Lufthansa biete nach wie vor für Niki und weitere Teile von Air Berlin, nicht aber für das komplette Unternehmen, hieß es in Kreisen des Frankfurter DAX-Konzerns. Einen vorgezogenen Teilverkauf der nicht insolventen Touristiktochter Niki soll es zunächst jedoch nicht geben. Der österreichische Touristikflieger gehört mit seinen geringen Kosten und einer modernen Airbus-Flotte zu den begehrten Teilen des "Air Berlin"-Konzerns.
Fortsetzung des Flugbetriebs beschlossen
Der vorläufige Gläubigerausschuss hatte sich heute in Berlin getroffen, noch bevor das offizielle Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung vom Amtsgericht eröffnet wurde. "Die Ausschüsse haben einstimmig die weitere Betriebsfortführung sowie die Weiterführung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beschlossen", teilte der Generalbevollmächtigte von Air Berlin in dem Insolvenzverfahren, Frank Kebekus, anschließend mit. Die weiteren Verhandlungen würden mit Hochdruck vorangetrieben.
"Unser Ziel ist und bleibt, zügig zu tragfähigen Abschlüssen zu kommen und so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten." Frank Kebelus, Generalbevollmächtigter von Air Berlin im Insolvenzverfahren
Bei dem Treffen sollte auch ein Zeitplan für die nächsten Schritte festgelegt werden. In keinem Fall werde es Entscheidungen zur Käuferauswahl geben, hieß es aus Teilnehmerkreisen.
Insolvent und schuldenfrei
Medien hatten spekuliert, dass in der ersten Sitzung der fünf entscheidenden Gläubiger von Air Berlin bereits die Aufspaltung des Konzerns beschlossen werden könnte. Einen Tag vor der Sitzung hatte der Chef von Ryanair, Michael O'Leary, davon gesprochen, die insolvente Airline vielleicht komplett zu übernehmen, die jetzt schuldenfrei ist. Solche Vorschläge zum Erhalt und zur Fortführung des Unternehmens wären vom Insolvenzverwalter eigentlich vorrangig und zuerst zu prüfen. Ein solches Angebot des Nürnberger Unternehmers Hans Rudolf Wöhrl wurde aber abgewiesen.
Zeitdruck wegen Staatskredits von 150 Millionen Euro
Die bisherigen Gespräche mit Lufthansa und zwei weiteren Fluggesellschaften laufen darauf hinaus, Air Berlin zu zerschlagen und nur einzelne Teile davon zu verkaufen. Angeblich ist alles andere wirtschaftlich nicht sinnvoll. Außerdem würde eine Einbindung von Ryanair und Wöhrl die Gespräche verzögern, die unter Zeitdruck stehen. Denn Air Berlin bleiben womöglich nur wenige Wochen, um mit Hilfe des Staatskredits von 150 Millionen Euro den Flugbetrieb aufrecht zu erhalten.
Wenn das nicht gelingt, müssten die begehrten Start- und Landerechte von Air Berlin ganz neu ausgeschrieben werden. Für diese Rechte könnten sich dann alle Fluggesellschaften gleichermaßen bewerben, also auch Ryanair.