VdK-Präsidentin Verena Bentele
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VdK-Präsidentin Verena Bentele

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Wegen Inflation: Verband VdK warnt vor sozialer Krise in Bayern

Der Sozialverband VdK befürchtet, dass immer mehr Menschen in Bayern unter die Armutsgrenze rutschen. Die hohe Inflation treffe vor allem diejenigen, die ohnehin schon schlecht dastünden. Das Sozialministerium hält die Probleme für deutlich geringer.

Die derzeit hohe Teuerung ist für Geringverdiener und Bezieher niedriger Renten nach Einschätzung des Sozialverbands VdK Bayern eine "echte Bedrohung". Die Inflation verschärfe die soziale Ungleichheit enorm, sagte die VdK-Präsidentin Verena Bentele bei der Sommer-Pressekonferenz des Sozialverbands.

Die Bundesregierung müsse dringend Wege finden, um einen sozialen Ausgleich für alle zu finden, die ihn brauchen, forderte Bentele. Maßnahmen wie das von der Bundesregierung geplante Energiegeld reichten nicht aus. Rentnerinnen und Rentner gingen dabei leer aus.

VdK will Hilfen für Rentner einklagen

Der VdK wolle vor Gericht gehen, um auch für Rentner einen Inflationsausgleich zu erzielen, kündigte Bentele an. Das sei aber frühestens im Sommer des kommenden Jahres möglich, wenn Steuerbescheide fürs laufende Jahr verschickt worden sind.

Eine Hilfe, etwa für Hartz-IV-Empfänger, wäre es nach Ansicht des VdK aber auch, wenn es beim Kauf energiesparender Elektrogeräte staatliche Zuschüsse gäbe. Auch das Wohngeld müsse zügig reformiert werden, sagte Bentele. Die Pläne der Bundesregierung, Wohngeld für mehr Menschen zugänglich zu machen, gehen ihrer Ansicht nach in die richtige Richtung. Sie seien aber noch nicht konkret genug.

VdK warnt vor hoher Armutsgefährdung

Die bayerische VdK-Landeschefin Ulrike Mascher kritisierte, dass im Freistaat das Thema Armut nicht genug Aufmerksamkeit bekomme. Bayern sei zwar wohlhabender als andere Bundesländer, für viele Menschen seien aber auch die Lebenshaltungskosten höher als anderswo, stellte Mascher fest.

Wenn man das einrechne, seien 15,5 Prozent der Menschen in Bayern von Armut bedroht. Das heißt sie verfügen über weniger als 60 Prozent der mittleren Einkommen im Freistaat. Bei den Menschen über 65 Jahren liege die Armutsgefährdungsquote sogar bei über 23 Prozent, so Mascher.

Die Aussage der bayerischen Staatsregierung, wonach "das soziale Netz trägt", müsse man deshalb in Frage stellen, findet die VdK-Landeschefin. Die Maschen im sozialen Netz würden immer größer: "Immer mehr Menschen fallen durch".

Widerspruch von der Staatsregierung

Das bayerische Sozialministerium widerspricht dieser Einschätzung des VdK. Diejenigen als armutsgefährdet zu bezeichnen, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben, sei "recht willkürlich festgelegt", erklärte das Ministerium. Auch werde bei dieser Betrachtung Vermögen und auch Wohneigentum nicht berücksichtigt. Bei diesem Punkt stehe Bayern besser da als andere Bundesländer. Auch die Dunkelziffer zur Armutsgefährdung in Bayern werde "von manchen deutlich überschätzt", erklärte das Sozialministerium.

Wenn es um Armutsgefährdung gehe, sei es aussagekräftiger, auf die Zahl der Bezieher von Grundsicherung zu schauen, heißt es aus dem Ministerium. Im Jahr 2020 hätten lediglich 2,8 Prozent der Bürger im Rentenalter Grundsicherung im Alter bezogen, also Leistungen, die den Hartz-IV-Zahlungen entsprechen. Das sei deutlich weniger als der Bundesdurchschnitt von 3,2 Prozent.

Zahl der Mitglieder beim VdK nimmt zu

Bei den Menschen, für die sich der VdK engagiert, sieht er wachsende Probleme – beim Blick auf die eigene Arbeit zieht der Sozialverband gleichzeitig eine positive Bilanz. Im Schnitt würden pro Tag in Bayern 173 neue Mitglieder aufgenommen.

Zuletzt hatten rund 766.000 Menschen im Freistaat einen VdK-Mitgliedsausweis. Damit habe der VdK dreimal so viele Mitglieder wie alle politischen Parteien in Bayern, rechnete der Verbands-Geschäftsführer Michael Pausder vor. Mit den DGB-Gewerkschaften liege der Verband inzwischen fast gleichauf.

Mehr Hilfe für Rentnerinnen und Rentner. Das fordert angesichts der Inflation die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele.
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Mehr Hilfe für Rentnerinnen und Rentner. Das fordert angesichts der Inflation die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele.

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