Eine Gesundheitskarte liegt mit Geld auf dem Tisch.
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Die Beiträge vieler gesetzlicher Krankenkassen werden zum Jahreswechsel angehoben. Doch jeder kann die Kasse wechseln, wenn die Beiträge steigen.

    Wechsel der gesetzlichen Krankenkasse: Das müssen Sie wissen

    Zum Jahreswechsel wird ein großer Teil der gesetzlichen Krankenkassen den Beitragssatz anheben. Ein Grund für viele Kassenpatienten, sich nach einer günstigeren Kasse umzusehen. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

    Alle gesetzlich Versicherten können sich für jede gesetzliche Kasse entscheiden. Alter, Einkommen oder Erkrankungen spielen keine Rolle. Dennoch bleiben viele Fragen. Die Antworten darauf finden Sie hier.

    Kann jeder die Kasse wechseln?

    Es gilt der sogenannte Kontrahierungszwang: Jede Kasse muss alle aufnehmen, die das Recht haben, sich gesetzlich zu versichern. Ein Wechsel innerhalb der privaten Krankenversicherung oder von der Privatversicherung in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist hingegen wesentlich schwieriger als ein Wechsel innerhalb der GKV.

    Muss ich mich bei meiner alten Kasse abmelden?

    Nein. Alles, was Versicherte machen müssen, ist: Sich eine Kasse suchen, von der sie denken, dass sie zu ihnen passt. Bei der müssen sie sich einfach anmelden. Mehr nicht. Die neue Kasse übernimmt die Ummeldung.

    Muss ich den Arbeitgeber informieren?

    Die Verbraucherzentralen empfehlen, den Arbeitgeber von einem Kassenwechsel in Kenntnis zu setzen. Denn der Beitrag wird vom Bruttolohn abgezogen, den der Arbeitgeber überweist.

    Muss ich eine bestimmte Zeit bei einer Kasse bleiben?

    Grundsätzlich müssen Kassenpatienten mindestens ein Jahr bei einer Kasse bleiben, bevor sie eine neue suchen können. Allerdings gibt es eine Ausnahme: Wenn eine Kasse den Beitragssatz erhöht, haben Versicherte ein Sonderkündigungsrecht.

    Welche Fristen gelten?

    Die Kündigung gilt zum Ende des Monats und wird zwei Monate später wirksam. Wer im Januar eine neue Kasse sucht, weil seine alte Kasse den Beitrag zum Jahreswechsel anhebt, der kann zum 1. April bei seiner neuen Kasse sein und einen gegebenenfalls günstigeren Beitrag zahlen.

    Wie erfahre ich von einer Beitragserhöhung meiner Kasse?

    Normalerweise müssen Kassen ihre Versicherten per Brief informieren, wenn sie den Beitrag anheben. Bis Mitte 2023 hat die Bundesregierung diese Pflicht allerdings ausgesetzt. Damit sollen Portokosten in zweistelliger Millionenhöhe gespart werden, erklärt die Bundesregierung. Wer sich über den Beitragssatz seiner Kasse informieren will, muss also beispielsweise auf der jeweiligen Online-Seite nachschauen.

    Wie viel kann ich durch einen Kassenwechsel sparen?

    Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Weil der Beitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung sich prozentual nach dem Einkommen richtet, können diejenigen, die mehr verdienen, auch mehr sparen. Der zweite Faktor ist der Preisunterschied zwischen der alten und der neuen Kasse. Als Faustformel lässt sich sagen: Wer mit einem hohen Einkommen von einer Kasse mit vergleichsweise hohem Beitragssatz zu einer Kasse mit einem vergleichsweise niedrigen Beitragssatz wechselt, spart deutlich mehr als jemand, der mit einem normalen oder niedrigen Einkommen von einer nicht allzu teuren Kasse zu einer billigeren wechselt.

    Warum ist oft von einem Zusatzbeitrag die Rede, der ansteigt?

    Im Sozialgesetzbuch wird zwischen einem allgemeinen Beitragssatz in der Krankenversicherung und einem Zusatzbeitrag unterschieden, den jede Kasse für sich festlegt. Der Zusatzbeitrag wird auf den allgemeinen Beitragssatz, der momentan bei 14,6 Prozent vom Bruttolohn liegt, aufgeschlagen. Der Zusatzbeitrag macht also den Preisunterschied aus. Für die Versicherten ist es allerdings nicht spürbar, dass der Beitrag, den sie zahlen, sich theoretisch aus zwei Teilen zusammensetzt.

    Worauf sollte man neben dem Beitragssatz achten?

    Die Verbraucherzentralen empfehlen, die Kasse nicht nur nach dem Preis auszusuchen. Der Großteil der Leistungen ist zwar bei allen gesetzlichen Kassen gleich. Doch es gibt Unterschiede, etwa bei freiwilligen Leistungen für Eltern oder der Kostenübernahme für professionelle Zahnreinigung. Auch bei der Frage, wie gut eine Kasse für Beratung erreichbar ist, gibt es Unterschiede. Und Anträge, etwa für Hilfsmittel, die die bisherige Kasse genehmigt hat, müssen bei einer neuen Kasse neu gestellt und neu genehmigt werden.

    Die Sozialrechts-Expertin Sabine Wolter von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen empfiehlt daher, einen Kassenwechsel genau abzuwägen: "Wenn ich bei meiner Krankenkasse mit der Versorgung immer sehr zufrieden war, dann macht es nicht so viel Sinn, die Krankenkasse zu wechseln."

    Können Kassen nur zum Jahreswechsel den Beitrag erhöhen?

    Nein. Auch während des Jahres sind Beitragsveränderungen möglich. Sie sind aber selten.

    Wer entscheidet über den Beitragssatz einer Kasse?

    Der Vorstand der Kassen, also sozusagen das Management, gibt eine Empfehlung an den Verwaltungsrat, in dem Vertreter der Beitragszahler sitzen. Der Verwaltungsrat muss dem Vorschlag des Vorstands zustimmen. Das letzte Wort hat gegebenenfalls die jeweilige Aufsichtsbehörde der verschiedenen Krankenkassen. Die Aufsichtsbehörden kontrollieren, ob die Berechnungen der Kassen zum Finanzbedarf korrekt sind.

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