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Christian Sewing

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Was der Deutschen Bank alles zum alten Erfolg fehlt

10.000 Stellen sollen bei der Deutschen Bank gestrichen werden. Deutschlands renommierteste Großbank will sich endlich aus der Krise retten und neue Kraft tanken. Doch ein Blick auf die Bilanz der vergangenen Jahre zeigt gravierendere Probleme.

Über dieses Thema berichtete radioWelt am .

An die großen Zeiten von Alfred Herrhausen würde man bei der Deutschen Bank gern anknüpfen. So ist von Aktionärsvertreter Klaus Nieding zu hören, von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

"Es fehlt im Grunde genommen derjenige, der hier der große Vordenker ist. Wenn man mal an so Leute wie Herrhausen und andere denkt, die im Grunde genommen, sagen wir mal, fünf bis sechs Jahre im Voraus gedacht und geplant haben." Klaus Nieding, Aktionärsvertreter

So hat Herrhausens Nachfolger Hilmar Kopper die Deutsche Bank zu internationaler Größe geführt. Bekannt wurde Kopper aber vor allem als "Mr. Peanuts". Damit verglich er die ausstehenden Handwerker-Rechnungen des Immobilien-Pleitiers Jürgen Schneider.

"Wir schätzen, dass bei allen drei Projekten ein Betrag dabei zur Debatte steht, der ganz deutlich unter 50 Millionen Mark liegt. Wir reden hier eigentlich von Peanuts." Hilmar Kopper, Ex-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank

Über Breuer und Ackermann spricht man nicht mehr gern

Auch von den früheren Vorstandschefs Rolf Breuer und Josef Ackermann spricht man nicht mehr so gern. An Breuer erinnert vor allem das Desaster mit den unzähligen Prozessen gegen den früheren Kunden Leo Kirch. Und Josef Ackermann erwarb sich einen Ruf als gierigster Banker Deutschlands, der 25 Prozent Rendite verspricht und zugleich Stellen streicht. Im Mannesmann-Strafprozess um Untreue trat Ackermann mit einem Victoy-Zeichen im Gerichtssal auf.

"Wenn jemand dadurch in seiner Ehre getroffen ist oder das Gefühl hat, ich respektiere die deutsche Gerichtsbarkeit nicht - dann tut mir das leid. Das war nie beabsichtigt, und war absoluter Quatsch." Josef Ackermann, Ex-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank

Die Arroganz der Macht, die man der Deutschen Bank immer wieder vorwarf, setzt natürlich Geld, Macht und Einfluss voraus. So bekam Ackermann zu seinem 60. Geburtstag von Angela Merkel noch das Kanzleramt zum Feiern zur Verfügung gestellt. Merkel vertraute Ackermann als Berater in der Finanzkrise, bis auch er eine Mitschuld an der Krise einräumen musste. Seinen Nachfolgern Anshu Jain und Jürgen Fitschen überließ Ackermann die Aufräumarbeiten. Fitschen mühte sich vergeblich um einen überzeugenden Kulturwandel, doch der Kirch-Prozess warf auch auf ihn ein schlechtes Licht:

"Ich habe weder belogen, noch betrogen." Jürgen Fitschen, Ex-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank

Der Brite John Cryan galt dagegen als unbelastet von den unzähligen Skandalen aus den Zeiten vor und während der Finanzkrise. Doch Cryan scheiterte am fehlenden wirtschaftlichen Erfolg.

"Wir wissen genau, wohin wir wollen, jedoch hat die Deutsche Bank seit Jahren ein gravierendes Problem, diese Strategie auch umzusetzen. Wir haben beschlossen, dass wir 9.000 Arbeitsplätze streichen werden." John Cryan, Ex-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank

Cryans Nachfolger Christian Sewing will weitere Stellen abbauen. Aber mit Sewing soll zugleich ein "epochaler Wandel" möglich sein. Das erwartet der Chefökonom der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau. Viel Zeit bleibt dafür nicht mehr: Denn Aufsichtsbehörden und Ratingagenturen bemängeln bereits die schier endlose Ertragsschwäche. Es fehlt ein tragfähiges Geschäftsmodell, das Sewing heute vorstellen könnte. Aktionärsvertreter Nieding hat seine Vision bereits entwickelt.

"Die Deutsche Bank wird in fünf Jahren nach wie vor existieren. Sie wird nach wie vor die größte deutsche Privatbank sein. Sie wird nach wie vor eine der fünf größten europäischen Banken sein, und sie wird nach wie vor eine der zehn weltweit agierenden Banken sein." Klaus Nieding, Aktionärsvertreter

Das sind die Minimalziele, auf die sich jeder auf der Aktionärsversammlung heute wird verständigen können.

Von Felix Lincke