererseits hätten viele Händler durch allgemeine Konsumzurückhaltung infolge von Inflation und Preissteigerungen volle Lager, so Hudetz. Die Idee dahinter ist, mit dem früheren Kauf nicht nur ein Schnäppchen zu ergattern, sondern auch noch der Inflation ein Schnippchen zu schlagen. Wenn die Verbraucherpreise demnächst aufs Jahr gesehen zweistellig steigen, dürften auch spätere Weihnachtseinkäufe deutlich teurer werden.
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