Investmentbanker machen sich zunehmend Hoffnung, dass die sogenannten US-SPACs ("Special Purpose Acquisition Companies") auch in Europa Erfolge einfahren. In den USA haben SPACs in diesem Jahr bis dato schon mehr als 32 Milliarden Dollar eingesammelt. Das ist mehr als jemals zuvor zum Jahresauftakt.
Experten: US-Trend kommt nach Europa
Europäische Banker glauben deshalb, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um das Produkt in Europa zu forcieren und bereiten so viele SPACs vor wie seit mehreren Jahren nicht mehr. Zu den Gründern zählen Prominente wie der Ex-Commerzbank-Chef Martin Blessing oder Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld.
SPAC: Erstmal eine leere Hülle
Mehr als eine leere Hülle gibt es erst mal nicht, wenn ein sogenannter SPAC an die Börse geht. Darunter versteht man "Special Purpose Acquisition Company", in Deutschland ist es am ehesten als "Mantelgesellschaft" oder "Firmenmantel" bekannt.
Ein SPAC ist eine Firma ohne Geschäft oder Produkt, nur dafür da, um Geld von Anlegern einzusammeln. Damit soll anschließend beispielsweise ein vielversprechendes Start-up gekauft werden. Im letzten Schritt schlüpft dieses quasi in die leere Hülle des SPAC und nimmt dessen Platz an der Börse ein.
Die Hoffnung der Anleger ist, dass der Aktienkurs dadurch steigt. Die Start-ups wiederum bekommen einen schnellen Börsengang, mit geringeren Gebühren und weniger Papierkram. Dieses Modell reizt offenbar gerade viele Unternehmer. In den USA sammelten im vergangenen Jahr knapp 250 SPACs den Rekordwert von fast 80 Milliarden Dollar ein.
Mögliches Risiko für Anleger
Doch das Ganze hat einen Haken. Denn auch, wenn der Kurs tatsächlich anfangs steigen sollte, verlieren SPACs im ersten Jahr nach der Übernahme oft ein Drittel ihres Werts. Das haben Wissenschaftler der US-Universität Stanford ausgewertet.
Ein aktuelles Beispiel ist die Firma Nikola, ein gehypter Hersteller von Wasserstoff-Lkw. Von den 93 Dollar Allzeithoch ist nur noch ein Bruchteil übrig. Oder der letzte SPAC-Deal in Deutschland, AEG Power Solutions von 2009. Der Elektronik-Konzern dümpelte erst jahrelang an der Börse dahin, ehe er 2018 schließlich wieder ganz verschwand.
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